Zürich (awp) - Peter Kurer will nach seinem Abgang als Verwaltungsratspräsident von Sunrise kürzer treten. Er sei zu alt, um noch einmal bei einem Grosskonzern eine tragende Rolle zu übernehmen, sagte er im Interview mit dem "SonntagsBlick".

Das Amt als Sunrise-Verwaltungsratspräsident gebe er aus drei Gründen ab: Erstens sei er in einem Alter, in dem er das sowieso nicht mehr lange gemacht hätte. "Zweitens hatte ich die tiefe Überzeugung, dass die Übernahme der UPC das Richtige gewesen wäre." Weil die Aktionäre anderer Meinung gewesen seien, sei es nun Zeit, Platz zu machen.

"Drittens ist die personelle Bereinigung auch deshalb wichtig, weil die heftige Auseinandersetzung über den UPC-Deal innerhalb der Sunrise Spuren hinterlassen hat." Jetzt müsse wieder Ruhe einkehren.

Mehr Zeit für Enkel

Der im Februar angekündigte Kauf der grössten Kabelnetzbetreiberin für 6,3 Milliarden Franken war zum Jahresende am erbitterten Widerstand von Sunrise-Grossaktionären gescheitert. Am Freitag gaben in der Folge Kurer sowie Sunrise-Vizepräsident Peter Schöpfer und CEO Olaf Swantee ihren Abgang bekannt.

Die freiwerdende Zeit will Kurer nun mit seinen Enkeln verbringen: "Der Wegfall des Sunrise-Mandats bringt mir einen Kapazitätsgewinn von 25 Prozent", sagte er. Den wolle er nutzen. Jeder seiner Enkel habe zum Beispiel Anspruch auf einen halben Tag pro Woche mit dem Grossvater. Bald werde er vier Enkel haben.

Weiter blickte Kurer in dem Interview auch auf seine Zeit in der Schweizer Wirtschaft zurück. Als seine grössten Erfolge nannte er die Fusion von BBC und Asea zur ABB und die Entstehung von Novartis. Auch die Zeit des boomenden Investmentbankings bei der UBS sei spannend gewesen, "endete aber in einer grossen Krise".

Falsch zitiert

Während Kurers Zeit als Chefjurist bei der UBS half die Bank amerikanischen Kunden beim Steuerbetrug. "Die Sache war unglücklich, ich war aber nicht direkt involviert", sagte Kurer dazu. Er sei weit weg von diesen Vorgängen gewesen.

Auf die Frage, welche Kritik er als gerechtfertigt ansehe, sagte er: "Man hat nicht gesehen, dass das Grundmodell des schweizerischen Privatbankengeschäfts, nämlich das grenzüberschreitende Geschäft mit ausländischen Staaten, nicht mehr toleriert wurde." Aber diesen Fehler habe nicht er gemacht. "Wir Juristen haben wiederholt auf die Risiken hingewiesen."

Später übernahm Kurer das Präsidium der UBS und war dabei, als der Staat die Grossbank retten musste. Mit seinen späteren Aussagen, die Hilfe wäre nicht nötig gewesen, fühlt sich Kurer falsch zitiert: "Ich sagte, dieser Entscheid sei damals richtig gewesen. Aber im Rückblick wären wir wahrscheinlich auch ohne diese Staatshilfe durchgekommen."

Während aber wegen der UBS nie jemand aggressiv auf ihn zukomme, habe ihm die Swissair-Geschichte enorm geschadet, sagte Kurer weiter. Beim Grounding der Airline vertrat er die UBS. Es grenze an Geschichtsklitterung, dass einige Leute bis heute so täten, als ob die UBS für das Grounding verantwortlich gewesen wäre. "Die Swissair wurde zu Tode gemanagt. Die Leute sehen das aber leider oft nicht und machen keinen Unterschied."

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