"Das ist ein fantastischer Tag für Delivery Hero. Südkorea ist ein hochprofitabler Markt", sagte Vorstandschef Niklas Östberg am Freitag. Mit der Übernahme werde Delivery Hero zum größten Essenslieferant außerhalb Chinas. Aktionäre und Analysten feierten die Übernahme, die Aktien schossen um bis zu 22,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 61,48 Euro in die Höhe.

Südkorea ist wegen der hohen Bevölkerungsdichte und der steigenden Zahl an Single-Haushalten der viertgrößte Markt der Welt für Essenslieferdienste - und das Marktvolumen wächst schnell. Woowa ist Marktführer, Delivery Hero mit seiner App Yogiyo die Nummer zwei. Östberg ist dennoch zuversichtlich, grünes Licht der Wettbewerbshüter zu erhalten. "Der Wettbewerb ist hart und auch nach der Fusion werden wir nur einen sehr kleinen Teil des Markts kontrollieren", argumentierte er. Vor allem der Rivale Coupang, der nach dem Einstieg des japanischen Technologiekonzerns Softbank mit prall gefüllten Kassen auf Kundenjagd geht, treibt den Wettbewerb an. Uber hat bereits die Segel gestrichen und sich mit seinem Essenslieferdienst UberEats aus Südkorea zurückgezogen.

Doch Östberg ficht das nicht an. Woowa wickele monatlich 35 Millionen Bestellungen ab und wachse schnell. Das Unternehmen sei seit einigen Jahren profitabel und werde seine Gewinne in der Zukunft weiter steigern. Woowa hatte sich hingegen pessimistisch gezeigt, in dem hart umkämpften Markt ohne Partner bestehen zu können. Ein Sprecher bezeichnete die Fusion als eine "Überlebensstrategie".

Die Übernahme vollzieht Delivery Hero in mehreren Schritten. Zunächst erwerben die Berliner 88 Prozent an Woowa unter aus der Hand von Finanzinvestoren wie der US-Investmentbank Goldman Sachs und dem singapurischen Staatsfonds GIC. Die restlichen zwölf Prozent wollen sie binnen vier Jahren vom Woowa-Management übernehmen. Mit 1,9 Milliarden Euro zahlt Delivery Hero mehr als die Hälfte des Kaufpreises von insgesamt 3,6 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien, die Anteile der Altaktionäre werden entsprechend verwässert. Die bisherigen Woowa-Eigentümer werden schlussendlich gut 17 Prozent an Delivery Hero halten.

JOINT VENTURE IN SINGAPUR

Neben der Übernahme einigte sich Delivery Hero mit den Woowa-Management auf den Aufbau eines Gemeinschaftsunternehmens in Singapur. Gemeinsam wollen sie regionale Anbieter wie Grab aus Singapur und die indonesische Gojek angreifen, um ihre Präsenz im boomenden asiatischen Markt auszubauen. Östberg ist zuversichtlich, dass es in Asien genügend Platz für Delivery Hero und Grab gibt. "Wir werden beide sehr wertvolle Geschäfte in einem wachsenden Markt sein", sagte er.

Die Essenslieferanten-Branche befindet sich gerade in einer Konsolidierungsphase. Um den britischen Lebensmittel-Lieferdienst Just Eat ist ein milliardenschwerer Übernahmekampf zwischen den niederländischen Unternehmen Takeaway und Prosus entbrannt. Dabei spielt auch Delivery Hero eine Rolle: Die Berliner sind am Lieferando-Eigentümer Takeaway beteiligt, seitdem sie vor einem Jahr ihr Deutschland-Geschäft mit den Lieferdiensten Lieferheld, Foodora und pizza.de für knapp eine Milliarde Euro in bar und in Aktien an die Niederländer verkauft haben.

Um die Woowa-Übernahme zu finanzieren, könnte sich Delivery Hero von den Takeaway-Aktien trennen, sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin. Östberg schloss dagegen aus, dass sich der Konzern deshalb aus Märkten zurückzieht oder Geschäfte aufgibt. Auch nach dem Ausstieg aus dem Essensliefergeschäft in Deutschland ist Delivery Hero nach eigenen Angaben in mehr als 40 Ländern aktiv und zählt mehr als 22.000 Beschäftigte.