ZAMUDIO (awp international) - Der schwächelnde Windanlagenbauer Siemens Gamesa traut sich in den kommenden Jahren reichlich Wachstum zu. Die Spanier haben sich vorgenommen, bis 2023 stärker zu wachsen als der Markt, in dem sie sich bewegen. Das teilte der Konzern im Rahmen seines Kapitalmarkttages am Donnerstag mit. Zudem will das Management die Profitabilität verbessern, das Verhältnis zwischen dem operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und Umsatz soll wachsen.

Siemens Gamesa strebt bis 2023 eine bereinigte Ebit-Marge von 8 bis 10 Prozent an. Im kommenden Geschäftsjahr, das im Oktober beginnt, rechnet der Konzern mit einer bereinigten Ebit-Marge von 3 bis 5 Prozent, verkündete der Konzern heute. Zudem sollen künftig mindestens 25 Prozent des Nettogewinns für Dividendenausschüttungen verwendet werden.

Dass der Konzern mittelfristig stärker wachsen will als der Markt, verkündete der frühere Chef Markus Tacke bereits Ende letzten Jahres. Auch die angepeilte Ebit-Marge zwischen 8 und 10 Prozent stand bereits im Raum. Zu diesem Zeitraum war aber nur klar, dass diese erst nach 2022 erreicht werden könne. Damit hatte Siemens Gamesa seine Profitabilitätsziele eigentlich schon weiter nach hinten verschoben. Denn diese waren ursprünglich bereits für 2020 angekündigt worden.

Die Anleger haben die Ankündigungen am Donnerstag offensichtlich nicht überzeugt. Die Aktie der Spanier gab am Donnerstag mehr als 5 Prozent nach und sank auf einen Wert von rund 22 Euro. Der neue Ausblick des Windenergieanlagenherstellers bedeute für die Ergebnisse eine kurzfristige Belastung, schrieb Analyst Akash Gupta von JPMorgan in einer Einschätzung. Mittelfristig bedeuteten die Aussichten aber Potenzial nach oben.

Aus der Sicht von Goldman Sachs ergibt sich ein gemischtes Bild, die kurzfristigen Aussichten seien nun zwar schlechter als vom Unternehmen selbst erwartet, die langfristigen dafür etwas besser. Die Analysten hatten bei der Marge langfristig weniger erwartet, die gesunkene Margen-Schätzung für das kommende Geschäftsjahr ab September überrascht sie angesichts der Produktentwicklung nicht.

Siemens Gamesa schreibt trotz voller Auftragsbücher derzeit tiefrote Zahlen. Das liegt nicht nur an Auswirkungen der Corona-Pandemie, sondern auch an Problemen im Onshoregeschäft. So hatten sich die Märkte in Indien und Mexiko stärker abgeschwächt, als zunächst gedacht. Zudem kämpft Siemens Gamesa weiter mit den Problemen bei Projekten, etwa in Nordeuropa, die höhere Kosten verursachen.

Die Position im Offshore- und Servicegeschäft sei stark, im Onshore-Geschäft sieht Siemens-Gamesa-Chef Andreas Nauen grosses Potenzial, dass mit der neuen Strategie ausgeschöpft werden soll. Wie bereits früher betont, will der Konzern im Onshore-Geschäft zu "nachhaltiger Profitabilität" zurück: So soll im Onshore-Geschäft künftig die Profitabilität Priorität haben anstelle des Volumens. Projektrisiken will das Management senken. Helfen sollen auch neue Technologien und eine Vereinfachung der Lieferkette.

Der Umsatz soll laut Konzern in diesem Jahr zwischen 9,5 Milliarden bis 10 Milliarden Euro liegen, für das kommende Jahr peilt das Management Erlöse zwischen 10,2 und 11,2 Milliarden an./knd/eas/stk