Um den 5,3 Milliarden Euro schweren Deal zu retten, wollen sie in den nächsten Tagen auf Hedgefonds zugehen, die ihre Stada-Aktien nicht oder nur zum Teil angedient hatten, wie mehrere mit den Erwägungen vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters sagten. "Wenn sie zu festen Zusagen bereit sind, könnte man einen neuen Anlauf wagen", sagte einer der Insider. An Stada sind Bain und Cinven nach Angaben von Vorstandschef Matthias Wiedenfels aber noch nicht herangetreten.

Wiedenfels setzt vorerst auf Eigenständigkeit. "Wir waren ja nicht auf der Suche, sondern machen ganz normal weiter mit dem, was wir uns vorgenommen haben", sagte er. Mit Hilfe der neuen Eigentümer wollte er größere Übernahmen in Angriff nehmen, die Stada alleine nicht finanzieren kann. "Unsere Aktionäre haben anders entschieden und dieses Votum haben wir selbstverständlich voll und ganz zu akzeptieren", sagte Wiedenfels. Bain und Cinven wären für einen neuen Versuch auf die Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat angewiesen. Andernfalls müssten sie sich nach dem Aktiengesetz ein Jahr gedulden, bis sie ein neues Angebot machen dürfen. Es bestehe "überhaupt kein Anlass", über ein anderes Angebot zu spekulieren, sagte der Stada-Chef. Er habe auch keinen "Masterplan B oder C", den er mit Bain und Cinven besprechen wolle. Die Bieter wollten sich zunächst nicht äußern.

Die Finanzinvestoren hatten sich nach monatelangem Poker um das Unternehmen aus Bad Vilbel bei Frankfurt gegen die Rivalen Advent und Permira durchgesetzt. Mit einem Gebot von 66 Euro je Aktie hatten sie nach Einschätzung von Experten die Möglichkeiten voll ausgereizt. Trotzdem hatten sie damit keinen Erfolg: Nur 65,5 Prozent der Stada-Aktionäre nahmen die Offerte an - zwei Prozent weniger, als Bain und Cinven zur Bedingung gemacht hatten. Als das Scheitern bekannt wurde, brach die Stada-Aktie um bis zu acht Prozent auf 56,51 Euro ein. Die Hoffnung auf einen neuen Anlauf trieb sie wieder über die Marke von 60 Euro.

"GIER IST SCHLECHT"

Stada-Aktionär Shareholder Value Beteiligungen (SVB) gab spekulativen Investoren die Schuld am Scheitern. Das Angebot sei an der "Gier weniger Aktionäre gescheitert (...), die sich in einem Bieterwettbewerb offensichtlich noch höhere Prämien erhofft hatten", schrieb Vorstand Reiner Sachs in einer Stellungnahme unter dem Titel "Gier ist schlecht". SVB habe seine Stada-Aktien komplett angedient. Er sehe aber eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es einen neuen Anlauf zur Übernahme von Stada geben werde - entweder von Bain und Cinven, den unterlegenen Rivalen Advent und Permira oder einem bisher unbekannten Dritten. Sie müssten mindestens den gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate bieten, der bei mehr als 63 Euro liegt. Auch Analyst Oliver Reinberg von KeplerCheuvreux hält es für möglich, dass Bain und Cinven nachträglich doch noch ans Ziel kommen.

Einen Präzedenzfall gibt es: McKesson war im ersten Anlauf zum Kauf des Pharmahändlers Celesio am Widerstand des Hedgefonds Elliott gescheitert, doch der US-Konzern rettete die Übernahme im Nachhinein mit Unterstützung des Celesio-Vorstands und des Großaktionärs Haniel. Elliott allein ins Boot zu holen, war aber einfacher als die Zustimmung von annähernd zwei Dutzend Fonds zu erhalten, die im Lauf der Übernahmeschlacht bei Stada eingestiegen waren.

Der Kauf von Stada wäre eine der größten Übernahmen von Finanzinvestoren in Deutschland gewesen. Spekulationen um ein höheres Angebot der chinesischen Shanghai Pharma hatten Hedgefonds im Mai zum Einstieg zu Kursen von mehr als 66 Euro bewegt. Um keinen Verlust zu machen, hielten sie einen Teil ihrer Aktien zurück. Damit hätten sie die Übernahme zu Fall gebracht, hieß es in Finanzkreisen. Aber auch von den 27 Prozent Kleinanlegern - darunter viele Apotheker und Ärzte - dienten viele ihre Papiere nicht an.