Die Medizintechnik-Sparte von Siemens kämpft wegen der Coronakrise mit Problemen: Röntgengeräte und Computertomografen (CT) lassen sich nicht oder mit Verspätung liefern und installieren, Ärzte und Kliniken behandeln weniger Patienten mit anderen Krankheiten, weshalb die Labore weniger Reagenzien für Bluttests brauchen.

Siemens Healthineers zog am Dienstag deshalb seine Umsatz- und Gewinn-Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) zurück. "Weder für die Länge noch für die Intensität der Covid-19-Pandemie existieren derzeit gesicherte Einschätzungen", sagte Vorstandschef Bernd Montag in Erlangen. "Entsprechend sind aus heutiger Sicht keine gesicherten Annahmen zur Geschäftsentwicklung möglich." Die Talsohle werde aber wohl im laufenden dritten Quartal (April bis Juni) durchschritten.

Bisher hatte Siemens Healthineers einen Umsatzanstieg auf vergleichbarer Basis um fünf bis sechs Prozent und ein um sechs bis zwölf Prozent steigendes Ergebnis in Aussicht gestellt, obwohl schon der Start ins Geschäftsjahr holprig verlaufen war. Nach sechs Monaten stehen nur ein bereinigter Umsatzzuwachs von vier Prozent und ein leicht rückläufiges Ergebnis zu Buche.

Zwar kommen sowohl die Röntgen- und CT-Geräte als auch die Systeme von Siemens zur Überwachung der Blutgas-Konzentration vielfach bei der Untersuchung und Behandlung von lungenkranken Corona-Patienten zum Einsatz. Zu zusätzlichen Bestellungen hat das aber offenbar nicht geführt. Ohne die Folgen der Pandemie wäre der Umsatz im zweiten Quartal um vier Prozent stärker gestiegen, erklärte die Siemens-Tochter. Eilig hat Healthineers einen eigenen Corona-Test zum Nachweis des Virus auf den Markt gebracht, Ende Mai soll ein Antikörper-Test folgen.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 3,3 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg um sechs Prozent auf 659 Millionen Euro, die operative Umsatzrendite blieb mit 17,9 (17,8) Prozent stabil. Unter dem Strich blieb ein Gewinnplus von neun Prozent auf 414 Millionen Euro, das aber nicht reichte, um die Einbußen des ersten Quartals wettzumachen.

Der größte Umsatz- und Gewinnbringer, die Bildgebungs-Sparte (Röntgen, Ultraschall, MRT), legte knapp sechs Prozent zu - ohne Corona wären bis zu fünf Prozentpunkte mehr drin gewesen, teilte Healthineers mit. In der Diagnostik-Sparte ging vor allem der Verbrauch der Reagenzien für die Analysegeräte zurück, mit denen das Unternehmen das meiste Geld verdient. Die Sparte setzte 2,2 Prozent weniger um und halbierte den operativen Gewinn.