SEVENUM (dpa-AFX) - Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke hat wohl im dritten Quartal im Tagesgeschäft erstmals in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreicht. Für die Monate Juli bis September erwarten die Niederländer dank Kosteneinsparungen und Wachstum eine positive operative Gewinnmarge, wie sie überraschend am Mittwoch in Sevenum mitteilten. Auch beim Geschäftsvolumen an sich konnten sie etwas besser abschneiden als gedacht - wenn auch ohne große Fortschritte beim Hoffnungsträger, dem Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Die Aktie setzte nach dem deutlichen Rücksetzer der vergangenen Monate zur Erholung an.

Am Markt wurden die vorläufigen Zahlen nämlich erleichtert aufgenommen. Der Kurs der im SDax notierten Aktie legte kurz nach dem Start des Xetra-Handels um etwas mehr als elf Prozent aus 49 Euro zu und setzten damit die jüngste Erholung fort. Das Papier war in den vergangenen Monaten schwer unter die Räder gekommen. Anfang August noch waren die Aktien an die 100 Euro wert gewesen - bis sich Konsumflaute und Enttäuschungen rund um die Verzögerungen beim elektronischen Rezept in Deutschland wie Blei auf den Kurs legten und ihn unter die Marke von 40 Euro drückten.

Das Umsatzwachstum habe sich im Vergleich zum Vorquartal beschleunigt, schrieb Baader-Bank-Analyst Volker Bosse. Außerdem sei das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) positiv ausgefallen, was am Markt so nicht erwartet worden sei. Dies sei bemerkenswert vor dem Hintergrund dessen, dass in Italien ein neues Logistik-Center eröffnet wurde. Die Umsatzentwicklung stütze die Jahresziele der Online-Apotheke, schrieb Warburg-Analyst Michael Heider. Die Einführung des deutschen E-Rezeptes mache zwar nur kleine Fortschritte, die Shop Apotheke bleibe aber exzellent positioniert, um davon zu profitieren.

Gemessen an dem um Sonderposten bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet das Management um Chef Stefan Feltens nun im dritten Quartal mit einem positiven Ergebnis. Analysten hatten mit einem Minus gerechnet. Den Umsatz konnte die Online-Apotheke unter anderem dank Neukunden um ein Fünftel auf 285 Millionen Euro steigern - auch das war etwas mehr als von Experten gedacht.

Vom Erlös machten nicht verschreibungspflichtige Medikamente allerdings weiter den Löwenanteil aus mit 252 Millionen Euro, sie wuchsen zudem mit 22 Prozent schneller als die restlichen Produkte. Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten legte dagegen nur leicht um vier Prozent auf 33 Millionen Euro zu. Hier rechnet sich der SDax-Konzern große Wachstumschancen aus - wenn denn das E-Rezept dafür sorgt, dass die Kunden ihre Rezepte nicht mehr mühsam per Papier einsenden oder einscannen müssen.

Das Unternehmen verwies darauf, dass die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland kontinuierlich voranschreite. Nach einer Testphase in der Region Westfalen-Lippe sei der Rollout ein bedeutender Schritt hin zu einer flächendeckenden Einführung. Die Zahl der täglich elektronisch ausgestellten Rezepte habe im ersten Quartal bei durchschnittlich 70 gelegen, im zweiten bei rund 400 und in der letzten Septemberwoche bei über 6000, hieß es von Shop Apotheke. Der flächendeckende Rollout des E-Rezepts stockt in Deutschland immer wieder, ursprünglich sollte es bereits im Januar 2022 bundesweit zur Pflicht werden.

Vorstandschef Feltens sprach von Marktanteilsgewinnen in allen sieben Ländern. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte das Management für das fortgeführte Geschäft. Der Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Mitteln soll um 15 bis 25 Prozent zulegen, die bereinigte operative Marge erwartet Feltens zwischen minus 1,5 und plus 1,5 Prozent./men/zb/ngu