Mailand (Reuters) - Das margenstarke Geschäft in den USA und milliardenschwere Kostenvorteile durch die Fusion haben dem Opel-Mutterkonzern Stellantis zu einem Rekordgewinn verholfen.

Der bereinigte operative pro-forma-Gewinn verdoppelte sich 2021 nahezu auf 18 Milliarden Euro, wie der vor etwas mehr als einem Jahr aus Fiat Chrysler und dem französischen PSA-Konzern fusionierte Autokonzern am Mittwoch mitteilte. Die bereinigte operative Marge kletterte auf 11,8 Prozent, was ein für einen Massenhersteller sehr hoher Wert ist und über dem liegt, was das Management in Aussicht gestellt hatte. In Nordamerika, wo Stellantis mit Pickups und Geländewagen der Marken Jeep, Dodge und Ram stark vertreten ist, sprang eine Rekordrendite von 16,3 Prozent heraus.

Der Reingewinn verdreifachte sich fast auf 13 Milliarden Euro, der Konzernumsatz kletterte um 14 Prozent auf 152 Milliarden Euro. Die Folgen des Chipmangels, der den Konzern im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel der geplanten Produktion kostete, machte Stellantis - wie andere Autobauer auch - durch einen größeren Anteil besonders gewinnträchtiger Fahrzeuge am Absatz, höhere Preise und weitere Einsparungen wett. "Die heutigen Rekordergebnisse beweisen, dass Stellantis gut positioniert ist, um selbst in den unsichersten Marktumgebungen eine starke Leistung zu liefern", erklärte Konzernchef Carlos Tavares.

"DAS WAREN DIE NIEDRIG HÄNGENDEN FRÜCHTE"

Die Synergien durch den Zusammenschluss zum weltweit viertgrößten Autokonzern gab Stellantis für das vergangene Jahr mit 3,2 Milliarden Euro an. "Das waren die niedrig hängenden Früchte", sagte der Stellantis-Chef in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Er sehe weiteres Potenzial, das Tempo der Verbesserung werde aber nachlassen. Die Chipversorgung werde sich nur langsam verbessern. Stellantis werde daher die Fixkosten im Blick und die Gewinnschwelle niedrig halten, erläuterte der gebürtige Portugiese. Zudem könnten nicht alle Kostensteigerungen auf die Kunden abgewälzt werden. "Diejenigen, die das am besten managen, werden gewinnen. Das werden wir sein", sagte Tavares.

Anleger griffen angesichts der guten Zahlen zu, die Stellantis-Aktie legte fast sieben Prozent zu.

"KÖNNEN RUSSLAND-KRISE BEWÄLTIGEN"

An die Aktionäre sollen 3,3 Milliarden Euro ausgeschüttet werden, was einer Dividende von 1,05 Euro je Aktie entspricht. Auch die weltweit rund 300.000 Mitarbeiter profitieren. An sie schüttet Stellantis insgesamt 1,9 Milliarden Euro aus, 70 Prozent mehr als die kumulierten Zahlungen der Vorgängergesellschaften.

Im laufenden Jahr rechnet der Mehr-Markenkonzern mit einer zweistelligen operativen Rendite. Hohe Rohstoffkosten dürften die Branche weiter belasten, schätzte Finanzchef Richard Palmer. Gravierende Folgen der Sanktionen gegen Russland für das eigene Geschäft sehe er jedoch nicht. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Russland-Krise bewältigen können."