München (Reuters) - Für den Verkauf des Münchner Chip-Ausrüsters Siltronic an den taiwanischen Konkurrenten GlobalWafers wird die Zeit knapp.

Zehn Monate nachdem sich die Taiwaner gut 70 Prozent an Siltronic gesichert haben, warten sie immer noch auf die Genehmigung der Bundesregierung nach dem Außenwirtschaftsgesetz. Die Hoffnung von GlobalWafers, die 4,35 Milliarden Euro schwere Übernahme des Herstellers von Siliziumscheiben für die Chip-Herstellung (Wafer) noch vor dem Jahresende 2021 in trockene Tücher zu bringen, ist zerstoben. "Wir arbeiten weiterhin aktiv mit den verbleibenden Regulierungsbehörden zusammen und streben den Abschluss der Transaktion für Anfang 2022 an", erklärte ein Sprecher. Bis 31. Januar müssen die Genehmigung der chinesischen Kartellbehörde und die Erlaubnis aus Berlin vorliegen, sonst ist die Transaktion geplatzt.

Verhandlungskreisen zufolge machen sich die Beteiligten vor allem Sorgen, dass das Bundeswirtschaftsministerium unter dem neuen Ressortchef Robert Habeck nicht oder zu spät entscheiden könnte. Dabei habe GlobalWafers alle Auflagen des Ministeriums - etwa für den Fall eines Weiterverkaufs - erfüllt, sagte ein mit den Gesprächen Vertrauter der Nachrichtenagentur Reuters. Der Regierungswechsel habe die Sache nicht einfacher gemacht. "Das Thema wird im Ministerium verschleppt", sagte der Insider. Zwar gälte die Freigabe als erteilt, wenn die Regierung sich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht äußert. Die Frist dafür läuft aber erst nach dem 31. Januar ab, bis zu dem GlobalWafers alle Genehmigungen braucht. Das Ministerium wollte sich nicht zu dem Verfahren äußern.

Siltronic hatte bereits im Oktober gewarnt, dass sich die Prüfverfahren bis ins neue Jahr ziehen könnten. Zu deren Stand wollten sich weder Siltronic noch GlobalWafers äußern. Erst im November hatte die Kommission für fairen Handel in Japan - wo einige der größten Konkurrenten sitzen - die Kartellgenehmigung erteilt. In China steht die Entscheidung noch aus. Zwischen der Volksrepublik und Taiwan - das die Regierung in Peking als abtrünnige Provinz sieht - hatten sich zuletzt die Spannungen verstärkt.

Der Chef von Siltronic-Großaktionär Wacker Chemie, Christian Hartel, hatte sich im Dezember zuversichtlich gezeigt, dass die Übernahme gelingt. Mit den Behörden werde verhandelt. "Das ist ein positives Signal", sagte Hartel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dem bisher mit 30,8 Prozent beteiligten Konzern winken bei dem Verkauf 1,2 Milliarden Euro. Sollte der Verkauf nicht zustande kommen, will Wacker sich nach einem anderen Käufer umschauen.

Theoretisch könnten auch GlobalWafers einen zweiten Anlauf nehmen. Dann müssten die Taiwaner den Siltronic-Aktionären aber wohl mehr bieten als die 145 Euro vom vergangenen Jahr. Seit der Corona-Pandemie erlebt die Chip-Branche einen Boom, die Aktien der Siltronic-Konkurrenten haben deutlich zugelegt.