Zürich (awp) - Straumann will zwar die Kontrolle über den südkoreanischen Implantathersteller MegaGen erlangen und übt deshalb sein im Jahr 2014 erworbenes Wandlungsrecht und seine Kaufoption aus. Doch die Transaktion dürfte nicht so glatt über die Bühne gehen, wie vom Unternehmen erhofft. Denn MegaGen hat sich entschieden, zur Bestimmung des Umwandlungspreises sowie der Berechnungsmethode ein Schiedsgericht in Seoul anzurufen. Die Aktien reagieren mit leichten Verlusten auf die Meldung.

Das Vorgehen von MegaGen ist nicht ungewöhnlich, wie ein Sprecher von Straumann gegenüber AWP erklärte. Es stehe im Einklang mit dem im Vertrag festgelegten Prozedere zur Preisbestimmung. Dieses sehe vor, dass beide Parteien jeweils durch einen unabhängigen Auditor das Kaufobjekt bewerten lassen. In diesem Fall scheinen die Preisvorstellungen weit auseinander zu klaffen, weshalb MegaGen das Schiedsgericht angerufen hat. Dieses soll nun den Fall nach den Regeln der Internationalen Handelskammer ICC beurteilen.

"Der Vertag mit MegaGen steht, doch nun kommt es zu Verzögerungen, da Schiedsverfahren bis zu zwei Jahre dauern können", bedauerte der Sprecher. Das koreanische Unternehmen habe dank der Investitionen von Straumann seine Wachstumsstrategie vorantreiben und 2015 gute Ergebnisse erzielt, ergänzte er. Das könnte Begehrlichkeiten bei den MegaGen-Aktionären geweckt haben.

Straumann sei nach wie vor an MegaGen interessiert, da das Unternehmen das Portfolio ergänze und dem Schweizer Unternehmen dabei helfe, insbesondere im Raum Asien/Pazifik und im Nahen Osten besser im Value-Segment zu konkurrieren. Ausserdem sei Straumann davon überzeugt, dass es angesichts des starken Wettbewerbs- und Konsolidierungsdrucks im koreanischen Markt im Interesse von MegaGen liege, mit Straumann einen starken globalen Partner zu haben.

Dass nun MegaGen ein Schiedsgericht anrufe, diene allen beteiligten Parteien, sagte der Sprecher weiter. Straumann arbeite derzeit an der Stellungnahme, um die Transaktion so rasch als möglich abzuschliessen.

Bekanntlich sicherte sich Straumann im März 2014 im Zusammenhang mit dem Kauf von MegaGen Wandelanleihen über insgesamt 30 Mio USD eine Kaufoption, die Straumann zum Erwerb weiterer Aktien berechtigen, um die Kontrolle über MegaGen zu erlangen.

Dass Straumann das Wandlungsrecht der Wandelanleihe und die Call-Option zum Kauf weiterer Aktien ausüben wolle, sei von ihr erwartet worden, schreibt ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger. Da das Verfahren länger dauern dürfte und die übernommene Gesellschaft eher klein sei, beurteile sie den Schritt als neutral.

Wenn es Straumann gelinge, die Akquisition abzuschliessen und einen langwierigen Streit zu vermeiden, dann sei der Entscheid positiv zu bewerten, meinen die Analysten von Bernstein. Denn die Kontrolle über MegaGen wäre ein weiterer Schritt in der erfolgreiche Strategie des Unternehmens, das Value-Portfolio mit starken lokalen Partnern aufzubauen.

Die Straumann-Aktien verlieren in einem leicht festerem Gesamtmarkt bis gegen 9.20 Uhr 0,1% auf 386 CHF. Der Gesamtmarkt (SPI) steht dagegen 0,35% höher.

sig/ra