München (Reuters) - Der taiwanische Chip-Zulieferer GlobalWafers muss auch nach der Erhöhung seines Kaufangebots um die Übernahme des Münchner Rivalen Siltronic zittern.

Die Nummer drei auf dem Weltmarkt für Siliziumscheiben (Wafer) zur Herstellung von Chips stockte die Offerte am Freitag um zwölf Prozent auf 4,2 Milliarden Euro auf, um die abwartenden Aktionäre von Siltronic zu überzeugen. Doch die hoffen auf noch mehr: Die im MDax notierte Aktie stieg bis auf 147,35 Euro - weit über die 140 Euro hinaus, die die Asiaten nun je Aktie bieten. Der aktivistische Siltronic-Aktionär Argonaut, der sein Missfallen bereits vorher ausgedrückt hatte, erklärte: "Wir werden unsere Aktien weder zu 140 noch zu 150 Euro andienen. Die Wafer-Branche steht vor dem besten Jahr ihrer Geschichte."

GlobalWafers will mit dem Kauf von Siltronic, der weltweiten Nummer vier, zum Branchenführer Shin-Etsu aus Japan aufschließen, der auf 30 Prozent Marktanteil kommt. Der Vorstand von Siltronic hatte sich hinter den Plan der Taiwaner gestellt: "Wir haben den richtigen Partner gefunden", sagte Vorstandschef Christoph von Plotho. In der Branche geht es um Größe; kleinere Anbieter kommen immer stärker unter Druck. Gemeinsam ließen sich künftig milliardenschwere Investitionen in neue Fabriken für Wafer - Siliziumscheiben zur Chip-Produktion - besser stemmen.

GLÄNZENDE AUSSICHTEN FÜR DIE BRANCHE

Beide Partner setzen darauf, dass die Halbleiter-Nachfrage in diesem Jahr anzieht und die Preise steigen. Angesichts dessen müsse GlobalWafers mehr bieten, sagte Argonaut-Gründer und -Chef Barry Norris am Freitag: "Wir wollen unseren fairen Anteil an der Wertsteigerung." Er erwarte, dass GlobalWafers sein Gebot in der kommenden noch Woche auf 150 Euro je Aktie schrauben und die Annahmeschwelle auf 50 von 65 Prozent senken werde. Siltronic werde nicht umhinkommen, bei Vorlage der Geschäftszahlen, die am kommenden Freitag (29. Januar) ansteht, auf die glänzenden Aussichten für die Branche hinzuweisen.

Außer der ehemaligen Siltronic-Muttergesellschaft Wacker Chemie hatte bisher kaum ein Siltronic-Aktionär die Offerte angenommen. Die Papiere liegen seit Wochen über den 125 Euro, die GlobalWafers zunächst geboten hatte. Die Frist läuft am Mittwoch (27. Januar) aus. Bis dahin muss GlobalWafers auf mindestens 65 Prozent der Anteile kommen, schafft aber bisher nur gut 35. Wacker hat seinen Anteil von 30,8 Prozent angedient, am Markt haben die Taiwaner weitere 4,5 Prozent gekauft. Weil sie dafür bis zu 140 Euro zahlten, erhöhte sich die Offerte automatisch auf diesen Betrag, ohne dass sich die Annahmefrist verlängern würde.

Allein Wacker Chemie winkt mit dem Verkauf ein Erlös von fast 1,3 Milliarden Euro. Der Familienkonzern hatte Siltronic 2015 an die Börse gebracht - damals wurden die Aktien zu 30 Euro ausgegeben. Wenig später gab Wacker seine Mehrheit ab, weil dem Unternehmen das Auf und Ab in der Wafer-Branche zu riskant war.