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ZAMUDIO (dpa-AFX) - Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa steckt im Umbruch. Bislang hat die Kombination des Siemens Windanlagengeschäfts mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa die in sie gesetzten Hoffnungen noch nicht so recht erfüllt. Nun soll es ein neuer Chef richten. Zudem ändern sich demnächst die Besitzverhältnisse: Siemens bringt seine Anteile von 67 Prozent in den neuen Energieriesen Siemens Energy ein, der im September an die Börse soll. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

LAGE BEI SIEMENS GAMESA:

Die Erwartungen waren groß, als sich die Siemens-Windenergiesparte und Gamesa Anfang April 2017 zusammenschlossen: Gemeinsam wollte man sich den sich verändernden Marktbedingungen stellen und Synergien schöpfen. Ein großer Player, so die Überlegung, dürfte es im zunehmend schwieriger werdenden Geschäft leichter haben. Erfüllt haben sich die Hoffnungen bislang noch nicht. Im Gegenteil. Immer wieder verfehlte das Unternehmen seine eigenen Prognosen. Restrukturierungsprogramme zogen nicht richtig. Dazu gab es Unstimmigkeiten zwischen den Großaktionären Siemens und Iberdrola.

Die Windkraft hatte zuvor geboomt, doch schon damals zeichnete sich ein zunehmender Konkurrenz- und Preisdruck ab. Der Windmarkt wandelte sich schneller als von Experten erwartet: Vor allem die Windenergie an Land ist hart umkämpft. In Europa waren die Märkte zunehmend gesättigt, die Regierungen rückten von ihrem System der festen Einspeisevergütungen für neuen Windstrom ab und gingen zu Auktionen über, was die Preise drückte. Das führte zum fast vollständigen Zusammenbruch des Baus neuer Windanlagen an Land. Siemens Gamesa reagierte darauf mit Stellenabbau und Einsparungen und verlagerte das Geschäft verstärkt in Märkte, wo Vorstandschef Markus Tacke bessere Wachstumschancen sah.

Den daraus folgenden Auftragsboom konnte Siemens Gamesa jedoch wegen des hohen Preisdrucks nicht in eine steigende Profitabilität umsetzen. In diesem Geschäftsjahr gab es zuletzt noch Verzögerungen bei Projekten, die höhere Kosten nach sich zogen. Zur Unzeit kam dann auch noch die Corona-Krise hinzu.

Im ersten Geschäftshalbjahr (per Ende März) häufte Siemens Gamesa einen Verlust von fast 340 Millionen Euro an, auch für das dritte Geschäftsquartal geht das Unternehmen von weiteren Verlusten im operativen Geschäft aus. Das Unternehmen legt am 30. Juli seine Zahlen für die Monate April bis Juni vor. Analysten rechnen unter dem Strich erneut mit roten Zahlen.

Der Aufsichtsrat zog zudem die Reißleine und ersetzte Konzernchef Tacke durch Andreas Nauen. Der neue Vorstandsvorsitzende leitete zuvor das Offshore-Geschäft des Unternehmens und soll nun das Geschäft mit Windanlagen an Land stabilisieren.

Die Probleme bei Siemens Gamesa könnten auch den Start der neuen Siemens Energy hemmen. Dabei hat Siemens zuvor reinen Tisch mit dem Siemens-Gamesa-Großaktionär Iberdrola gemacht und deren rund 8 Prozent für rund 1,1 Milliarden Euro übernommen. Siemens will 55 Prozent an dem neuen Unternehmen Ende September an die Börse bringen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Marktbeobachter zeigen sich trotz aller herrschenden Unwägbarkeiten recht positiv gestimmt. Denn langfristig sehen sie die Windanlagenbranche wieder als Profiteur der Energiewende. Vor allem im lukrativeren Bau von Windanlagen auf See (Offshore) sehen sie weiter gute Chancen. Trotz der aktuellen Herausforderungen blieben die langfristigen Aussichten für den Windanlagenbauer daher attraktiv, schrieb Deutsche-Bank-Analyst Gael de-Bray jüngst in einer Studie. Für die Festland-Anlagen geht er von einer Trendwende aus.

Akash Gupta von der Bank JPMorgan sieht etwa die Wachstumsaussichten von Offshore-Anlagen als überlegen an. Dies dürfe nicht übersehen werden, zumal sich die Aktie von Siemens Gamesa in den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich entwickelt habe. Das dritte Geschäftsquartal dürfte indes operativ schwach gewesen sein. Der Fokus liege für ihn auf dem Ausmaß des Neustarts. Mit dem neuen Lenker Andreas Nauen verbinde sich Optimismus mit Blick auf eine Kehrtwende im Geschäft mit landgestützten Windkraftanlagen. Bei den der Küste vorgelagerten Anlagen sei Siemens Gamesa bereits Weltmarktführer, dies sei der lukrativste Endmarkt im gesamten Sektor der Industriegüterhersteller.

Die US-Bank Citigroup gab zuletzt sich ebenfalls recht hoffnungsvoll: Die meisten Indikatoren aus der Industrie und auch Aussagen von Unternehmen deuteten auf zunehmende Aktivitäten im vergangenen Quartal im Vergleich zum vorherigen hin, so Analyst Martin Wilkie. Das dritte Quartal sollte nicht so schlimm gewesen sein wie noch im April befürchtet. Er setzt für die Zeit nach Corona auf strukturelles Wachstum. Dies finde sich auch in der Branche der erneuerbaren Energien. Da die Staaten wegen der Corona-Pandemie sich bei der Energiewende nun ehrgeizige Ziele setzen dürften, werde das Offshore-Windgeschäft voraussichtlich zu einer der stärksten Wachstumsbranchen des nächsten Jahrzehnts.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Corona-Krise an den Börsen hat auch das Papier von Siemens Gamesa zunächst gebeutelt. Das an der Börse Madrid notierte Papier stürzte im März zwischenzeitlich auf einen Kurs von unter 11 Euro ab - was allerdings noch über dem Rekordtief der Aktie des damals frisch fusionierten Unternehmens von Ende November 2017 lag. Damals war sie nach der ersten Gewinnwarnung auf unter 10 Euro abstürzte.

In den vergangenen Monaten erholte sich Siemens Gamesa sukzessive. Mit dem Abgang Tackes erhielt die Aktie dann Rückenwind, übertraf die 18-Euro-Marke und konnte so die Verluste mehr als wettmachen. Damit kommt das Papier im laufenden Jahr sogar auf ein Plus von fast 20 Prozent. Nimmt man die vergangenen drei Monate als Grundlage, hat sich das Papier sogar um gut ein Drittel verteuert.

Damit bringt es Siemens Gamesa mittlerweile auf einen Börsenwert von fast 13 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung des dänischen Konkurrenten Vesta beläuft sich auf umgerechnet knapp 22 Milliarden Euro und der deutsche Anbieter Nordes ist an der Börse rund eine Milliarde Euro wert./nas/men/mis