Zürich (awp) - Der Verwaltungsrat des Baustoffherstellers Sika erhält im Vorfeld der nächsten Generalversammlung diesmal nicht die volle Rückendeckung des amerikanischen Stimmrechtsberaters ISS. Zwar wird die Wiederwahl der unabhängigen VR-Mitglieder unterstützt, die Decharge soll dem Verwaltungsrat hingegen verweigert werden. Damit schlägt sich ISS im Gegensatz zur letzten ordentlichen Generalversammlung im April 2015 in dieser Frage auf die Seite der Eignerfamilie Burkard.

Als Begründung nennt ISS in dem AWP vorliegenden Bericht die hängigen Klagen gegen verschiedene Verwaltungsräte und die daher unsicheren Folgen für die Investoren. ISS erwähnt einerseits die Klagen der Schenker-Winkler Holding (SWH) gegen die unabhängigen Verwaltungsräte Monika Ribar, Christoph Tobler und Ulrich Suter.

Zur Sprache kommt aber auch die Verantwortlichkeitsklage der Investoren Cascade und dem Bill & Melinda Gates Foundation Trust gegen Urs Burkard. Cascade habe ähnliche Klagen auch gegen Jürgen Tinggren und Willi Leimer eingereicht. Daher sei dem gesamten Verwaltungsrat die Entlastung zu verweigern.

ISS kritisiert ferner den Umstand, dass laut der Einladung zur GV die sechs Burkard-Gegner im Verwaltungsrat ihre Wahl nur dann annehmen, wenn sie geschlossen wiedergewählt werden. Dies schränke die freie und individuelle Stimmrechtsausübung ein.

DECHARGE WIRD OHNEHIN VERWEIGERT

Auch bezüglich der Besetzung des Nominierungs- und Vergütungskommittees nimmt ISS eine andere Haltung als der Sika-VR ein. Der dafür vorgeschlagene Frits van Dijk soll zwar gewählt werden; die vom VR ebenfalls portierten Urs Burkard und Daniel Sauter werden hingegen abgelehnt.

In allen anderen Punkten stimmt ISS mit dem unabhängigen Verwaltungsrat überein. So wird insbesondere auch der Antrag der Burkards abgelehnt, Jacques Bischoff als weiteren Vertreter der Familienholding in den Verwaltungsrat zu wählen.

Die Empfehlung von ISS wird das Abstimmungsergebnis kommenden Dienstag aber ohnehin kaum beeinflussen; dem Verwaltungsrat wurde schon vor einem Jahr die Decharge verweigert. Denn zu diesem Traktandum konnte die Familie Burkard seinerzeit ihre ganze Stimmkraft (knapp 53%) in die Waagschale werfen und wird dies wohl wieder tun. Ein logischer Schritt: Mit einem "Ja" zur Decharge würden die Burkards im Prinzip auf Klagen gegen die unabhängigen Verwaltungsräte verzichten.

ra/rw