REDE AUF DER ORDENTLICHEN HAUPTVERSAMMLUNG

DER SIEMENS ENERGY AG

Dr. Christian Bruch

Vorstandsvorsitzender der

Siemens Energy AG

München, 7. Februar 2023

Der während der Hauptversammlung mündlich erstattete Bericht kann von dieser Vorabfassung gegebenenfalls abweichen, insbesondere um aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Dr. Christian Bruch: Rede auf der Hauptversammlung 2023 Siemens Energy AG

2022 - DIE WELT IM WANDEL

Licht und Schatten - Politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Wandel

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren,

2022 war ein stürmisches Jahr. Politisch, ökonomisch und gesellschaftlich.

Der 24. Februar 2022 hat die Welt grundlegend verändert. Dieser Tag brachte Krieg zurück nach Europa. Das war für viele unvorstellbar. Der Krieg rückte einen Faktor in den Mittelpunkt, der zuvor in Europa als selbstverständlich galt. Die Verfügbarkeit von Energie. Energie ist die Grundlage für Entwicklung und Fortschritt. 2022 haben wir erlebt, wie brüchig dieses Fundament sein kann. Energie wurde und wird als Waffe eingesetzt. Dies gefährdet das Wohlergehen von Hunderten Millionen Menschen.

Der Krieg in der Ukraine hat zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen geführt. Sie fordern ganze Volkswirtschaften und Unternehmen heraus. Und uns als Bürgerinnen und Bürger. Allein in Deutschland stiegen die Energiepreise von Oktober 2021 bis Oktober 2022 um rund 43 Prozent. Und das alles in einem Umfeld, in dem die Inflationsrate auf einem historisch hohen Niveau lag.

Doch in jeder Krise steckt auch eine Chance. Das Jahr 2022 hat auchgezeigt. Politik und Wirtschaft können gemeinsam viel schaffen. Gemeinsam arbeiten wir an Lösungen. Um Energiesicherheit zu erreichen und die Energiewende voranzutreiben. Europa definiert seine Energiestrategie neu. Die Vereinigten Staaten beschleunigen mit dem Inflation Reduction Act die Energiewende. Auch in anderen Regionen der Welt ist die Energiewende ein großes Investitionsprogramm.

2022 war auch das Jahr, in dem viele Länder die Corona-Pandemie überwunden haben.

Trotzdem hat das Coronavirus unser Leben und die Art, wie wir virtuell zusammenarbeiten, grundlegend verändert.

Gleichzeitig hat sich 2022 der Klimawandel weiter verschärft. Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen haben viele Regionen der Welt getroffen.

Und damit die Erkenntnis. Wir müssen jetzthandeln, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Dazu müssen wir bis 2030 die Emissionen um 45 Prozent senken. Im Vergleich zu 2019. Hier gibt es auch 2023 viel zu tun.

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Herausfordernd - Unser Marktumfeld im Geschäftsjahr 2022

Was hat das abgelaufene Geschäftsjahr für uns als Unternehmen bedeutet? Die Folgen von Krieg, Pandemie und Klimawandel bestimmten auch unser Tagesgeschäft:

  • Beispiel Russland. Mit Russland verbindet Siemens und Siemens Energy eine 150 Jahre währende Geschichte. Sich von diesem Geschäft zu trennen, war eine schmerzhafte Entscheidung. Trotz der schwierigen Randbedingungen haben wir unsere Geschäfte mit Transformatoren und Gasturbinen in Russland erfolgreich verkauft.
  • Beispiel Lieferketten. Die weltweit ohnehin angespannten Lieferketten wurden durch den Krieg in der Ukraine noch stärker belastet. Darüber hinaus mussten wir zeitweise einige unserer Werke in China während des Lockdowns schließen. Dies betraf insbesondere Komponenten für Stromnetze. Dennoch konnten wir vieles stabil halten. Dabei hat sich unsere Strategie bewährt, die Lieferketten zu regionalisieren und zu verbreitern. Mit langfristigen Verträgen haben wir Preise und Verfügbarkeiten abgesichert. So konnten wir die gestiegenen Rohstoffpreise in vielen Bereichen nahezu ausgleichen. In Summe waren das rund 800 Millionen Euro.
  • Beispiel Inflation. Langlaufende Projekte zu wettbewerbsfähigen Preisen abzuwickeln, ist bei hohen Inflationsraten eine immense Herausforderung. Und das nicht nur für uns. Auch für unsere Lieferanten. Dies hat sich auch für uns negativ in der Profitabilität niedergeschlagen.

Die drei Beispiele zeigen. Das Marktumfeld 2022 war außerordentlich herausfordernd.

WETTERFEST - SIEMENS ENERGY STABILISIEREN

Konsequent - Drei Stellschrauben im Geschäftsjahr 2022

Gerade in solchen Zeiten müssen wir das Unternehmen wetterfest aufstellen. Wir haben das Geschäftsjahr 2022 dafür genutzt.

1. Wir haben unser Gas and Power-Geschäft wieder profitabel gemacht. Wir haben interne Abläufe verbessert. Wir haben unser Portfolio bereinigt. Und wir haben die Kosten reduziert. Bis zum Geschäftsjahr 2023 wollten wir 800 Millionen Euro einsparen. Davon haben wir bis zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres bereits mehr als 500 Millionen Euro erreicht.

Als Folge dieser Maßnahmen sage ich stolz. In einem Geschäftsjahr voller Herausforderungen hat Gas and Power solide Ergebnisse erzielt. Gas and Power hat geliefert, was wir versprochen haben.

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Dr. Christian Bruch: Rede auf der Hauptversammlung 2023 Siemens Energy AG

  1. Wir haben unser Unternehmen organisatorisch neu aufgestellt. Die neue Organisation ist seit 1. Oktober 2022 in Kraft. Mit ihr sind wir gegenüber dem Kapitalmarkt deutlich transparenter. Wir haben klare Verantwortlichkeiten für unsere Geschäftsbereiche geschaffen. Und wir haben die Zahl der Hierarchieebenen deutlich reduziert. So können wir flexibler und schneller auf Marktveränderungen reagieren. Das stärkt uns. Zugleich bedeuteten diese Veränderungen aber auch eine enorme Kraftanstrengung für unsere Mitarbeitenden. Denn kein Geschäftsbereich blieb von ihnen unberührt. Deshalb danke ich unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ganzem Herzen für ihren persönlichen Einsatz.
  2. Wir haben hart daran gearbeitet, die Leistung unserer Mehrheitsbeteiligung Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) zu verbessern. Wir wollen das Geschäft stabilisieren. Und wir wollen es wieder profitabel machen. Es gab Herausforderungen bei der Markteinführung einer neuen Onshore-Windturbine. Zudem belasteten höhere Rohstoffpreise und der Druck auf die Logistikketten das Unternehmen. Die Folge: SGRE musste die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 senken. Und damit auch wir als Siemens Energy. Im Januar 2023 gab es eine erneute Gewinnwarnung. Dazu später mehr.
    Wir haben hierauf reagiert und den Vorstandsvorsitz neu besetzt. Mit Jochen Eickholt übernahm zum 1. März 2022 ein ausgewiesener Sanierungsexperte das Amt. Zusammen mit seinem Team hat er umgehend damit begonnen, das Geschäft zu stabilisieren. Die erwähnten Maßnahmen bei Gas and Power dienten als wichtige Blaupause. SGRE hat eine neue Plattformstrategie für sein On- und Offshore-Geschäft angekündigt. Standardisierte Komponenten und Module für Windturbinen an Land und auf See sollen die Kosten senken. Gleichzeitig sollen sich Qualität und Liefertreue erhöhen. Das Unternehmen muss insgesamt wettbewerbsfähiger werden. Eine einheitliche Organisation für Fertigung und Einkauf wird die Aufstellung und die Kundenschnittstellen stärken. Die Konditionen bei neuen Kunden- und Lieferantenverträgen haben sich deutlich verbessert. Davon versprechen wir uns für die Zukunft spürbare Fortschritte.

Ansporn - Aktienkurs, Finanzen und Nachhaltigkeit

Aktienkursverlauf

Zur Wahrheit gehört aber auch ein Aktienkurs, der uns nicht zufrieden stellen kann. Der Kurs hat sich im Geschäftsjahr 2022 nahezu halbiert. Zwar verschlechterte sich der DAX im gleichen Zeitraum ebenfalls um rund 20 Prozent. Dennoch gibt es nichts schönzureden.

Diese Entwicklung trifft Sie alle, liebe Aktionärinnen und Aktionäre.

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Dr. Christian Bruch: Rede auf der Hauptversammlung 2023 Siemens Energy AG

Grund waren mehrfache Gewinnwarnungen bei SGRE. Zuletzt erst vor ein paar Wochen. Als Folge sanken die Gewinnerwartungen.

Die gute Nachricht. Unsere ergriffenen Maßnahmen wirken. Der Finanzmarkt versteht die Relevanz von Siemens Energy für die Energiewende. Der Kurs hat sich ungeachtet der jüngsten Gewinnwarnung erholt.

Wir werden weiter alles daran setzen, die operative Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens zu verbessern.

Finanzielle Ergebnisse

Zunächst ein Blick auf unsere Zahlen für das Geschäftsjahr 2022. Starten wir mit den Finanzkennzahlen.

  • Wir haben den Auftragseingang von 33 Milliarden Euro auf 38 Milliarden Euro im Jahr gesteigert. Somit haben wir einen Auftragsbestand zum Ende des Geschäftsjahres von 97 Milliarden Euro. Das sind 13 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Unser Auftragsbestand entspricht dem Umsatz von mehr als drei Jahren.
  • Wir haben den Umsatz von 28,5 auf 29 Milliarden Euro erhöht. Allerdings halfen uns hier Währungseffekte. Bereinigt sank der Umsatz moderat um 1 Milliarde Euro.
  • Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern mussten wir einen Verlust hinnehmen. Trotz der skizzierten Anstrengungen. Das angepasste EBITA betrug minus 75 Millionen Euro. Der Verlust war der Entwicklung bei SGRE geschuldet. Auch der Rückzug aus Russland hat sich bemerkbar gemacht. Dagegen konnte Gas and Power von seinem Programm zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit profitieren. Als Folge verzeichnete das Segment beim angepassten EBITA einen starken Anstieg.
    Belastend wirkten dagegen Sonderaufwendungen unter anderem durch Restrukturierungs- und Integrationskosten bei SGRE. Bereinigt um diese Sondereffekte lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern bei 379 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2021 waren es 661 Millionen Euro.
  • Nach Zinsen und Steuern lag der Verlust bei 647 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2021 waren es minus 560 Millionen Euro.
  • Als Folge ergibt sich ein negatives unverwässertes Ergebnis je Aktie von minus 0,56 Euro. Zum Vergleich: 2021 lag es bei minus 0,63 Euro.

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Siemens Energy AG published this content on 03 February 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 03 February 2023 08:37:07 UTC.