Zürich (awp) - Der gescheiterte Kauf von UPC hat bei Sunrise auf den Gewinn geschlagen. Unter dem Strich verdiente der zweitgrösste Telekomkonzern der Schweiz noch 56 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte Sunrise noch einen Reingewinn von 107 Millionen Franken erzielt.

Der geplatzte UPC-Deal riss ein Loch von 107 Millionen Franken in die Kasse, wie Sunrise am Donnerstag bekannt gab. Am 22. Oktober hat Sunrise die für die Finanzierung des 6,3 Milliarden teuren UPC-Kaufs nötige ausserordentliche Generalversammlung in letzter Minute abgesagt. Der Widerstand der Sunrise-Aktionäre unter Führung des deutschen Grossaktionärs Freenet war zu gross geworden.

In der Folge kam es zu zahlreichen Abgängen in der Chefetage. So nahm Konzernchef Olaf Swantee den Hut. Zu seinem Nachfolger wurde Finanzchef André Krause bestimmt. Zum neuen Finanzchef hat Sunrise Uwe Schiller ernannt. Weiter hat Bruno Duarte, der bisherige Chief Consumer Officer, das Unternehmen verlassen. Auch der stark in die Kritik geratene Verwaltungsratspräsident Peter Kurer kündigte seinen Abgang auf die kommende Generalversammlung im April an, ebenso wie Vizepräsident Peter Schöpfer.

Zum neuen Verwaltungsratspräsidenten solle Ex-Accenture-Schweiz-Chef Thomas Meyer gewählt werden, gab Sunrise nun bekannt. Als neue Mitglieder sollen neben dem Schweizer Thomas Meyer auch der Österreicher Thomas Karlovits, die Schweizerin Sonja Stirnimann und die Dänin Henriette Wendt in das Aufsichtsgremium einziehen.

Deutliche EBITDA-Steigerung

Trotz der Turbulenzen blieb Sunrise 2019 operativ auf Kurs. Der Umsatz wuchs leicht um 0,5 Prozent auf 1,89 Milliarden Franken. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) legte um 11,2 Prozent auf 668 Millionen Franken zu. Das Plus ist allerdings hauptsächlich einer Änderung der Buchführung für operatives Leasing (IFRS 16) zu verdanken. Auf vergleichbarer Basis wäre der EBITDA im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent auf 624 Millionen Franken gestiegen.

Im Hauptgeschäft Mobilfunk nahm die Zahl der Abokunden um 9,4 Prozent auf 1,89 Millionen zu. Dagegen ging die Zahl der Prepaidkunden um über 10 Prozent zurück, weil die Kunden auf Abos umsteigen würden, schrieb Sunrise weiter. Im Internet konnte die Nummer zwei der Schweiz 8,5 Prozent mehr Kunden anlocken. Beim TV-Geschäft waren es gar fast 15 Prozent mehr Abonnenten als vor einem Jahr.

Der Umsatz mit Telekomdienstleistungen stieg um über 3 Prozent. Dass der Gesamtumsatz lediglich um ein halbes Prozent zunahm, ist auf die Geräteverkäufe und den internationalen Handel mit Telefonminuten (Hubbing) zurückzuführen, die kaum Gewinn abwerfen.

Erwartungen leicht übertroffen

Insgesamt hat Sunrise die Erwartungen der Finanzgemeinde übertroffen. Analysten hatten im Schnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einem Umsatz von 1,87 Milliarden Franken und einem bereinigten EBITDA von 665 Millionen Franken gerechnet. Beim Reingewinn hatten sie lediglich 32 Millionen Franken prognostiziert.

Sunrise will die Dividende auf 4,40 Fr. erhöhen. Im Vorjahr hatten die Aktionäre 4,20 Fr. erhalten.

Für das Gesamtjahr 2020 peilt der Telekomkonzern ein Umsatzziel von zwischen 1,875 und 1,915 Milliarden Franken an. Der EBITDA (inkl. IFRS-16-Effekt) soll 675 bis 690 Millionen Franken erreichen. Bei den Investitionen werden 410 bis 450 Millionen in Aussicht gestellt. Sollten die Ziele erreicht werden, will Sunrise für das Gesamtjahr eine Dividende von 4,55 bis 4,65 Franken pro Aktie zahlen.

jb/rw