--Kosten sollen bis 2025 um 300 Millionen Euro sinken

--Mehr als die Hälfte der Laborplattformen sollen wegfallen

--Mittelfristziele der Sparte gesenkt

--Healthineers erfüllt eigene Prognose im abgelaufenen Jahr

(NEU: Aussagen aus Pressekonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Healthineers reagiert mit einem Umbau der Labordiagnostik auf deutlichen Gegenwind in der Sparte. Bis 2025 sollen die Kosten durch ein Bündel an Maßnahmen um 300 Millionen Euro sinken, wie der Medizintechnikkonzern bei Vorlage der Jahresbilanz 2021/22 mitteilte. Insbesondere alte Laborstraßen sollen zugunsten der selbst entwickelten Atellica-Plattform früher aus dem Angebotsprogramm verschwinden. Beschleunigt werde der Übergang zu einem "sehr schlanken, super modernen Portfolio", der ohnehin geplant gewesen sei, sagte Vorstandschef Bernd Montag in einer Analystenkonferenz.

Die Zahl der Plattformen werde auf mehr als die Hälfte reduziert, wenn die kürzlich gestartete kleine Atellica CI1900 am Markt eingeführt ist, so Montag weiter. Steigende Kosten in Beschaffung und Logistik, Probleme mit Komponenten sowie Umsatzausfälle in China hätten gezeigt, dass das Portfolio bisher zu komplex sei.

Schlanker sollen künftig auch Forschung und Entwicklung sowie die Organisation aufgestellt werden. Siemens will sich überdies auf Schlüsselregionen konzentrieren. Dabei werden auch Standorte und Stellen wegfallen, räumte Montag ein. Wo und in welchem Umfang stehe bisher noch nicht fest.

Der Umbau wird in den nächsten drei Jahren insgesamt 350 bis 450 Millionen Euro kosten. Im neuen Geschäftsjahr 2022/23 werden davon 100 bis 150 Millionen Euro ergebniswirksam verbucht, wie Finanzvorstand Jochen Schmitz sagte. Zugleich sinken die mittelfristigen Erwartungen an das Diagnostik-Geschäft, das zuletzt vom Covid-Antigen-Testgeschäft profitiert hatte. Bis 2025 werde das vergleichbare Wachstum nur zwischen 3 und 5 Prozent erreichen und nicht wie im vergangenen Jahr angekündigt 4 bis 6 Prozent. Und die Marge werde nur zwischen 8 bis 12 Prozent erwartet. Die bisher angepeilten etwa 15 Prozent Rendite sollen später erreicht werden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr schaffte Siemens Healthineers nach unerwartet starken Viertquartalszahlen die eigene Prognose, die im Jahresverlauf zwei Mal erhöht worden war. Der Nettogewinn kletterte um 18 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro und führte zu einem bereinigten Gewinn pro Aktie von 2,29 (Vorjahr: 2,03) Euro. Damit lag das Unternehmen im Zielkorridor von 2,25 bis 2,35 Euro. Der Umsatz stieg vergleichbar um 5,9 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro, auch dies im Rahmen der prognostizierten 5,5 bis 7,5 Prozent Wachstum. Die Dividende soll von 85 auf 95 Cent je Aktie steigen.

Vorstandschef Montag sprach mit Blick auf die erreichten Ziele von einem Zeichen der Stärke. "Der kontinuierlich gestiegene Auftragseingang stärkt unsere Zuversicht für das Geschäftsjahr 2023." Angepeilt wird ein vergleichbar stabiler Umsatz. Ohne Schnelltest-Umsätze, die mit etwa 100 Millionen Euro erwartet werden - nach 1,5 Milliarden im Vorjahr - läge das Wachstum zwischen 6 und 8 Prozent. Beim Ergebnis je Aktie plant Healthineers mit 2,00 bis 2,20 Euro, also weniger als im Vorjahr. Rechnet man den Schnelltestgewinn für das abgelaufene Quartal heraus - 55 Cent je Aktie - läuft die Gewinnspanne auf ein Plus zwischen 13 und 24 Prozent hinaus.

An der Börse kommen die Zahlen gut an. Die Aktie von Siemens Healthineers notiert am frühen Nachmittag in Frankfurt 2,5 Prozent im Plus. Ein Händler sagte, das Gewinnziel für das neue Geschäftsjahr sei besser als von Analysten erwartet.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/err

(END) Dow Jones Newswires

November 09, 2022 07:48 ET (12:48 GMT)