(neu: Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Management-Aussagen zu starken Margen haben am Freitag die steile Talfahrt der Papiere der Software AG nicht nur gestoppt, sondern sogar zu satten Gewinnen geführt. Zudem verwies die Mehrheit der Analysten auf die allgemein hohe Schwankungsanfälligkeit der Quartalszahlen des zweitgrößten deutschen Softwarekonzerns nach SAP . Positiv wurde auch der beibehaltene Jahresausblick auf 2017 gewertet.

Die Anteile des Spezialisten für Firmensoftware, die zum Handelsstart nach einem schwachen Geschäftsausweis zum dritten Quartal um fast 6 Prozent abgesackt waren, drehten im Verlauf des Vormittags deutlich ins Plus. Im moderat schwächeren TecDax beendeten sie den Tag schließlich als Spitzenwert mit plus 3,50 Prozent auf 41,965 Euro. Bei zeitweise 43,25 Euro hatten sie sich zeitweise sogar wieder dicht an ihr Zwischenhoch vom Juni angenähert und in Sichtweite ihres 2011 erreichten Rekordhoch bei 44,50 Euro platziert.

"Die heftige Berg- und Talfahrt der Aktie erinnert an SAP am Donnerstag", merkte ein Händler an. Enttäuschungen über die Quartalszahlen des Walldorfer Konkurrenten hatten dessen Papiere am Vortag anfangs unter Druck gebracht. Im weiteren Verlauf jedoch war dann der Sprung ins Plus gelungen - angetrieben von positiven Aussagen zur künftigen Margenentwicklung und Marktanteilen durch den Vorstandschef Bill McDermott. Zur Margenentwicklung der Software AG äußerte sich an diesem Vormittag nun deren Finanzchef Arnd Zinnhardt positiv. So betonte er etwa die Margenstärke des zukunftsträchtigen Cloudgeschäfts sowie auch die des Wartungsgeschäfts der Software AG.

Die Analysten Andreas Wolf von Warburg Research und Thomas Becker von der Commerzbank verwiesen zudem darauf, dass ein Großteil des Zahlenwerks der Software AG zwar die Erwartungen verfehlt, das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) aber zumindest ihren Schätzungen nahezu entsprochen habe. Becker sieht auch "keine größere Gefahr für die Ebit-Konsensschätzung 2017, zumal beim TecDax-Konzern Kostenflexibilität gegeben sei.

Positiv merkte der Commerzbank-Experte zudem noch an, dass der beginnende Wandel im Geschäftsmodell der Software AG vom klassisch-herkömmlichen Lizenzverkauf hin zu nutzerspezifischen Abo-Zahlmodellen im vierten Quartal und darüber hinaus Fahrt aufnehmen dürfte. Das werde sich zunehmend auf die Margen und die Entwicklung des Bargeldzuflusses (Cashflow) auswirken.

Für die wichtige Wachstumssparte mit Integrationssoftware, den Bereich Digital Business Platform (DBP), rechnet er allerdings für das Gesamtjahr "nach den mittelmäßigen neun Monaten, den mittlerweile schwerer erreichbaren Vergleichszahlen und dem im Wandel begriffenen Geschäftsmodell" nur mit dem Erreichen der unteren vom Unternehmen bekräftigten Prognosespanne für das währungsbereinigte Produktumsatzwachstum von 5 bis 10 Prozent. In dieser Sparte waren die Erlöse der Software AG im dritten Quartal rund zehn Prozent hinter den Schätzungen der Analysten zurückgeblieben.

Analysten stuften die vorgelegten Zahlen überwiegend als schwach ein. Viele Experten halten sich derzeit ohnehin mit allzu positiven Aussagen über die Software AG zurück - da das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder die Erwartungen enttäuscht hatte. So empfehlen sechs der insgesamt 18 von dpa-AFX erfassten Analysten das Papier zum Verkauf und weitere sechs halten sich Neutral. Das durchschnittliche Kursziel liegt etwas über 38 Euro auch unter dem aktuellen Kurs.

Damit sind die Analysten deutlich zurückhaltender als zum Beispiel bei SAP. Für Europas Branchenprimus gibt es derzeit 16 Kaufempfehlungen und nur ein Verkaufs-Votum. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 100 Euro auch über dem zuletzt erreichten Rekordhoch. Damit könnte sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen, in denen die SAP-Aktie das Software-AG-Papier deutlich hinter sich gelassen hatte./ck/men/zb