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DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software sieht mittlerweile wieder mehr Licht bei den Vertragsabschlüssen. Mit den detaillierten Zahlen zum dritten Quartal hob Konzernchef Sanjay Brahmawar am Mittwoch den Ausblick für den Auftragseingang in den jeweiligen Sparten an. Nun dürfte es in allen Geschäftsbereichen zu einem mehr oder weniger deutlichen Anstieg der Bestellungen kommen. Die in der Corona-Krise gestutzten ursprünglichen Ziele vom Jahresbeginn wird das Unternehmen aber mehrheitlich nicht erreichen. Eine gute Nachricht gab es rund um den Hackerangriff, der die Systeme der Darmstädter im Oktober teilweise lahmgelegt hatte.

Die in den vergangenen Monaten wieder deutlicher unter Druck gekommene Aktie legte am Vormittag an der MDax-Spitze um 7,5 Prozent auf 35,60 Euro zu. Damit bestätigte sie ihre Erholung der vergangenen Tage. Aus dem Corona-Crash heraus, als die Aktie Mitte März ihr Tief bei 21,89 Euro fand, ging es bis 44,50 Euro in der zweiten Septemberwoche stetig bergauf. Das Niveau konnte das Papier aber nicht halten und fiel Ende Oktober wieder fast bis auf 30 Euro.

Die Prognoseerhöhung zeige die Widerstandskraft des Geschäftsmodells trotz der widrigen Umstände, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Gautam Pillai. Der Umbau des Geschäfts sei intakt, schrieb Baader-Bank-Experte Knut Woller.

Das vierte Quartal ist üblicherweise in der Softwarebranche das stärkste Jahresviertel. Hier entscheidet sich oft Wohl und Wehe für die Anbieter, weil Firmen und Behörden dann den Rest ihrer IT-Budgets verplanen. "Nachdem nun die Zahlen für das dritte Quartal vorliegen, haben wir mehr Klarheit und Kontext für unsere laufende Transformation", sagte Brahmawar. Bis dato konnte das Unternehmen wegen des Angriffs mit Schadsoftware nur Eckdaten zum dritten Quartal nennen.

Brahmawar rechnet nun in der größten Sparte mit Software zur Verzahnung von IT-Systemen mit 3 bis 10 Prozent Wachstum beim Auftragseingang. Vorher hielt er am unteren Ende auch noch eine schwarze Null für möglich. Im Geschäft mit der Cloud und der Vernetzung von Maschinen sollten die Aufträge nun 30 bis 50 Prozent höher liegen statt nur 20 bis 40 Prozent.

In der angestammten Datenbanksparte erwartet das Management jetzt ein klares Wachstum von 5 bis 15 Prozent statt einem Wert annähernd auf Vorjahresniveau. Allerdings warnte das Management, dieses Wachstum könne in der wegen technischer Weiterentwicklungen tendenziell unter Druck stehenden Sparte nicht auf 2021 fortgeschrieben werden.

Ohnehin bleibt der radikale Umbau hin zu den in der Softwarebranche mittlerweile zum Standard avancierten Abo-Modellen teuer. Die operative Marge des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Firmenwert (Ebita) in diesem Jahr veranschlagt Finanzchef Matthias Heiden auch weiter auf 20 bis 22 Prozent, nach 29,2 Prozent ein Jahr zuvor. Der Schwenk hin zu Abo-Modellen belaste die Marge derzeit mit rund 5 Prozentpunkten, sagte Heiden. Die Investitionen in den Konzernumbau kosteten zusätzliche rund 5 Prozentpunkte.

In diesem Jahr kalkuliert der Finanzchef mit 45 bis 50 Millionen Euro an finanziellen Mitteln für die "Helix" genannte Strategie von Brahmawar. Im kommenden Jahr dürfte der dafür nötige Betrag zurückgehen, sagte der Vorstandschef.

Im dritten Quartal sackte das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita) um gut die Hälfte auf 33,4 Millionen Euro ab. Das war aber etwas besser als mit den vorläufigen Zahlen in Aussicht gestellt. Unter dem Strich stand ein Gewinnrückgang von gut zwei Drittel auf 13,9 Millionen Euro.

Brahmawar krempelt den Softwarekonzern seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren kräftig um. Der Belgier war auch nach Darmstadt geholt worden, um das zuvor jahrelang - wenn überhaupt vorhandene - chronisch schwache Wachstum zu beschleunigen. Obwohl die Software AG mit ihren auf die IT-Abteilungen von Konzernen ausgerichteten Produkten an der Schnittstelle für die Digitalisierung der Wirtschaft sitzt, konnte sie davon in den vergangenen Jahren kaum profitieren.

Das Unternehmen stellt seine Kunden auf Abo-Modelle für die Software um, in die Vertriebsteams rund um den Globus stecken die Darmstädter mehr Geld. Heiden geht mittlerweile davon aus, dass in diesem Jahr nur noch rund 30 Prozent aller Verkäufe über herkömmliche Lizenzen stattfindet, 55 Prozent sollen bereits durch Abos kommen und 15 Prozent würden gleich ganz darauf setzen, die Software übers Internet aus Cloudrechenzentren zu nutzen. Zum Kapitalmarkttag im Februar war das Unternehmen noch von einem Bereitstellungsmix 50-40-10 (Lizenzen/Abos/Cloudservices) ausgegangen.

Auch der Verkauf der eigenen Software über Partner wie Microsoft wird gestärkt. Mittlerweile kämen rund 28 Prozent der Aufträge über solche Partnerdeals, sagte Vertriebschef John Schweitzer - vor zwei Jahren seien es nur rund 10 Prozent gewesen.

Der Umbau soll für stetigere Umsatzströme sorgen und sich mittelfristig auch wieder in mehr Wachstum und Profitabilität niederschlagen. Weil die Erlöse aber zunächst nicht mehr so hoch ausfallen wie vorher im Lizenzverkauf, kommt der Umsatz unter Druck. Im dritten Quartal fiel er um 17 Prozent auf 185,4 Millionen Euro.

Die Prognose für 2021 soll dann abgegeben werden, wenn die Zahlen für das vierte Quartal verfügbar sind - also Anfang 2021. Die mittelfristigen Aussichten bleiben wie bisher bestehen. 2023 will das Unternehmen einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen, die operative Marge soll dann bei 25 bis 30 Prozent liegen. 85 bis 90 Prozent der Erlöse sollen dann wiederkehrende Umsätze sein - also aus Abo-Modellen oder Wartungs- und Serviceverträgen kommen.

Das Problem mit dem Hackerangriff hat die Software AG bei ihren eigenen Systemen wieder im Griff. Nachdem es Mitte Oktober noch geheißen hatte, die IT laufe in vielen Teilen noch hoch, meldete das Unternehmen nun Vollzug. Die internen Systeme des Konzerns seien wiederhergestellt und arbeiteten wie gewohnt./men/ssc/jha/