Zürich/Tel Aviv (awp) - Der Telemedizin-Anbieter SHL ist im vergangenen Geschäftsjahr 2015 in die roten Zahlen gerutscht. Basierend auf vorläufigen und ungeprüften Zahlen wird mit einem Reinverlust von 16 bis 17 Mio USD gerechnet. Das Unternehmen begründet den Verlust in einer Mitteilung vom Freitag mit einem Abschreiber auf zusätzliche Vermögenswerte (vor allem Steuerverpflichtungen) im Umfang von 4,5 bis 5 Mio USD sowie auf Forderungen in Verbindung mit zwei leistungsbasierten Verträgen in Deutschland von 6 bis 6,5 Mio CHF. Die SHL-Titel geben im frühen Börsenhandel stark nach.

In Deutschland seien erste externe Auswertungen der zwei leistungsbasierten Verträge abgeschlossen worden. Diese hätten zwar erfolgreiche Ergebnisse und einen wirtschaftlichen Nutzen für die Krankenkassen gezeigt. Allerdings sei der wirtschaftliche Nutzen geringer als ursprünglich angenommen. Die Auswirkungen auf den Umsatz des Jahres 2015 seien beschränkt, das Umsatzwachstum belaufe sich auf ca. 15%. Obwohl das Umsatzwachstum auf konstanter Währungsbasis im zweistelligen Bereich sei, liege es unter der eigenen Guidance von 20%, wie es heisst.

Im Jahresverlauf sei das Geschäft in Deutschland restrukturiert und mit einem chinesischen Käufer über eine Fusion verhandelt worden. Letzteres ist bekanntlich gescheitert. Dabei seien "erhebliche" Kosten in Höhe von rund 3 Mio CHF entstanden.

Man habe den chinesischen Käufer auf Schadenersatz wegen Vertragsverletzung in Höhe von rund 11 Mio CHF bzw. 10% der Fusionszahlung eingeklagt. Ob die Klage Erfolg habe, könne derzeit nicht abgeschätzt werden.

AUSWIRKUNG AUF UMSATZ

Für das Jahr 2016 würden sich diese Effekte auch auf den Umsatz auswirken. Dieser werde schätzungsweise im Vergleich zum Gesamtjahr 2015 um 10% tiefer liegen. Hingegen sei der Effekt auf den Cash Flow minimal. Es wird damit gerechnet, dass die übrigen einmaligen ausserordentlichen Posten keinen materiellen Einfluss auf den laufenden Geschäftsgang und die finanzielle Performance im Jahr 2016 haben werden. "2016 wird ein Übergangsjahr sein", so CEO Yuval Shaked.

Vontobel-Analystin Carla Bänziger kündigt nun eine Senkung ihrer Schätzungen von über 50% an und nimmt das Anlagerating "Hold" sowie das Kursziel von 10,50 CHF in Revision. Mit den neuen Schätzungen will Bänziger allerdings warten bis SHL am 12. April den detaillierten Finanzbericht 2015 veröffentlicht. Die SHL-Aktien geben am Freitag bis kurz nach 9.35 Uhr um 15,49% auf 6,00 CHF nach.

cp/tp/jl