Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem sehr schwachen Start in die Woche dürfte am Dienstag an den europäischen Börsen zunächst Wundenlecken angesagt sein. Marktteilnehmer rechnen mit einem verhaltenen Handelsbeginn, der XDAX wird 0,2 Prozent niedriger gesehen bei 12.733 Punkten. Auch der Euro-Stoxx-50 wird wenig verändert erwartet.

Beherrschendes Thema bleibt weiter die Energiekrise. Daran ändert nichts, dass nach einem Stresstest nun beschlossen wurde, zwei Atomkraftwerke in Deutschland bis ins Frühjahr 2023 weiterlaufen zu lassen und nicht zum Ende des Jahres, wie eigentlich geplant, abzuschalten.

Abzuwarten bleibt, ob die Wiederaufnahme des Handels in den USA, wo am Vortag feiertagsbedingt pausiert wurde, am Nachmittag für frische Impulse sorgt. Die US-Börsen hatten am Freitag bereits mit einem deutlichen Rücksetzer auf die Nachricht reagiert, wonach Gazprom bis auf Weiteres kein Gas mehr durch Nord Stream 1 liefern wird - offiziell wegen eines Lecks. Gazprom verlangt von Siemens Energy weiter Reparaturarbeiten. Erst dann werde man die Gaslieferungen wieder aufnehmen.

Vor diesem Hintergrund steht die Entwicklung des Gaspreises weiter im Blick. Nach einem Plus von phasenweise über 30 Prozent betrug der Anstieg zum Handelsende am Montag "nur" noch rund 17 Prozent.


   Was liefert die EZB: 50 oder 75 Basispunkte? 

Derweil rückt der mit Spannung erwartete Zinstermin der EZB am Donnerstag immer näher. Die Erwartungen des Marktes sind geteilt, sowohl für eine Erhöhung um 50 als auch 75 Basispunkte ließen sich gute Gründe anführen, heißt es im Handel. Während die drohende Rezession für kleine Zinsschritte spreche, wäre wegen der exorbitanten Inflation aber eher ein großer Schritt angemessen.

Am Anleihemarkt waren die Renditen am Montag deutlich gestiegen, wohinter Spekulationen über einen doch eher größeren Zinsschritt gestanden haben dürften. Eine Argumentation lautete, weil eine Rezession kaum zu vermeiden scheine, dürfte die EZB nur ein kleines Zeitfenster für höhere Zinsen haben und dieses daher umso entschlossener nutzen. Aktuell zeigt die Tendenz bei den Marktzinsen weiter nach oben, wenn auch nur leicht.

Konjunkturseitig kommen am Nachmittag Daten aus den USA, allen voran der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich. Am Montag waren die Revisionen der entsprechenden Einkaufsmanagerindizes der Eurozone schwach ausgefallen.


   Wieder Streik bei Lufthansa 

Schwach wird die Lufthansa-Aktie erwartet, denn der Tarifkonflikt mit den Piloten spitzt sich zu. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat ab Mittwoch Streiks im Passagier- und Frachtgeschäft angekündigt. Diese könnten allerdings noch verhindert werden, wenn es bei einem Verhandlungstermin am Dienstag Erfolge geben sollte. Lufthansa werden vorbörslich 1,1 Prozent niedriger gesehen.

Dass VW die Sportwagentochter Porsche AG Ende September/Anfang Oktober an die Börse bringen will, könnte für einen leicht positiven Impuls bei den Aktien von VW und der Porsche Holding SE sorgen. Die Entscheidung war aber gleichwohl weitgehend so schon erwartet worden. Der Börsengang dürfte einer der größten der vergangenen Zeit in Europa werden. Nach den deutlichen Einbußen mit dem gesamten Autosektor am Vortag liegen VW in der Vorbörse rund 1 Prozent im Plus und Porsche SE 1,7 Prozent.

Keine Überraschung ist auch, dass Siemens Energy (-0,2%) nach halbjähriger Abstinenz zum 19. September wieder in den DAX aufsteigt. Die Entscheidung wurde wie diverse weitere Änderungen in der DAX-Familie am späten Montag verkündet. Platz machen muss dafür die Aktie des Kochboxenanbieters Hellofresh (+0,2%).

Nach den dramatischen Kursverlusten wegen der Gaskrise geht es für die Uniper-Aktie (+0,2%) im Zuge der Indexänderungen vom MDAX in den SDAX.


 
DEVISEN          zuletzt        +/- %   0:00 Uhr  Mo, 17:11 Uhr    % YTD 
EUR/USD           0,9954        +0,1%     0,9947         0,9924   -12,5% 
EUR/JPY           140,45        +0,5%     139,74         139,46    +7,3% 
EUR/CHF           1,0210        +0,1%     1,0218         1,0191    -6,0% 
EUR/GBP           0,8605        -0,0%     0,8605         0,8622    +2,4% 
USD/JPY           141,09        +0,4%     140,52         140,53   +22,6% 
GBP/USD           1,1568        +0,1%     1,1559         1,1509   -14,5% 
USD/CNH           6,9520        +0,1%     6,9422         6,9421    +9,4% 
Bitcoin 
BTC/USD        19.789,01        +0,1%  19.768,19      19.899,55   -57,2% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          88,72        86,87      +2,1%          +1,85   +25,0% 
Brent/ICE          95,14        95,74      -0,6%          -0,60   +28,7% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.717,19     1.712,14      +0,3%          +5,05    -6,1% 
Silber (Spot)      18,32        18,21      +0,6%          +0,11   -21,4% 
Platin (Spot)     852,55       852,95      -0,0%          -0,40   -12,2% 
Kupfer-Future       3,47         3,42      +1,3%          +0,05   -21,8% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
 

DJG/gos/cln

(END) Dow Jones Newswires

September 06, 2022 02:25 ET (06:25 GMT)