Die Ergebnisse von Zur Rose, die Anfang des Jahres bekannt gegeben wurden, hatten einen Schatten geworfen: mit einem Rückgang des konsolidierten Umsatzes um 5,4 % und sehr deutlichen Rückgängen in Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Das Unternehmen Shop Apotheke hat sich besser geschlagen. Das Wachstumstempo verlangsamt sich zwar deutlich im Vergleich zu den vergangenen Jahren, erreicht aber immer noch 13 % zwischen 2021 und 2022. Darüber hinaus zählt die Gruppe 9,3 Millionen "aktive" Kunden, gegenüber 7,8 Millionen im Vorjahr, und festigt ihre führende Position in Deutschland, dem derzeit lukrativsten Markt in Europa.

Während Shop Apotheke dem Schweizer bei den Bruttomargen weit voraus ist - sie sind fast doppelt so hoch - ist keines der beiden Unternehmen bislang profitabel. Mit anderen Worten: Ihr Wachstum ist noch nicht rentabel. Schlimmer noch, die Verluste nehmen zu.

Shop Apotheke verbrannte im Jahr 2022 rund 85 Mio. Euro - ein Rekord in diesem Bereich. Die Situation ist nicht so alarmierend wie die von Zur Rose, welche eine aggressive und kostspielige Akquisitionsstrategie verfolgt: deren Mehrwert ist kaum erkennbar, da das Wachstum nachlässt und die Verluste noch dramatischer ansteigen.

Shop Apotheke könnte über kurz oder lang ebenfalls ein Liquiditätsproblem bekommen, da 67 Mio. Euro an Barmitteln als Sicherheit für 248 Mio. Euro an langfristigen Verbindlichkeiten zurückgehalten werden. Wenn sich die Geschäfte nicht verbessern, könnte die Verschuldung dem Unternehmen zum Verhängnis werden, insbesondere vor dem Hintergrund eines Anstiegs der Zinssätze in Europa.

Shop Apotheke bleibt daher von zukünftigen Kapitalerhöhungen abhängig. In den letzten vier Jahren gab es gleich drei davon - alle zu Bewertungen von etwa x1 des Umsatzes. Das Marktumfeld war jedoch wesentlich günstiger.

Die Aktie bleibt daher spekulativ, auch wenn wir nicht unbedingt negativ eingestellt sind, denn die Einführung der digitalen Technologie in der Verbraucherpharmazie wird sicher voranschreiten. Eine weitere Verlangsamung des Wachstums in der ersten Hälfte des Jahres 2023 würde die Optimisten jedoch in Bedrängnis bringen.

Die Führungskräfte der Gruppe scheinen diese Unentschlossenheit zu teilen - ein Teil des Managements verkauft seine Anteile, während der CEO Stefan Feltens und der Hauptaktionär Michael Köhler - der ein Viertel des Kapitals kontrolliert - ihre Positionen in den letzten Monaten ausgebaut haben.