Von Dan Gallagher

SAN FRANCISCO (Dow Jones)--Salesforce war schon früher bei Anlegern in Ungnade gefallen. Der Cloud-Software-Pionier, der sich ständig im Wachstums- und Deal-Modus befindet, hatte vor drei Monaten seinen bislang größten Coup angekündigt. Dies war die Akquisition von Slack Technologies. Das Unternehmen ist unter dem Kürzel WORK gelistet. Dabei handelt es sich um eine Messaging-Plattform für Unternehmen, die zwar beliebt ist, aber noch keinen Gewinn abwirft.

Mit 27,7 Milliarden US-Dollar ist Slack fast doppelt so teuer wie der zweitgrößte Deal von Salesforce. Damals, zur Mitte des Jahres 2019, ging es um den Kauf von Tableau Software, einem Hersteller von Visualisierungssoftware. Diese Akquisition markierte gleichzeitig das vorläufige Ende einer ganzen Serie von Übernahmen: Innerhalb von fünf Jahren hatte Salesforce laut Factset 28 Unternehmen im Wert von insgesamt 54,3 Milliarden Dollar geschluckt. Mit anderen Worten, Slack ist nur der jüngste in einer langen Reihe von Deals, die im Laufe der Jahre immer kostspieliger wurden.

Die Anleger mochten diese Transaktion überhaupt nicht. Dementsprechend verlor die Salesforce-Aktie fast 10 Prozent ihres Werts, seit das Wall Street Journal am 25. November erstmals über Gespräche zwischen den beiden Unternehmen berichtet hatte. Das Minus steht in Kontrast zu einem Plus von 6 Prozent für die S&P 500 Software & Services Group und einem Anstieg von 17 Prozent beim BVP Nasdaq Emerging Cloud Index im gleichen Zeitraum.

Der Preis entsprach dem 26-fachen des Umsatzes, den Slack für die nächsten zwölf Monate prognostiziert hatte bzw. dem doppelten Vielfachen, das für die Übernahme von Tableau auf den Tisch geblättert worden war. Dabei sah sich Salesforce laut behördlichen Unterlagen nicht einmal im Bieterwettstreit mit der Konkurrenz.


Salesforce muss bei Bilanzvorlage liefern 

So schuf Salesforce eine herausfordernde Ausgangslage für die Präsentation der Ergebnisse zum vierten Quartal, die für den heutigen Donnerstag im Terminkalender steht. Normalerweise ist das vierte Quartal ein starker Zeitraum für das Unternehmen. Mindestens 45 Prozent des Jahresumsatzes entfallen historische gesehen auf diese drei Monate. Die Anleger fragten jedoch besorgt nach der Motivation hinter dem Slack-Deal und den Auswirkungen, die er auf die Margen von Salesforce haben wird.

Für das im Januar abgeschlossene Geschäftsjahr wird ein Betriebsverlust von rund 47 Millionen US-Dollar vorausgesagt. Eine Investorenumfrage von Bernstein Research im Dezember ergab, dass 84 Prozent der Befragten der Ansicht waren, dass der Deal für Salesforce-Anleger "wertzerstörend" ist. Salesforce hat Slack bereits in seine ursprüngliche Prognose mit einem Umsatzwachstum von 21 Prozent für das gerade begonnene Geschäftsjahr einbezogen. Damit scheint das Potenzial für weitere Aufwärtsbewegungen möglicherweise begrenzt.

Das Unternehmen hat jedoch noch keine Ergebnisprognose veröffentlicht. Die bereinigten operativen Margen dürften im abgelaufenen Geschäftsjahr voraussichtlich einen Rekordwert von 17,6 Prozent erreicht haben. Derrick Wood von Cowen erwartet für das aktuelle Geschäftsjahr 17,9 Prozent. Das könne zu einer Aufholjagd der Aktie im Handel führen. Keith Weiss von Morgan Stanley ist nicht ganz so optimistisch und prognostiziert eine Marge von rund 16,2 Prozent, wobei Bewertungen der "Glaubwürdigkeit des Managements wahrscheinlich das Ausmaß eines Bouncebacks verringern".

Bei Salesforce dreht sich normalerweise alles um Wachstum, aber als graue Eminenz unter den Cloud-Software-Unternehmen muss das Unternehmen auch zeigen, dass es profitabel expandieren kann.

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February 25, 2021 04:14 ET (09:14 GMT)