MANNHEIM (awp international) - Europas grösster Zuckerkonzern Südzucker sieht sich für die anstehenden Umwälzungen auf dem Zuckermarkt gut gerüstet. "Das Fahrwasser wird unsicherer, aber uns ist nicht bange", sagte Vorstandschef Wolfgang Heer am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz des MDax -Konzerns in Mannheim. Ende September 2017 läuft die Zuckermarktordnung in der EU aus, die fast fünf Jahrzehnte lang Produktionsquoten und Mindestpreise für Zuckerrüben reguliert hat. Dann müssen sich die europäischen Zuckerhersteller dem weltweiten Wettbewerb stellen.

Experten gehen davon aus, dass sich die Zuckerpreise in der EU nach dem Ende der Regulierung zunächst einmal abschwächen werden. Wie genau die Lage wird, weiss man auch in Mannheim nicht. Südzucker-Chef Heer glaubt aber, seinen Kunden etwa durch technisches Knowhow oder schnelle Lieferungen einen Mehrwert bieten zu können, der einen höheren Preis rechtfertigt.

Zudem will sich der Konzern den Wegfall der Exportbeschränkungen zu Nutze machen. Bis zu 500 000 Tonnen mehr Zucker als bisher will Südzucker ins aussereuropäische Ausland verkaufen. Dafür hat der Konzern Vertrieb und Logistik umgerüstet und die Anbaufläche erhöht. Laut Heer wurden bereits spezielle Zugwaggons entwickelt, um den Zucker möglichst schnell und hygienisch einwandfrei über die Schiene zu den Seehäfen transportieren zu können. Von dort soll der Rohstoff dann über Container in die ganze Welt verschifft werden - vorzugsweise in den Nahen und Mittleren Osten, nach China oder andere Länder Asiens.

Der Start in das im März angelaufene Geschäftsjahr 2017/2018 ist Südzucker zufolge "sehr gut" verlaufen. Wie es für den Konzern weitergeht, hängt vor allem von der Entwicklung der Zuckerpreise ab. Da diese stark schwanken können, ist auch die Spanne für das erwartete operative Ergebnis im Gesamtjahr mit 425 bis 500 Millionen Euro weit gefasst. Im abgelaufenen Jahr 2016/2017 hatte der Konzern operativ 426 Millionen Euro verdient. Der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn fiel mit 214 Millionen Euro fast doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Die Aktionäre sollen am Gewinnanstieg teilhaben und 0,45 Euro Dividende je Aktie (VJ: 0,30) erhalten.

Der Umsatz wird 2017/2018 zwischen 6,7 und 7 Milliarden Euro erwartet und lag im Vorjahr bei 6,5 Milliarden Euro. Südzucker vertreibt neben Zucker noch Bioethanol, das als Ökokraftstoff genutzt wird, sowie Lebensmittelzutaten, Fruchtsaftkonzentrate oder Stärke. Zur Gruppe gehört zudem der Tiefkühlpizza-Hersteller Freiberger.

Für Schlagzeilen sorgen auch immer wieder Schadenersatzforderungen gegen Südzucker. Die Mannheimer sollen nach Überzeugung des Bundeskartellamtes zusammen mit den Wettbewerbern Nordzucker und Pfeifer & Langen (Diamantzucker) Gebiete, Quoten und Preise abgesprochen haben. Dafür bekamen die Konzerne 2014 ein Bussgeld von 280 Millionen Euro aufgebrummt. Da nun einige Kunden aus der Lebensmittelindustrie der Überzeugung sind, jahrelang zu viel für ihren Zucker gezahlt zu haben, laufen nun etliche Klagen. Zu den Verfahren wollte sich Südzucker nicht äussern./she/nas/stb