ERLANGEN (awp international) - Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers ist mit der Finanzierung der 16 Milliarden US-Dollar teuren Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian am Aktienmarkt durch. In der Nacht auf Donnerstag wurden weitere 53 Millionen neue Aktien für 44,10 Euro das Stück bei institutionellen Anlegern platziert, wie die im MDax notierte Siemens-Tochter am Donnerstag in Erlangen mitteilte. Der Erlös lag damit brutto bei 2,34 Milliarden Euro. Rund 16 Prozent der Aktien gingen an den Staatsfonds des Emirats Katar (Qatar Investment Authority, QIA). Siemens erwarb bei der Platzierung keine Anteile, so dass der Anteil der Mutter auf etwas mehr als 75 Prozent sinkt.

Mit dem Geld will Siemens Healthineers einen Teil des Kredits zurückzahlen, den ihm die Konzernmutter für den Varian-Kauf bereitgestellt hatte. Weitere Aktien sollen für den Varian-Kauf nicht platziert werden. Es ist die zweite Kapitalerhöhung für die Übernahme, im September hatte sich Siemens Healthineers bereits knapp drei Milliarden Euro beschafft. Varian ist der grösste Zukauf nicht nur in der Geschichte der Medizintechniksparte, sondern des gesamten Konzerns.

Siemens Healthineers hatte den Kauf im August 2020 angekündigt und damals mitgeteilt, dass die Finanzierung über Kredite und die Ausgabe neuer Aktien laufen soll. Die jetzt über die beiden Kapitalerhöhungen insgesamt ausgegebenen 128 Millionen neue Anteile sind etwas weniger als das Unternehmen im vergangenen Sommer in Aussicht gestellt hatte. Durch die Platzierungen steigt die Zahl der Aktien auf knapp 1,13 Milliarden. Von diesen hält QIA künftig etwas weniger als ein Prozent.

An der Börse wurde die zweite Kapitalerhöhung mit einem Abschlag von knapp drei Prozent quittiert. Mit rund 45 Euro kostet das Papier etwas mehr als vor der Ankündigung der Übernahme. Gemessen zum Kurs vom Donnerstagmorgen wird das Unternehmen mit etwas mehr als 50 Milliarden Euro bewertet. Die Siemens-Tochter ist damit nach Airbus das zweitwertvollste Unternehmen im MDax. Und auch wenn Siemens noch den Grossteil der Anteile hält, hat die Aktie gute Chancen auf einen Aufstieg in den Dax , wenn dieser im September von 30 auf 40 Werte aufgestockt wird.

Der für den Aufstieg in den Dax relevante Wert des Streubesitzes liegt derzeit bei rund 12,5 Milliarden Euro. Das würde nach Einschätzung von Experten reichen - allerdings ist dies eine Momentaufnahme. Entscheidend ist die Bewertung Ende August. Es wäre das dritte Unternehmen im Dax mit Siemens im Namen. Neben dem Konzern selbst ist dort seit dieser Woche die an die Aktionäre abgespaltene Energiesparte Siemens Energy vertreten. An dieser hält der Konzern noch 45 Prozent. Zudem stammt der Halbleiterhersteller Infineon auch aus dem Siemens-Universum. Dieser wurde 2000 abgespalten und an die Börse gebracht./zb/stk/jha/