Zürich (awp) - Der Hersteller von Schienenfahrzeugen Stadler veröffentlicht am Donnerstag, 11. März, das Geschäftsergebnis zum Jahr 2020. Insgesamt fünf Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen:

2020E
(in Mio Fr.)          AWP-Konsens    2019A  

Umsatz                   3'052       3'201 
EBIT                     153,1       193,7 
- Marge (in %)             5,0         6,1
Reingewinn               129,8       128,5

(in Fr.)
Dividende je Aktie        0,78        1,20

FOKUS: Nach dem Einbruch in der ersten Jahreshälfte dürfte Stadler im zweiten Halbjahr wieder deutlich zugelegt haben. Analysten rechnen mit einem etwas höheren Resultat als im zweiten Semester 2019. Die ZKB geht davon aus, dass die Abnahmen der Fahrzeuge sich im zweiten Halbjahr normalisiert haben, nachdem sie in den ersten sechs Monaten von den Coronabekämpfungsmassnahmen gebremst worden waren. Der operative Gewinn dürfte indes nach dem Absturz in der ersten Jahreshälfte unter dem Vorjahr ausfallen.

Der JPMorgan-Analyst erwartet in den nächsten drei Jahren ein Umsatzwachstum von 13 Prozent pro Jahr und einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um 28 Prozent. Allerdings habe Stadler in der Vergangenheit auch schon für Enttäuschungen gesorgt, gibt er zu bedenken.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2020 rechnet Stadler mit einem Umsatz leicht unter dem Niveau des Vorjahrs von 3,2 Milliarden Franken. Die EBIT-Marge dürfte über 5 Prozent erreichen. Und die Auftragspipeline sei gut gefüllt, hatte das Unternehmen im August bei der Vorlage der Semesterzahlen erklärt.

Im ersten Halbjahr hat Stadler neue Aufträge im Gesamtwert von 3,1 Milliarden Franken gewonnen. Das ist über ein Drittel mehr als im Vorjahr. Der Auftragsbestand stieg auf 16,8 Milliarden Franken, was laut Firmenchef Peter Spuhler der höchste Stand aller Zeiten ist. Die Coronakrise hat zu keinem Bestellungseinbruch geführt. Die prallen Auftragsbücher würden zu mehr Umsatz führen. "Das Umsatzwachstum wird kommen. Wenn nicht in diesem Jahr, dann wird es konsequenterweise in den kommenden Jahren höher ausfallen", sagte Finanzchef Raphael Widmer damals.

PRO MEMORIA: Stadler hat am Vortag einen Grossauftrag in Spanien gewonnen. Das staatliche Eisenbahnunternehmen Renfe hat das Ostschweizer Unternehmen mit dem Bau von 59 Hochkapazitäts-Nahverkehrszügen beauftragt. Der Auftragswert beträgt rund eine Milliarde Euro und beinhaltet die Ersatzteile und die Wartung über einen Zeitraum von 15 Jahren.

Mitte Februar zog Stadler einen Auftrag in der Schweiz an Land: Für 125 Millionen Franken kauft die Baselland Transport AG (BLT) 25 neue Trams. Zuvor hatte die Zentralbahn (ZB) bei Stadler Rail für 114 Millionen Franken neun Triebzüge gekauft. Im Januar meldete der Konzern den Verkauf von 30 dieselelektrischen Lokomotiven der neuen Klasse 93 an das britische Unternehmen Rail Operations. Zudem ergatterte Stadler einen Auftrag im Tessin, wo die die Centovallibahn acht neue elektrische Triebzüge erhalten wird. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 94 Millionen Franken.

Weitere Aufträge erhielt Stadler für den Bau von sieben Lokomotiven nach Uruguay und aus Portugal, wohin 22 Regionalzüge des Typs Flirt an die Staatsbahn Comboios de Portugal (CP) geliefert werden sollen. Auch die Mailänder Transportgesellschaft Azienda Transporti Milanesi (ATM) hat bis zu 80 Strassenbahnen in einem Auftragswert von 172,6 Millionen Euro bestellt. Aus Jena kam im August eine Bestellung für 24 Trams mit Option für 19 weitere Trams. Das Gesamtvolumen des Auftrags beträgt ohne Optionen rund 92 Millionen Euro.

Zudem bezieht Stadler seine Bahnkabel weiterhin bei Huber+Suhner. Beide Unternehmen habe ihre seit über 20 Jahren dauernde Zusammenarbeit um drei weitere Jahre bis 2023 verlängert. Finanzielle Angaben wurden keine gemacht.

Im November hat die Immobiliengesellschaft Hiag ein Areal von rund 66'000 Quadratmetern in St. Margrethen an Stadler verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

AKTIENKURS: Nach dem Sinkflug im vergangenen Jahr ist die Aktie seit November tendenziell im Aufschwung. Mit aktuell knapp 47 Franken nimmt sie wieder Anlauf auf das Allzeithoch von 50,35 Franken vom Februar 2020.

jl/ab/jb