NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben am Donnerstag Aufschläge verzeichnet. Wie am Vortag verlief der Handel wechselhaft, was die Nervosität der Anleger spiegelte. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,6 Prozent auf 30.677 Punkte. Der S&P-500 gewann 1,0 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,6 Prozent. Dabei wurden 1.9170 (Mittwoch: 1.561) Kursgewinner und 1.320 (1.720) -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 101 (116) Titel. Teilnehmer sahen die Gewinne in erster Linie als Gegenbewegung. In der Vorwoche war es zum größten Rückschlag seit 2020 gekommen. Der Handel dürfte weiterhin von einem sehr volatilen Umfeld geprägt sein.

Denn für Verunsicherung unter Anlegern sorgten weiter die hohe Inflation und die schnelle Zinswende der US-Notenbank im Kampf gegen die Teuerung. Teilnehmer sind aber skeptisch, ob die Fed ihre Inflationsbekämpfung beliebig ausreizen kann. Gerald Goldberg, Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmens GYL Financial Synergies, sagte, die Fed habe "ein begrenztes Zeitfenster", um die Zinsen zu erhöhen. Eine deutliche Verlangsamung der Wirtschaft würde die Federal Reserve in eine "unmögliche Lage" bringen, wenn es darum geht, ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen und gleichzeitig die Inflationsrate zu senken und die Beschäftigung zu erhöhen, so Goldberg.

Derweil hat US-Notenbankchef Jerome Powell am Donnerstag vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses eingeräumt, dass ein rasches Anheben der Leitzinssätze die Gefahr einer Rezession nach sich ziehe. Der Kampf gegen die Inflation sei indes "bedingungslos". Bereits am Vortag hatte Powell vor dem Bankenausschuss des Senats den eingeschlagenen zügigen Zinserhöhungskurs der Fed bestätigt. Doch betonte er, die US-Wirtschaft sei sehr stark und gut aufgestellt, um eine straffere Geldpolitik zu bewältigen.

Nach Ansicht von JP Morgan liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die USA im kommenden Jahr in eine Rezession abgleiten bei 35 Prozent. Die Wirtschaft scheine zwar ihren Schwung beibehalten zu haben, aber das Wachstum werde sich abschwächen, sobald die Zinserhöhungen der Fed die Wirtschaft träfen. "Unsere Prognose geht davon aus, dass die Fed zumindest bis Ende nächsten Jahres eine weiche Landung erreichen wird", so die Analysten.

Konjunkturseitig ist die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gesunken, aber nicht so stark wie von Ökonomen prognostiziert. Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist indessen im ersten Quartal 2022 stärker gestiegen als erwartet. Derweil sind die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das verarbeitende Gewerbe und den Service-Sektor für Juni schwächer ausgefallen als prognostiziert.


   Ölpreise leichter - Renditen geben weiter nach 

Die Ölpreise zeigten sich aufgrund der anhaltenden Rezessionssorgen erneut leichter. Der Preis für das Barrel der Sorte WTI fiel um 2,1 Prozent, der Brent-Preis notierte 1,8 Prozent niedriger.

Am Devisenmarkt reagierte der Euro mit einem Rücksetzer auf die in Frankreich, Deutschland und auch der Eurozone insgesamt im Juni unter den Erwartungen ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe sowie den Dienstleistungssektor. Zugleich verschlechterten sie sich gegenüber Mai deutlich, wenngleich sie sich noch im Expansion anzeigenden Bereich halten konnten. Der Euro gab 0,4 Prozent nach auf 1,0528 Dollar.

Staatsanleihen waren angesichts der anhaltenden Rezessionssorgen als sichere Häfen weiter gefragt. Die Rendite 10-jähriger Papiere fiel um 7 Basispunkte auf 3,09 Prozent.


   Steelcase und KB Home gesucht 

Accenture gaben 0,2 Prozent nach, nachdem die Geschäftszahlen des Beratungsunternehmens für das dritte Quartal nicht in allen Punkten überzeugt haben. Zudem gab Accenture einen eher pessimistischen Ausblick.

Die neuen Tesla-Werke in Grünheide und Texas verlieren laut Konzernchef Elon Musk Milliarden. Er nannte sie in einem Interview "gigantische Geldverbrennungsanlagen". Unterbrechungen der Lieferketten und Schwierigkeiten bei der Batterieherstellung hinderten den Elektroautohersteller daran, die Produktion zu erhöhen. Er gehe aber davon aus, dass Tesla die Probleme schnell lösen werde, fügte Musk hinzu. Die Tesla-Aktie tendierte 0,4 Prozent leichter.

Steelcase legten 1,4 Prozent zu, nachdem der Büroausstatter seine Erstquartalszahlen vorgelegt hat. Das Unternehmen konnte den Verlust einengen bei gleichzeitiger Steigerung des Umsatzes und damit die Erwartungen übertreffen.

Der Eigenheimbauer KB Home schnitt in seinem zweiten Geschäftsquartal gewinnseitig besser als erwartet ab, ebenso beim Umsatz. Daneben hielt das Unternehmen am Umsatzziel für das Gesamtjahr fest, auch wenn wegen der steigenden Zinsen mit negativen Effekten zu rechnen sei. Die Aktie gewann 8,6 Prozent.

H.B. Fuller gaben 3,6 Prozent nach. Der Klebstoffexperte konnte mit seinen Zahlen für das zweite Geschäftsquartal und dem Ausblick nicht überzeugen. Das Unternehmen warnte vor deutlich steigenden Kosten im laufenden Jahr und will daher die Preise erhöhen.


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INDEX                 zuletzt       +/- %        absolut      +/- % YTD 
DJIA                30.677,36       +0,6%         194,23         -15,6% 
S&P-500              3.795,72       +1,0%          35,83         -20,4% 
Nasdaq-Comp.        11.232,19       +1,6%         179,11         -28,2% 
Nasdaq-100          11.697,68       +1,5%         169,96         -28,3% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite    Bp zu VT     Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,03        -1,6           3,05          230,1 
5 Jahre                  3,16        -8,0           3,24          189,5 
7 Jahre                  3,16        -8,3           3,24          171,9 
10 Jahre                 3,09        -7,0           3,16          158,1 
30 Jahre                 3,21        -4,3           3,25          130,9 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %  Do, 12:00 Uhr  Mi, 17:19 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0528       -0,4%         1,0516         1,0590   -7,4% 
EUR/JPY                142,07       -1,3%         142,36         143,86   +8,6% 
EUR/CHF                1,0114       -0,4%         1,0161         1,0162   -2,5% 
EUR/GBP                0,8583       -0,4%         0,8624         0,8612   +2,2% 
USD/JPY                134,93       -0,9%         135,38         135,84  +17,2% 
GBP/USD                1,2266       +0,0%         1,2197         1,2298   -9,4% 
USD/CNH (Offshore)     6,6963       -0,2%         6,7084         6,7044   +5,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.784,28       +4,1%      20.718,24      20.537,22  -55,0% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt   VT-Settl.          +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              104,00      106,19          -2,1%          -2,19  +44,1% 
Brent/ICE              109,70      111,74          -1,8%          -2,04  +45,4% 
GAS                            VT-Schluss                       +/- EUR 
Dutch TTF              131,40      126,30          +3,3%           4,23  +52,0% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag          +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.825,75    1.837,78          -0,7%         -12,03   -0,2% 
Silber (Spot)           21,00       21,41          -1,9%          -0,41   -9,9% 
Platin (Spot)          912,55      929,75          -1,9%         -17,20   -6,0% 
Kupfer-Future            3,75        3,94          -5,0%          -0,20  -15,7% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 23, 2022 16:07 ET (20:07 GMT)