Zürich (Reuters) - Der Schweizer Getränke-Kartonhersteller SIG Combibloc baut sein Geschäft im Bereich nachhaltige Verpackungen mit dem größten Zukauf in der Firmengeschichte aus.

SIG übernimmt für einen Bruttounternehmenswert von 1,36 Milliarden Euro die US-Firma Scholle IPN, wie der Konzern aus Neuhausen am Rheinfall am Dienstag mitteilte. Scholle mit Sitz in Northlake, Illinois, sei ein führender Hersteller von nachhaltigen Verpackungssystemen für Flüssigkeiten mit einem Jahresumsatz von 474 Millionen Euro.

Die Transaktion solle mit einem Mix aus Aktien, Barmitteln und Schulden finanziert werden. Eine Kapitalerhöhung soll 200 bis 250 Millionen Euro einbringen. Scholle-Eigentümer Laurens Last wird im Zuge der Transaktion zum größten Eigentümer von SIG mit einem Pro-forma-Anteil von 9,1 Prozent und soll in den Verwaltungsrat gewählt werden. Der Zukauf soll ab dem ersten Jahr nach Abschluss des Deals zum Cashflow und zum Gewinn je Aktie beitragen. SIG verspricht sich zudem Einsparungen von 17 Millionen Euro pro Jahr im Bereich Beschaffung und Produktion. Regulatorische Hürden bei der Übernahme erwartet SIG-Chef Samuel Sigrist nicht. Die Transaktion dürfte im zweiten oder dritten Quartal abgeschlossen werden.

SIG ist der zweitgrößte Anbieter von Kartonverpackungen für Getränke und flüssige Lebensmittel hinter dem deutlich größeren Weltmarktführer Tetra Pack aus Schweden.

ORGANISCHES WACHSTUM HAT PRIORITÄT

Mit Scholle wird sich der US-Umsatz von SIG etwa vervierfachen. Nach der milliardenschweren Übernahme setzt der Konzern auf Wachstum aus eigner Kraft. "Wir konzentrieren uns jetzt darauf, das organische Wachstum auf dieser neuen Plattform voranzutreiben", sagte Sigrist der Nachrichtenagentur Reuters. SIG will die operative Gewinnmarge des kombinierten Unternehmens wieder auf über 27 Prozent schrauben. Die Margen von Scholle und dem Anfang Januar gekauften Milchverpackungsgeschäft in Asien liegen dem Manager zufolge unter der von SIG, die des kombinierten Geschäfts betrage aktuell etwa 26 Prozent.

SIG alleine wies 2021 eine um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinnmarge (Ebitda) von 27,7 Prozent aus. Der Umsatz mit Kunden wuchs nach vorläufigen Zahlen - bereinigt um Wechselkurseffekte und Akquisitionen - um 6,6 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro. Die Dividende soll auf 0,45 Franken je Aktie angehoben werden von 0,42 Franken im Jahr davor.

An der Mittelfristprognose eines jährlichen Umsatzwachstums von vier bis sechs Prozent hält SIG fest und die bisherigen Dividendenpolitik soll fortgesetzt werden.

An der Börse schlug der Zukauf keine großen Wellen. Die SIG-Aktien notierten geringfügig unter dem Vortagesniveau. "Die Übernahme von Scholle IPN scheint aufgrund des komplementären System- und Produktangebots und des starken Fokus auf nachhaltige Verpackungslösungen eine gute Ergänzung zu sein", erklärte Vontobel-Analyst Pascal Furger.