Man fördere den Umstieg zu einer klimaneutralen Wasserstoff-Produktion und -Nutzung mit 700 Millionen Euro, sagte die FDP-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Neben der Nutzung von grünem Wasserstoff als Ersatz für fossile Energieträger sei es das erklärte Ziel, entsprechende Technologien auch exportfähig zu machen. Bei der Vorstellung eines sogenannten Wasserstoff-Atlases für Deutschland bezifferte der Regensburger Wasserstoff-Experte Ulrich Sterner ein realistisches Potenzial für die deutsche Wasserstoff-Produktion aus Ökostrom auf 786 Terrawattstunden. Grüner Wasserstoff oder Ammoniak könnten dann etwa in großem Maßstab in der Stahl- und Chemieindustrie oder im Verkehrsektor eingesetzt werden.

Wegen des massiven Ausbaus billigen Offshore-Winds sei der Norden Deutschlands als Wasserstoff-Produktionsstandort klar prädestiniert, sagte Sterner. Bayern warf er vor, mit einer verfehlten Industriepolitik eine "Deindustrialisierung" zu fördern, weil nicht ausreichend Ökostrom zur Verfügung stehe. Sowohl Stark-Watzinger als auch Sterner betonten, dass Deutschland seinen sehr schnell wachsenden Bedarf an grünem Wasserstoff aber nicht nur aus heimischer Produktion decken könne. Deshalb gehe man Wasserstoff-Partnerschaften mit Ländern mit gleicher Wertebasis ein. Der Vorteil bei Wasserstoff gegenüber Gas und Öl sei, dass man nicht von wenigen Produzentenländern abhängig sei. 60 bis 70 Staaten stiegen derzeit in die Wasserstoff-Produktion oder -Nutzung ein, sagte der Regensburger Professor.

Ende Juni hatten der Energietechnikkonzern Siemens Energy und das französische Industriegase-Unternehmen Air Liquide bekanntgegeben, dass sie in einem Gemeinschaftsunternehmen die Serienfertigung von Elektrolyseuren für erneuerbaren Wasserstoff aufbauen wollen. Die EU-Kommission hatte vor wenigen Tagen zudem grünes Licht für Wasserstoff-Projekte im Volumen von 5,4 Milliarden Euro gegeben. Das "IPCEI Hy2Tech"-Projekt soll weitere 8,8 Milliarden Euro an privaten Investitionen anziehen und umfasst die Erzeugung, Speicherung, Transport und Vertrieb von Wasserstoff sowie die Herstellung von Brennstoffzellen, insbesondere für den Mobilitätssektor.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)