NEW YORK (Dow Jones)--Nach der Erholung zum Wochenschluss zeigt sich die Wall Street am Montag mit einer uneinheitlichen Tendenz. Damit erholt sich der Markt von anfänglichen Verlusten - der Dow-Jones-Index dreht sogar leicht ins Plus. Der Index gewinnt am Mittag Ortszeit 0,1 Prozent auf 32.230 Punkte, der S&P-500 fällt um 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite büßt 0,6 Prozent ein. In den vergangenen sechs Wochen hatte der S&P-500 jeweils Abschläge verbucht und steht damit kurz vor dem Bärenmarktmodus - einem 20-prozentigen Einbruch seit dem jüngsten Hoch. Belastet wird der Aktienmarkt unter anderem von schwachen Daten aus China. Die Industrieproduktion und auch der Einzelhandelsumsatz haben hier enttäuscht.

Zudem werden die Stagflations- und Konjunktursorgen vom New Yorker Konjunkturindex verstärkt. Denn die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes ist im Mai überraschend stark und sogar in den negativen Bereich gesunken. Volkswirte hatten das so nicht erwartet. Doch setzen Anleger darauf, dass die US-Notenbank angesichts der negativen Daten nicht ganz so forsch an der Zinsschraube drehen wird. Diese Sicht bremst die Abwärtsbewegung des Marktes.

Die Volkswirte von Goldman Sachs senken ihre US-Wachstumsprognose für 2022 und 2023. Sie sehen ein "sehr, sehr hohes" Risiko, dass die USA in die Rezession abgleiten. In der Folge reduzieren sie ihre Annahmen für den S&P-500 erneut. Auch aus Europa kommen konjunkturelle Warnsignale: Die EU-Kommission hat ihre Wachstumserwartungen deutlich gesenkt.

"Wir bewegen uns auf eine schwierigere Zeit für die Märkte zu. Wir müssen Anzeichen dafür sehen, dass die Inflation nicht nur ihren Höhepunkt erreicht, sondern sich tatsächlich verlangsamt, bevor wir einen nachhaltigen Boden am Markt finden. Das wird noch mindestens ein paar Monate dauern", sagt Investmentstratege David Donabedian von CIBC Private Wealth. Zwar könne es immer mal wieder Gegenbewegungen geben, aber eine echte Erholung sei noch nicht in Sicht.


   Twitter bleiben auf Talfahrt 

Unter den Einzelwerten bleiben Twitter mit einem Abschlag von 5,7 Prozent unter Druck. Elon Musk teilte mit, die Rechtsabteilung des Kurzbotschaftendienstes beschuldige ihn, eine Geheimhaltungsvereinbarung verletzt zu haben. Musk hatte am Freitag erklärt, dass seine 44 Milliarden Dollar teure Übernahme des Unternehmens auf Eis gelegt sei, wodurch die Aktien des Unternehmens um fast 10 Prozent eingeknickt waren.

Der Kurs von Spirit Airlines klettert um 11,2 Prozent. Laut Wall Street Journal plant Jetblue Airways (-3,8%) ein feindliches Gebot für den Wettbewerber.

Zosano Pharma reagieren mit einem Kursrückgang von 3,4 Prozent auf die Mitteilung, dass das Unternehmen eine Kapitalspritze benötigt, um sein Geschäft weiter zu betreiben. Zosano hat einen Quartalsverlust eingefahren, nachdem es Wertberichtigungen hatte vornehmen müssen - für Immobilien, Ausrüstung, aber auch ein ausgesetztes Forschungsprogramm.


   Rentenmarkt dreht 

Neben dem Aktienmarkt ermäßigen sich zunächst auch die Rentennotierungen, die aber mit den sehr schwachen US-Daten ins Plus drehen - die Renditen fallen damit. Anleger kauften nun wegen der trüben Konjunkturaussichten Rentenpapiere und preisten somit etwas an geldpolitischer Straffung wieder aus, heißt es. Allerdings bleibe man am Markt überzeugt, dass die Fed die Inflationsbekämpfung ernster nehme als den Konjunkturverlauf. Die ING hat ihre US-Zinsprognose angehoben.

Der Dollar neigt mit den ungünstigen Voraussetzungen zum Konjunkturverlauf leicht zur Schwäche, der Dollar-Index verliert 0,1 Prozent. Für die Barclays-Analysten ist der Greenback jüngst etwas deutlicher gestiegen als gedacht. Gleichwohl trauen sie dem Dollar weiteres Potenzial zu.

Die schwachen China-Daten bremsen die Erdölpreise nur kurzzeitig, denn die Volksrepublik ist ein bedeutender Ölverbraucher- und -Importeur. Mittlerweile haben die Preise allerdings wieder ins Plus gedreht. Teilnehmer verweisen auf die Nachricht, dass die schwedische Regierung einen förmlichen Beschluss gefasst hat, die NATO-Mitgliedschaft zu beantragen, und Finnland ähnliche Pläne hat. Man mache sich Sorgen, wie Russland reagieren könnte, heißt es. Phil Flynn von Price Futures verweist darauf, dass die Ölmärkte optimistisch auf eine mögliche allgemeine Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft blicken.

Der Goldpreis zeigt sich wenig verändert. Zwar leidet das Edelmetall übergeordnet unter den Zinserhöhungsfantasien, gleichzeitig verliere Gold mit den trüben Wirtschaftsaussichten auch etwas von seinem Charakter als Inflationsschutz, heißt es.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          32.229,87  +0,1%    33,21     -11,3% 
S&P-500        4.018,29  -0,1%    -5,60     -15,7% 
Nasdaq-Comp.  11.729,77  -0,6%   -75,23     -25,0% 
Nasdaq-100    12.303,50  -0,7%   -83,89     -24,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         2,56      -2,5        2,58      182,8 
5 Jahre         2,81      -5,3        2,86      154,8 
7 Jahre         2,86      -7,0        2,93      142,2 
10 Jahre        2,86      -5,5        2,92      135,1 
30 Jahre        3,06      -2,7        3,08      115,7 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mo, 7:40 Uhr  Fr, 17:32 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0418      +0,2%        1,0407         1,0414   -8,4% 
EUR/JPY                134,50      -0,0%        134,19         134,55   +2,8% 
EUR/CHF                1,0447      +0,2%        1,0433         1,0420   +0,7% 
EUR/GBP                0,8493      +0,0%        0,8496         0,8509   +1,1% 
USD/JPY                129,12      -0,2%        128,95         129,23  +12,2% 
GBP/USD                1,2268      +0,2%        1,2250         1,2237   -9,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,8021      +0,0%        6,8078         6,7992   +7,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.514,19      -4,9%     30.399,45      30.518,19  -36,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              112,13     110,49         +1,5%           1,64  +52,8% 
Brent/ICE              112,66     111,55         +1,0%           1,11  +48,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.812,78   1.811,51         +0,1%          +1,27   -0,9% 
Silber (Spot)           21,45      21,12         +1,6%          +0,33   -8,0% 
Platin (Spot)          942,00     942,78         -0,1%          -0,78   -2,9% 
Kupfer-Future            4,18       4,17         +0,0%          +0,00   -6,2% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 16, 2022 12:14 ET (16:14 GMT)