Von Al Root

NEW YORK (Dow Jones)--Für US-Automobilinvestoren gab es früher ein Dreigestirn am Detroiter Himmel: General Motors (GM), Ford und Chrysler. Dann wurde Chrysler im Zuge verschiedener Fusionen mehrfach umgewandelt und heißt jetzt Stellantis, ohne jeglichen Hinweis auf Chrysler in seinem Namen. Und das ist sehr schade. "Die große Anzahl von Marken hätten zu einer größeren Sichtbarkeit führen können", meint Pedro Palandrani von Global X ETFs. "Die drei amerikanischen Marken, Dodge, Ram und Chrysler, hätten dabei eindeutig helfen können."

Stellantis ist eine Beteiligung des börsengehandelten Fonds Global X Autonomous & Electric Vehicle. Die drei größten Anbieter von Indexfonds (ETFs) in den USA - Vanguard, State Street und Blackrock - besitzen etwa 5 Prozent der ausstehenden Aktien von Stellantis. Diesen drei gehören auch fast 20 Prozent der Aktien von GM und Ford. Daran zeigt sich: Die USA schenken Stellantis nicht viel Aufmerksamkeit. Das ist auch schade, denn die Anleger übersehen einen Überflieger mit einer starken globalen Marktposition und einem wettbewerbsfähigen Plan, um bei Elektrofahrzeugen zu gewinnen. Der Mangel an Fondsbesitz könnte ein Grund dafür sein, dass die Aktien mit einem großen Abschlag zu GM und Ford gehandelt werden. Stellantis-Aktien werden mit dem 3,2-fachen des für 2023 geschätzten Gewinns je Aktie von etwa 4,86 US-Dollar gehandelt. Die Aktien von Ford und GM notieren jeweils mit dem 6,4-fachen und 5,7-fachen der geschätzten Gewinne für 2023.

Traditionelle Automobilaktien werden nie zu großen Multiplikatoren gehandelt. Die Stellantis-Aktie ist den Börsianern jedoch nur 70 Prozent ihres fünfjährigen durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisses wert. Bei den Aktien von Ford und GM sind es dagegen annähernd 80 Prozent ihres Fünfjahresdurchschnitts. Darüber hinaus wird das Trio mit einem Abschlag von 70 Prozent auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 Index gehandelt. In den vergangenen Jahren lag der durchschnittliche Abschlag bei 65 Prozent.


   Trotz mancher Bedenken ist Stellantis-Aktie sagenhaft billig 

Unabhängig davon, welche Bewertungsstatistiken die Anleger heranziehen, erscheint Stellantis unglaublich billig. Aber der niedrige Preis allein ist kein Grund zum Kauf. Die Anleger haben einige Bedenken bezüglich des Unternehmens. Da ist zum einen die doppelte Belastung durch Inflation und steigende Zinssätze. Die Inflation bedroht die Gewinnspannen, da die Kosten steigen. Und zunehmende Zinssätze bedrohen die Nachfrage nach Neuwagen. Die meisten Autos werden nämlich mit Finanzierung gekauft. Und die Anleger sind auch wegen der Elektroautos besorgt. "Die Investoren glauben weiterhin, dass die beschleunigte Entwicklung des F-150 Lightning durch Ford und die geplante Markteinführung des elektrischen Silverado durch GM Stellantis erheblich schaden wird." So argumentiert Analyst Harald Hendrikse von Morgan Stanley. Er hält diese Befürchtungen für übertrieben und ist der Meinung, dass Stellantis nicht seinen gesamten nordamerikanischen Lkw-Anteil an GM und Ford abtreten wird. "Wir sind nicht der Meinung, dass die Strategie von Stellantis weit hinter der seiner Konkurrenten zurückbleibt, wie einige Investoren meinen."

Stellantis plant, bis 2030 in Europa komplett und in den USA zu 50 Prozent elektrisch zu fahren. Das Ziel ist es, bis dahin etwa fünf Millionen Elektroautos pro Jahr zu verkaufen. Und das Unternehmen will bis 2025 drei Batteriefabriken für den Betrieb von Elektrofahrzeugen errichten. Ein neuer Standort wird in Windsor, Ontario, gleich auf der anderen Seite des Flusses von Detroit liegen. Stellantis hat sich vorgenommen, zwischen 2021 und 2025 mehr als 30 Milliarden Euro in die Entwicklung seiner Elektrofahrzeuge zu investieren. Die Wahrnehmung von Elektrofahrzeugen ist nicht das Einzige, was bei Stellantis richtig laufen dürfte. Es gibt Synergien zwischen FCA, dem Unternehmen, das aus dem italienischen Automobilhersteller Fiat und Chrysler hervorgegangen ist, und später auch durch den Zusammenschluss mit dem Peugeot-Eigentümer PSA. Diese "müssen erst noch voll ausgeschöpft werden, was ein positiver Rückenwind sein könnte", meint Palandrani.


   Aktie mit viel Aufwärtspotenzial 

Wenn Stellantis die Lücke zu GM und Ford schließen könnte, dürften die Aktien des Unternehmens um etwa 90 Prozent klettern, was einem Kurs von etwa 28 Dollar entspräche. Der Kurs läge dann etwa 2 Dollar über dem durchschnittlichen Kursziel der Analysten laut Daten von Bloomberg. Selbst wenn die Aktie auf dem historischen Bewertungsniveau gehandelt würde, würden die Aktien immer noch um etwa 50 Prozent steigen. Es scheint nicht viel nötig zu sein, um die Stellantis-Aktie auf den Mond zu schicken.


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June 03, 2022 04:21 ET (08:21 GMT)