FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Rücksetzer am Vortag sind die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag im Plus gestartet. Damit kann der DAX die 12.600er-Marke zurückerobern, unter die er am Vortag gefallen war. Der Index notiert 0,8 Prozent höher bei 12.618 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,6 Prozent auf 3.470 Punkte. Dabei wird an der Börse auf die Wall Street verwiesen, die sich nach Handelsschluss in Europa robust zeigte. Zudem wird darauf gesetzt, dass die anstehende Berichtssaison für das dritte Quartal ein paar positive Überraschungen liefert.

Die Stimmung trübte sich mit den Auftragseingängen aus Deutschland leicht ein. Dieser hat sich im August schwächer als erwartet entwickelt, was vor allem an fehlenden Großaufträgen lag. Über kurz unter lang wird nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, unter einem schwachen Auftragseingang auch die Produktion und damit die Beschäftigung leiden. Die Bilanz des Auftragseingangs 2022 sei bislang eine schwache. Dies zeige, dass es um die Weltwirtschaft derzeit nicht gut bestellt sei, dies bekomme die exportorientierte deutsche Industrie zu spüren.

Mit Sorgen blicken Händler zudem auf die Inflation in den Niederlanden. Sie sprang im September auf 14,5 Prozent nach 12,0 Prozent im Vormonat. Auch hier sind es vor allem die Energiepreise, die die Daten nach oben ziehen. "Das könnte als böses Omen für Deutschland gesehen werden, weil es die Hoffnung auf ein Inflations-Peak zunichte macht", so ein Händler. Denn bei den jüngsten deutschen Daten sei es darum gegangen, ob möglicherweise eine erneuter Aufwärtsimpuls drohe. Der Bund-Future reagiert kaum auf die Daten und handelt leicht höher. Der Euro notiert dagegen weiter knapp unterhalb der Parität zum Dollar.


   Europas Berichtssaison dürfte robustes Gewinnwachstum liefern 

Die Stoxx-600-Unternehmen dürften laut Analysten in der anstehenden Berichtssaison einen Gewinn- und Umsatzsprung von knapp 32 beziehungsweise 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausweisen, schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Zurückzuführen sei dies in erster Linie auf Versorger sowie auf Öl- und Gasunternehmen, die ihre Gewinne um 195 beziehungsweise um 156 Prozent ausgeweitet haben dürften. Mit Ausnahme der Hersteller von Grundstoffen mit minus 16 Prozent dürften aber auch die anderen Sektoren ein robustes Profitwachstum von zwei bis 39 Prozent verzeichnet haben.

Zusätzlichen Rückenwind erhielten die Gewinne vom schwachen Euro sowie von der hohen Inflation. Aktuelle Schätzungen deuteten auf eine ebenfalls hohe Gewinndynamik im vierten Quartal hin, ehe diese dann im Jahr 2023 zum Stillstand kommen soll. Die Annahme stagnierender Gewinne im Jahr 2023 könnte sich nach Aussage von Stephan allerdings als zu optimistisch erweisen. Überdurchschnittlich viele Unternehmen könnten die für 2023 gesteckten Ziele wegen der sich abkühlenden Weltkonjunktur kappen, was Gewinnrevisionen nach sich ziehen würde. Zwar dürfte der Stoxx-600 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp elf bereits deutliche Gewinnrückgange einpreisen. Sollten sich diese aber materialisieren, wären europäische Aktien nicht mehr sonderlich günstig bewertet.


   Shell nach Zwischenbericht im Plus 

Unter Druck gegen einen positiven Gesamtmarkt stehen die Aktien von Shell nach ihrem Zwischenbericht. Die Titel fallen in London um 3,8 Prozent. Hier belastet vor allem die Erwartung geringerer Handelsumsätze im Bereich Integrated Gas. Die Analysten von RBC nennen den Bericht im Vorfeld der Zahlen zum dritten Quartal enttäuschend, denn zu den geringeren Beiträgen aus dem Integrated-Gas-Bereich komme ein weiterer Abfluss von Working Capital hinzu. Sie erwarten daher sinkende Konsensschätzungen für Shell.

Leicht positiv für Merck KGaA (+1,5%) werten Händler erste Aussagen vom Kapitalmarkttag. Vor allem, dass die mittelfristigen Ziele aller Voraussicht nach erreicht werden dürften, gebe Planungssicherheit für langfristige Anleger.

Für die jüngst stark gebeutelte Aktie von CS Group geht es um 2,8 Prozent nach oben, nachdem die Analysten von JP Morgan den Wert auf "Neutral" hochgestuft haben sollen.


   Einrichtungshauskette will Home24 übernehmen 

Seit dem Börsengang hat sich die Aktie von Home24 bis zum Vortagesschluss nahezu gesiebtelt, auf dem nun erreichten Niveau gibt es einen Käufer, der bereit ist, einen hohe Prämie zu bezahlen. Die Einrichtungshauskette XXXLutz will den Online-Möbelhändler übernehmen. XXXLutz kündigte ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot durch die RAS Beteiligungs GmbH für alle ausstehenden Home24-Aktien zum Preis von je 7,50 Euro an. Darüber hinaus zeichnet XXXLutz eine zehnprozentige Kapitalerhöhung zu einem Aktienpreis von 7,50 Euro, wodurch Home24 rund 23 Millionen Euro frisches Kapital zufließen.

Die Analysten von Jefferies stufen dies als "Marktkonsolidierung innerhalb eines schwierigen Marktumfeldes für E-Commerce und den Home & Living-Markt ein. Für die Aktie von Home24 geht es um 123,4 Prozent auf 7,43 Euro nach oben. Profiteur ist auch die Aktie des Mitbewerbers Westwing (+17,8%), die nun als potenzieller Übernahme-Kandidat gesehen werden könnte.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.469,91        +0,6%       22,19     -19,3% 
Stoxx-50                3.439,41        +0,4%       13,14      -9,9% 
DAX                    12.617,67        +0,8%      100,49     -20,6% 
MDAX                   23.273,48        +1,3%      290,78     -33,7% 
TecDAX                  2.819,21        +0,8%       22,13     -28,1% 
SDAX                   10.891,07        +0,8%       82,82     -33,7% 
FTSE                    7.059,08        +0,1%        6,46      -4,5% 
CAC                     6.006,35        +0,3%       20,89     -16,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,05                    +0,02      +2,23 
US-Zehnjahresrendite        3,78                    +0,02      +2,27 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:29  Mi, 18:11    % YTD 
EUR/USD                   0,9912        +0,3%      0,9925     0,9873   -12,8% 
EUR/JPY                   143,35        +0,3%      143,41     142,77    +9,5% 
EUR/CHF                   0,9701        -0,1%      0,9710     1,0175    -6,5% 
EUR/GBP                   0,8736        +0,1%      0,8731     0,8749    +4,0% 
USD/JPY                   144,61        -0,0%      144,56     144,64   +25,6% 
GBP/USD                   1,1346        +0,2%      1,1317     1,1285   -16,2% 
USD/CNH (Offshore)        7,0417        -0,4%      7,0411     7,0755   +10,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.209,79        +0,7%   20.348,89  20.074,49   -56,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  87,85        87,76       +0,1%      +0,09   +24,8% 
Brent/ICE                  93,43        93,37       +0,1%      +0,06   +27,0% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 179,69       173,69       +3,4%      +5,99  +170,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.723,64     1.716,08       +0,4%      +7,56    -5,8% 
Silber (Spot)              20,68        20,73       -0,2%      -0,05   -11,3% 
Platin (Spot)             926,48       921,95       +0,5%      +4,53    -4,5% 
Kupfer-Future               0,00         3,53          0%          0   -20,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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October 06, 2022 03:43 ET (07:43 GMT)