(neu: Hintergrund, aktualisierte Aktienreaktion)

VENLO (dpa-AFX) - Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke ist in der Corona-Krise auch im dritten Quartal kräftig gewachsen. Die Erlöse stiegen nach vorläufigen Berechnungen im Jahresvergleich um knapp 40 Prozent auf 238,7 Millionen Euro, wie das seit September im MDax gelistete Unternehmen am Montag im niederländischen Venlo mitteilte. Damit summiert sich das Plus in den ersten drei Quartalen auf rund 38 Prozent. Die Zahl aktiver Kunden wuchs seit dem Jahreswechsel um 1,2 Millionen, davon 0,4 Millionen im dritten Quartal.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Aktie des Arzneimittelhändlers legte am Morgen zeitweise um fast elf Prozent zu und erreichte bei 168,60 Euro ein Rekordhoch. Am späten Vormittag lag sie noch mit 4,99 Prozent im Plus bei 159,80 Euro und gehörte damit immer noch zu den stärksten Werten im MDax. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs der Aktie inzwischen fast vervierfacht.

Ein Börsianer hält es angesichts der jüngsten Umsatzentwicklung für denkbar, dass das Management bei der Vorlage des vollständigen Quartalsberichts am 5. November seine Jahresprognose ein weiteres Mal anhebt.

Unternehmenschef Stefan Feltens hatte seine Erwartungen bereits Ende Juli nach oben geschraubt. Demnach soll der Umsatz in diesem Jahr statt um 20 Prozent - wie zuvor gedacht - jetzt um mindestens 30 Prozent zulegen. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll 1 bis 2 Prozent des Umsatzes erreichen.

Das Unternehmen ist einer der großen Profiteure der Corona-Krise. Denn viele Menschen deckten sich im zu Beginn der Pandemie reichlich mit allen erdenklichen Medikamenten ein. Zudem scheuen mittlerweile viele Menschen den Gang in die Apotheken aus Furcht vor Ansteckungen. Sie bestellen daher lieber bei Versandapotheken.

Im dritten Quartal verbuchte Shop Apotheke besonders im nicht-deutschsprachigen Raum hohe Zuwächse. In Frankreich, Belgien, Italien und den Niederlanden stieg der Umsatz insgesamt um 82,2 Prozent. In Deutschland, Österreich und der Schweiz betrug der Zuwachs insgesamt 33,8 Prozent. Die drei Länder stehen mit gut 200 Millionen Euro weiterhin für den Großteil des Geschäfts des Konzerns.

Nach dem jüngsten Kurssprung wird Shop Apotheke an der Börse inzwischen mit rund 2,4 Milliarden Euro bewertet. Beim Börsengang im Jahr 2016, als die Papiere zu 28 Euro das Stück an den Start gegangen waren, hatte die Marktkapitalisierung bei nur gut 250 Millionen Euro gelegen. Seitdem hatte die Gesellschaft dreimal ihr Kapital erhöht, um Übernahmen und das Geschäftswachstum zu finanzieren. Dies trug neben dem Kursanstieg zu dem deutlichen Anstieg des Börsenwerts bei.

Hauptnutznießer der Kursgewinne ist der frühere Unternehmenschef Michael Köhler, der das Unternehmen mitbegründet hat und 17 Jahre lang geführt hatte. Ende 2018 zog er sich aus persönlichen Gründen überraschend zurück, hält aber immer noch viele Aktien des Unternehmens./stw/ngu/fba