St. Gallen (awp) - Die St. Galler Wettenanbieter Sportradar Group will in den USA expandieren. Hauptgrund dafür ist laut CEO Carsten Koerl der andere Sportarten-Mix als in Europa. "Die USA sind ungefähr so gross wie die EU und haben die gleiche Kaufkraft, es gibt aber nur vier Sportarten", sagte er im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft (Ausgabe vom 11.12.).

Da mache es Sinn, langfristig mit den vier Ligen zusammenzuarbeiten, die das Wettgeschäft antreiben würden. In Europa kämen zuerst die beiden Fussballligen, dann vielleicht Eishockey oder Basketball und so weiter - das sei viel mehr diversifiziert.

Auf die Frage, ob die USA also der wichtigste Markt seien, sagte Koerl: "Ja. Ich muss mich bei jedem Markt fragen, was wir für die Aktionäre herausholen können und wo wir wie viel Cashflow erwirtschaften können - eine Liga kann man schliesslich in vielen Regionen vermarkten." Die USA seien momentan der am stärksten wachsende Markt. Schätzungen sähen für den US-Wettmarkt in zehn Jahren eine Grösse von rund 40 Milliarden US-Dollar. Er sei zurückhaltender und schätze 23 Milliarden.

Indien und China interessant

In Bezug auf die Emerging Markets meinte der Firmenchef: "In Indien tut sich viel, deswegen haben wir dort in Cricket investiert: Wir glauben, dass Indien nur über Cricket erschlossen werden kann." China werde auch ein wichtiger Markt werden, falls sich die Regierung entschliesse, das Wettgeschäft zu öffnen. Man habe deswegen dort in ein Joint Venture mit dem Ex-Basketball-Profi Yao Ming investiert - den kenne in China jedes Kind, das sei "sehr hilfreich". "Der Multiplikator, wenn Indien oder China ihren Markt öffnen würden, wäre gewaltig", sagte der Konzernchef.

Sportradar ist seit September an der New Yorker Börse kotiert, seit dem IPO hat der Kurs knapp ein Drittel verloren. "Damit müssen wir leben", sagte Koerl dazu.

uh