Basel (awp) - Straumann wurde im ersten Halbjahr 2020 von der Coronakrise hart getroffen. Nach hohen Wertberichtigungen weist das Unternehmen gar einen Verlust aus. Um Sonderfaktoren bereinigt fiel das Ergebnis allerdings besser aus als erwartet.

Da Zahnarztpraxen in vielen Teilen der Welt schliessen mussten, verzeichnete die Gruppe von Mitte März bis April einen drastischen Geschäftsrückgang, wie Straumann am Donnerstag mitteilte.

Im Zuge der Lockdown-Lockerungen konnten die Praxen der Zahnärzte ab Mai dann wieder öffnen, sodass die Gruppe zum Ende des Semesters einen Umsatzanstieg verbuchte. Dieser setzte sich bis in den Juni fort.

Trotzdem brach der Umsatz im ersten Semester um rund 22 Prozent auf 605,1 Millionen Franken ein, wie es in dem Communiqué hiess. Für das Basler Unternehmen ist das sehr ungewöhnlich, wuchs der Umsatz vor der Coronakrise doch jahrelang in jedem Quartal jeweils zweistellig.

Das organische Wachstum des Konzerns schrumpfte in diesem Kontext über das ganze Semester hinweg um 19 Prozent. In der Vorjahresperiode war er ohne Akquisitionen noch um 16 Prozent gewachsen.

Auch der Bruttogewinn nahm ab; und zwar um 29 Prozent auf 421,3 Millionen. Die entsprechende Marge ging auf 69,6 Prozent zurück (VJ 76,3%).

Hohe Wertberichtigungen

Beim Betriebsgewinn (EBIT) rutschte der Konzern gar in die roten Zahlen. Hier resultierte ein Minus von 73,8 Millionen. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 93,7 Millionen, nach einem Gewinn von 146,5 Millionen im ersten Halbjahr 2019.

Hierfür waren hohe Wertberichtigungen in der Höhe von 150 Millionen Franken verantwortlich. Diese fielen auf einige von Straumann in der Vergangenheit getätigte Akquisitionen an und wurden nun aufgrund der Pandemie notwendig.

Auch weitere Sondereffekte drückten das Nettoergebnis, das aber allerdings besser ausfällt, wenn man es auf "Kern"-Basis betrachtet. Bereits seit einiger Zeit präsentieren die Basler ihre Erfolgsrechnung auch mittels sogenannter "Kern"-Werte, die Sonderposten sowie Abschreibungen auf akquisitionsbezogene Vermögenswerte nicht beinhalten.

Dieser "Kern-EBIT" lag im ersten Semester bei 100,2 Millionen Franken. Das Unternehmen bleibt somit in den schwarzen Zahlen - allerdings hat sich auch dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert.

Der Kernreingewinn lag derweil noch bei 73,6 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr (169,6 Mio) ebenfalls ein überaus deutlicher Rückgang. Vergleicht man diese um Sonderfaktoren bereinigten Werte allerdings mit den Prognosen der Analysten, so sieht es besser aus. Denn immerhin lagen sie höher als die Erwartungen der meisten.

Personalbestand trotz Abbau gestiegen

Eine Erklärung hierfür ist, dass die Gruppe relativ schnell auf die Pandemie regiert hatte. So hatte sie umgehend Schritte eingeleitet, um die finanziellen Auswirkungen von Corona zu mindern.

Bereits im Mai etwa hatte der Zahnimplantathersteller angekündigt, weltweit rund 660 Stellen zu streichen, davon etwa 60 am Hauptsitz in Basel. Wie CEO Guillaume Daniellot am Donnerstag gegenüber AWP sagte, fiel der effektive Abbau etwas geringer aus als geplant, vor allem in der Produktion.

Der Personalbestand der Gruppe betrug per Ende Semester schliesslich 7'273 Mitarbeiter.

Kein Ausblick

Aufgrund der Entwicklung verzichtet die Straumann-Gruppe - wie von mehreren Analysten zuvor erwartet - auf einen Ausblick für den Rest des Jahres. Die pandemiebedingten Unsicherheiten liessen dies nicht zu.

"Noch weiss niemand genau, wie und wann wir diese Pandemie bezwingen werden, die Lage bleibt unvorhersehbar", sagte Daniellot.

Besonders in Nord- und Südamerika sei die Pandemie alles andere als vorbei. Und auch in den USA präsentiere sich die Lage schwierig. Allerdings teilte das Unternehmen mit, dass die Geschäftsgrundlagen für die Zukunft "intakt" seien. Man wolle dereinst als stärkere Marke aus dieser Krise hervorgehen.

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