Hanoi/Peking (Reuters) - Im Südchinesischen Meer spitzt sich der Konflikt zwischen China und Vietnam über Anrechte auf Seegebiete zu.

Das Außenministerium in Peking wies am Freitag Forderungen Vietnams zurück, einen Schiffskonvoi aus seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone abzuziehen. Die chinesischen Schiffe würden "normale Arbeiten" entsprechend den Gesetzen ausführen, sagte Ministeriumssprecher Mao Ning. Ausschließlichen Wirtschaftszonen können nach dem UN-Seerechtsübereinkommen bis zu 200 Seemeilen vor der Küste liegen. Der Küstenstaat hat das Recht auf alleinige wirtschaftliche Ausbeutung. Nach internationalen Regeln ist es Schiffen erlaubt, die Zonen anderer Länder zu durchqueren.

Am Donnerstag hatte Vietnam China vorgworfen, seine Souveränität zu verletzen. Das Forschungsschiff "Xiang Yang Hong 10", Schiffe der chinesischen Küstenwache und chinesische Fischtrawler sollten umgehend Vietnams Ausschließliche Wirtschaftszone verlassen, hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums in Hanoi. Nach Daten der regierungsunabhängigen Organisation South China Sea Chronicle Initiative befindet sich der Verband seit 7. Mai in den umstrittenen Gewässern. Demnach sollen die Schiffe in der Nähe eines Gasfeldes kreuzen, in dem ein vietnamesisch-russisches Joint-Venture Gas fördert.

Nach Angaben des Spezialisten Ray Powell an der US-Universität Stanford halten sich zwei vietnamesische Fischerboote in 200 bis 300 Meter Entfernung von dem chinesischen Verband auf. Powell leitet das Projekt Myoushu, das die chinesischen Aktivitäten im Südchinesischen Meer beobachtet. Er wertete den Vorgang als "beunruhigende Eskalation".

China beansprucht eine großen Teil der Gewässer im Südchinesischen Meer, in denen unter dem Meeresboden Gas- oder Ölvorkommen entdeckt wurden oder vermutet werden. Darunter fallen auch Bereiche, die zu der vietnamesischen Ausschließlichen Wirtschaftszone gehören. Auch mit den Philippinen und Indonesien streitet China über Anrechte auf Seegebiete.

(Bericht von Francesco Guarascio, geschrieben von Hans Busemann. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)