Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem schwächsten ersten Halbjahr seit 1970 in den USA und seit 2008 in Europa stehen die Ampeln an den Börsen am Freitag schon wieder auf rot. Der DAX wird vorbörslich 0,7 Prozent niedriger gestellt bei knapp 12.690 Punkten. "Die Rezessionssorgen haben den Markt voll im Griff", so ein Marktteilnehmer. Die US-Index-Futures fallen mit den meisten asiatischen Börsen deutlich, die Rohstoffpreise ebenso, und die Anleiherenditen sinken.

Zwar hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX laut QC Partners am Donnerstag mit nur noch 11,4 ein neues 10-Jahres-Tief erreicht. Bei der Deutschen Bank heißt es aber, das erwartete Gewinnwachstum für 2022 und 2023 scheine mit 11 und 9 Prozent für den S&P-500 sowie 14 und 5 Prozent für den Stoxx-600 in Anbetracht der konjunkturellen Abkühlung zu hoch.

"Mit der Berichtssaison zum zweiten Quartal könnten daher negative Gewinnrevisionen zunehmen und Aktien trotz ihrer nunmehr niedrigeren Bewertungen belasten", so Dirk Steffen, Anlagestratege des Hauses. Allerdings dürften die Kurse bereits eine signifikante Konjunkturverlangsamung einpreisen, so dass bei einer Stabilisierung der makroökonomischen Lage eine rasche Gegenbewegung eintreten könne.


 Hoffen auf Unterstützung aus den USA 

Die Hoffnung auf eine Stabilisierung an den Börsen liegt auf dem Nachmittag. Möglicherweise ergibt sich ein ähnliches Bild wie schon am Donnerstag, als die Börsen im späten Geschäft deutlich nach oben liefen. Impulse könnten am Nachmittag vom Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in den USA ausgehen sowie von den US-Bauausgaben. Die Vorabschätzung der Eurozoneninflation im Juni dürfte dagegen ebenso kaum eine Rolle spielen, nachdem einige Länder wie Deutschland, Frankreich und Spanien ihre Daten bereits vorgelegt haben, wie auch Einkaufsmanagerindizes, die in der zweiten Lesung kommen.

Aus technischer Sicht hat der DAX am Donnerstag bei 12.600 Punkten erst einmal eine solide Unterstützung ausgebildet. Auf der Oberseite gilt die 13.000er Marke als Widerstand.

Mit anhaltendem Druck wird auf die rohstoffnahen "Basic Resources"-Aktien gerechnet. "Hier schlagen die Rezessionssorgen am stärksten zu", sagt ein Börsianer. Die Preise für Eisenerz geben den dritten Tag in Folge nach, und auch die Preise für Nickel und für Kupfer setzen ihre Baisse fort. Nachdem zuletzt auch die Ölpreise unter Druck geraten sind, könnte mit dem Stoxx-Subindex Öl und Gas auch der einzige Sektor wackeln, der im ersten Halbjahr ein Plus erzielt hat, und zwar von 14 Prozent.


 Siemens-Abschreibung auf Siemens Energy entspannt gesehen 

Vergleichsweise entspannt beurteilt ein Marktteilnehmer die Abschreibung von 2,8 Milliarden Euro auf die Tochter Siemens Energy durch Siemens. "Das ist zunächst eine rein buchhalterische Geschichte, die nicht Cash-relevant ist", sagt er. Andererseits zeige die Abschreibung aber auch, dass der Konzern nicht mit einer schnellen Kurserholung bei den Aktien von Siemens Energy rechne. Vorbörslich geben Siemens mit dem Markt um 0,8 Prozent nach.

Die Analysten der Citigroup haben die DWS-Aktie auf "Neutral" gesenkt. der Kurs kommt um rund 3 Prozent zurück. Daneben laufen die Analysten weiter den Kursen hinterher: Bei unveränderten Kauf- oder Halten-Empfehlungen sind am Morgen wieder zahlreiche Kursziele gesenkt worden.


 
DEVISEN          zuletzt       +/- %   0:00 Uhr  Do, 17:31 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0469       -0,1%     1,0481         1,0463   -7,9% 
EUR/JPY           141,10       -0,8%     142,27         142,20   +7,8% 
EUR/CHF           0,9996       -0,2%     1,0469         0,9989   -3,7% 
EUR/GBP           0,8627       +0,2%     0,8609         0,8609   +2,7% 
USD/JPY           134,81       -0,7%     135,75         135,88  +17,1% 
GBP/USD           1,2135       -0,4%     1,2183         1,2156  -10,3% 
USD/CNH           6,7172       +0,3%     6,6944         6,6996   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD        19.438,02       +3,5%  18.788,33      19.167,22  -58,0% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt   VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex         104,92      105,76      -0,8%          -0,84  +45,4% 
Brent/ICE         108,14      109,03      -0,8%          -0,89  +44,4% 
 
METALLE          zuletzt      Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.799,55    1.807,32      -0,4%          -7,78   -1,6% 
Silber (Spot)      20,03       20,27      -1,2%          -0,24  -14,1% 
Platin (Spot)     894,20      897,13      -0,3%          -2,93   -7,9% 
Kupfer-Future       3,60        3,71      -3,2%          -0,12  -19,1% 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 01, 2022 02:08 ET (06:08 GMT)