Baar (awp) - Sika setzt den Höhenflug fort. Für das vergangene Geschäftsjahr meldete der Hersteller von Bauchemie einen Rekordumsatz. Auch beim noch nicht kommunizierten Gewinn rechnet Sika mit einem Rekord. An der Börse hingegen werden die Aktien von Investoren aus den Depots gekippt.

Denn zum Jahresende hin zeigten sich Bremsspuren in der Geschäftsdynamik. Sika befand sich zwar auf einem eindrücklichen Wachstumspfad, er war aber stark von Akquisitionsschritten geprägt. Konkret haben die Innerschweizer ihren Umsatz 2019 um 16,3 Prozent auf 8,11 Milliarden Franken gesteigert. Analysten hatten etwas mehr erwartet.

Vom Umsatzplus entfielen ganze 13 Prozent auf Akquisitionseffekte. Sika hat 2019 insgesamt fünf Firmen übernommen, positiv wirkte sich insbesondere die erstmalige Konsolidierung des im Mai 2019 übernommenen französischen Mörtelherstellers Parex aus. Das war der grösste Deal in der Geschichte von Sika.

Ohne Akquisitionen ist Sika demnach um 3,3 Prozent gewachsen, was immer noch ein ansehnlicher Wert ist. Im letzten Jahresviertel - von Oktober bis Dezember - ist das organische Wachstum allerdings auf 1 Prozent geschrumpft, rechnen Analysten vor. Im dritten Quartal war Sika ohne Akquisitionen noch um 6 Prozent gewachsen.

Wachstum in allen Regionen

In der mit Abstand grössten Konzernregion EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) steigerte Sika die Verkäufe in Lokalwährungen um 11,5 Prozent, nach 14,2 Prozent im Vorjahr.

Die Region Americas erhöhte den Umsatz 19,3 Prozent, nach einem Plus von 12,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die Wachstumsdynamik war laut Sika in Nordamerika besonders hoch, während sich in verschiedenen Ländern Lateinamerikas politische Spannungen auf die lokalen Baumärkte ausgewirkt hatten.

Die Erlöse in der Region Asien/Pazifik legten vor allem akquisitionsgetrieben gar um 35 Prozent zu. Das Segment Global Business wuchs um 3,0 Prozent. Dort bündelt Sika das Automotive-Geschäft mit Montage- und Konstruktions-Klebern.

Rekordgewinn erwartet

"Wir erwarten zudem Rekordergebnisse beim Betriebsergebnis und Gewinn", liess sich Sika-Chef Paul Schuler mit Blick auf den Jahresabschluss 2019 zitieren, der am 21. Februar vorgelegt wird. Und die Wachstumsdynamik dürfte laut Schuler auch in den kommenden Jahren anhalten.

Gemäss der im letzten Herbst vorgestellten "Strategie 2023" soll der Umsatz jährlich um 6 bis 8 Prozent wachsen. Auch punkto Profitabilität wurde im Oktober die Messlatte etwas höher gelegt: In den kommenden Jahren peilt Sika jeweils eine EBIT-Marge von 15 bis 18 Prozent an. Davor hatte die Vorgabe noch auf 14 bis 16 Prozent gelautet. 2018 lag diese noch bei 13,4 Prozent.

Über 15 Prozent wird die Betriebsgewinn-Marge aber erst ab dem Geschäftsjahr 2021 liegen, schränkte Sika ein. CEO Schuler hatte dies am "Capital Markets Day" mit dem Kauf von Parex erklärt, der erst noch verdaut werden müsse. Von Sika zugekaufte Firmen sind in einer ersten Phase üblicherweise noch weniger profitabel als der Konzern.

Börse nimmt Gewinne mit

An der Börse werden die Zahlen nicht goutiert; gegen 11 Uhr sind die Sika-Papiere mit einem Minus von 1,7 Prozent auf 177,55 Franken Schlusslicht im freundlich tendierenden SMI. Das langsamere organische Wachstum kommt bei den erfolgsverwöhnten Anlegern nicht gut an. Martin Flueckiger von Kepler Cheuvreux sprach gar von der "grössten Enttäuschung seit Jahren".

Relativierend muss angefügt werden, dass die Valoren 2019 mit plus 46 Prozent den besten Lauf aller SMI-Werte hatten. Gewinnmitnahmen überraschen in diesem Licht nicht.

ra/cf