Stäfa (awp) - Im globalen Hörgerätemarkt läuft es nicht mehr so rund wie auch schon. Das spürt auch der Schweizer Platzhirsch Sonova. Der für die Marke Phonak bekannte Hersteller glaubt im Gesamtjahr 2022/23 nur noch das untere Ende der im Sommer reduzierten Prognosebandbreite zu erreichen.

Konkret nahm der Umsatz im abgelaufenen ersten Halbjahr 2022/23 (per 30. September) zwar noch um rund 15 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken zu, wie Sonova am Montag mitteilte. Der Betriebsgewinn (EBITA adjusted) sank hingegen um 1,9 Prozent auf 398,1 Millionen, etwa weil die Preise nicht rasch genug erhöht werden können. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von noch 296,2 Millionen (VJ 302 Mio).

Dass sich das Wachstum im Hörgerätemarkt im Zuge der jüngsten wirtschaftlichen Verwerfungen und der hohen Inflation deutlich abgeschwächt hat, war allerdings schon vor der Vorlage dieses Zahlenkranzes bekannt. Sonova hatte im August eine Gewinnwarnung publiziert. Und auch wichtige Rivalen wie etwa die dänische Demant oder GN Store Nord, das Mutterhaus von GN Resound hatten ihre Ziele gesenkt.

Unteres Ende der Bandbreite

Die gesenkte August-Prognose bestätigte Sonova nun zwar immerhin. Laut dieser wird das Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2022/23 bei 15 bis 19 Prozent erwartet. Beim bereinigten EBITA rechnete das Unternehmen zudem mit einem Anstieg um 6 bis 10 Prozent. Wie Sonova nun noch konkretisierte, dürfte aber lediglich das untere Ende dieser Bandbreite erreicht werden.

Vor allem im sehr wichtigen Markt USA, aber auch grossen europäischen Ländern ging die Nachfrage im Privatmarkt zurück. Das liegt vor allem an der nach wie vor sehr hohen Inflation, wie CEO Arnd Kaldowski im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagte. Normalisieren werde sich die Lage am Hörgerätemarkt letztlich dann wieder, wenn die Inflation klar zurückgehe. Bis dann würden einige Kunden den Kauf eines teuren Hörgeräts aufschieben.

Lumity-Start federt Rückgang ab

Doch gibt es auch Positives zu vermelden. Wenigstens scheint die neue Hörgeräte-Plattform Lumity den Rückgang der Wachstumsrate abgefedert zu haben. Und auch mit Blick nach vorne werde Lumity Sonova helfen, so Kaldowski. Er gehe für die nächsten 12 Monate dank dem Produkt-Launch von wachsenden Marktanteilen aus, sagte er.

Überhaupt ist man bei Sonova mit dem Erreichten gar nicht so unzufrieden. "Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist das im ersten Halbjahr erreichte Resultat eine solide Leistung", sagte Kaldowski. Auch liege das Ergebnis deutlich über dem Schnitt des Marktes.

Mittelfristig auf Kurs

Mittelfristig sieht sich das Unternehmen daher nach wie vor gut aufgestellt. Die entsprechen Ziele wurden vom Management bestätigt. So will der Hörgerätehersteller mittelfristig - trotz der Senkung bei den Jahreszielen für 2022/23 - ein jährliches Umsatzwachstum von 6 bis 9 Prozent erreichen. Die entsprechende Prognose für den Betriebsgewinn (EBITA) liegt weiter bei plus 7 bis 11 Prozent.

Angst bereitet Sonova dabei nicht einmal die neue OTC (over-the-counter) Regulierung von Hörgeräten in den USA. Sonova könne gar davon profitieren, dass nun neue, technisch weniger ausgeklügelte Konkurrenz-Produkte auf den Markt kommen, sagte Kaldowski. Denn die Kunden würden nun tendenziell bereits früher im Leben an den Hörgerätemarkt herangeführt.

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