Zürich (awp) - Sunrise hat einen starken Jahresstart hingelegt und im ersten Quartal mehr Umsatz und Gewinn erzielt als erwartet - bis zum Ausbruch des Coronavirus. Die Pandemie streift Sunrise aber nur moderat. Sie hinterlässt nach bisherigem Verlauf eher Kratzer im Lack als tiefe Spuren.

Insgesamt hat Sunrise in den ersten drei Monaten noch deutlich zugelegt. Der Umsatz stieg um 2,8 Prozent auf 459 Millionen Franken, wie der zweitgrösste Schweizer Telekomkonzern am Donnerstag bekannt gab. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) kletterte gar um 5,9 Prozent auf 168 Millionen Franken.

Unter dem Strich sank dagegen der Reingewinn auf 22 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte der Konzern noch 35 Millionen Franken Nettogewinn eingefahren, was allerdings zu einem Grossteil dem Verkauf von 133 Handyantennenmasten zu verdanken war, der 25 Millionen Franken in die Kasse gespült hatte. Mit den Zahlen hat Sunrise die Erwartungen der Analysten übertroffen.

Marktanteile gewonnen

Der Jahresstart sei sehr stark gewesen, sagte Sunrise-Chef André Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: "Er fiel besser aus, als wir erwartet haben. Wir haben 34'000 Handyabokunden und je 11'000 Kunden für Internet und TV hinzugewonnen." Sunrise habe der Konkurrenz Marktanteile abgenommen. Auch im Festnetz konnte der Telekomkonzern zulegen. Zum Anstieg des Betriebsgewinns habe auch ein Effizienzprogramm beigetragen.

"Das hilft uns in der Coronakrise", sagte Krause. Diese schlug erst in den letzten zwei Wochen des ersten Quartals voll zu, wodurch die Auswirkungen auf die Ergebnisse der ersten drei Monate noch begrenzt waren. Die Coronapandemie bremse das Kundenwachstum. Weil die meisten Shops geschlossen gewesen seien, habe man weniger Abos und Handys verkauft. Auch Firmenkunden hätten ihre Kaufentscheidungen hinausgezögert.

Gleichzeitig rissen die internationalen Reisebeschränkungen ab Mitte März die Einnahmen für die Benutzung des Handys im Ausland (Roaming) in die Tiefe. Anfänglich habe man dies noch durch die gestiegenen Telefonate ins In- und Ausland kompensieren können, schrieb Sunrise. Derzeit erreichten die Roamingaktivitäten aber nur noch 10 bis 20 Prozent des normalen Niveaus, erklärte Krause.

Erholung erwartet

Mit den Lockerungen dürfte in den nächsten Monaten der grenzüberschreitende Verkehr mit Auto und Bahn wieder zunehmen. Im schlimmsten Fall werde der EBITDA des Gesamtjahres wegen der geringeren Roaming-Einnahmen um 5 bis 10 Millionen Franken tiefer ausfallen als angepeilt.

Zudem werde das Kundenwachstum im zweiten Quartal langsamer sein, sagte Krause. Es werde aber keinen dramatischen Einbruch geben. "Wir erwarten eine graduelle Verbesserung der Roamingeinnahmen in den nächsten Monaten, aber noch keine Rückkehr zu einem normalen Niveau."

Immerhin habe die Coronakrise bei den Sunrise-Kunden noch nicht auf die Zahlungsmoral durchgeschlagen. "Wir sehen bis jetzt keine grösseren Zahlungsausfälle", sagte Finanzchef Uwe Schiller. Die Privatkunden hätten im April das gleiche Zahlungsverhalten gezeigt wie vor der Krise.

Bei den KMU komme es indes zu verspäteten Zahlungseingängen, weil Sunrise die Zahlungsfristen von einem auf drei Monate erhöht habe. "Das nutzen einige kleinere Betriebe", sagte Schiller.

Gut durch die Krise gekommen

Bisher sei Sunrise sehr gut durch die Coronakrise gekommen. Bei der Lieferung von Netzausrüstung oder Handys habe es bisher kaum Verzögerungen gegeben. Diese seien aber nicht grösser als normalerweise, erklärte Krause. Beim 5G-Netzausbau habe es ebenfalls keine Verspätungen durch die Coronamassnahmen gegeben. Der Netzausbau sei auf Kurs, hiess es.

Die Coronakrise schlägt allerdings auf den Ausblick durch. Für das Gesamtjahr 2020 schraubt Sunrise die Umsatzerwartungen um 35 Millionen auf 1,840 und 1,880 Milliarden Franken zurück. Dagegen hält Sunrise an der Prognose für das bereinigte EBITDA von 675 bis 690 Millionen Franken fest. Allerdings dürfte man nur den unteren Bereich der Zielspanne erreichen, sagte Krause.

An der Börse zogen Sunrise am Donnerstag um gut 3 Prozent an.

jb/kw