Genf (awp) - Steigende Kosten, Lieferengpässe und die Corona-Pandemie in China: Im vergangenen Jahr haben eine Reihe von Störfaktoren die Profitabilität des Prüf- und Zertifizierungskonzerns SGS unter Druck gesetzt. Einsparungen, höhere Preise und eine Erholung in China sollen SGS zurück in die Spur bringen.

SGS hatte bereits Mitte November im Vorfeld eines Investorentreffens auf die gedämpften Wachstums- und Margen-Aussichten hingewiesen. Am Ende stieg der Umsatz im 2022 laut Mitteilung vom Donnerstag um 3,7 Prozent auf 6,64 Milliarden Franken, während das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis um 3,0 Prozent auf 1,02 Milliarden Franken und die dazugehörige Marge um 1,1 Prozentpunkte auf 15,4 Prozent zurückfielen.

Um Zu- und Verkäufe sowie Währungseinflüsse bereinigt wuchs SGS organisch mit 5,8 Prozent, wobei sieben kleinere Firmen erworben und ein Geschäft im Öl-Bereich abgestossen wurden. Zum Wachstum hätten alle fünf Divisionen einen Beitrag geleistet und knapp die Hälfte des Wachstums sei dank Preiserhöhungen zustande gekommen, erklärte Finanzchef Dominik de Daniel an einer Telefonkonferenz.

China auf Erholungskurs

Einen Dämpfer erlitt der Konzern in China. Nachdem sich das Geschäft von den im Frühjahr 2022 in chinesischen Grossstädten verhängten Lockdowns gut erholt hatte, belasteten kurz vor dem Jahreswechsel die massiv gestiegenen Covid-Fallzahlen die SGS-Aktivitäten im "Reich der Mitte" ein weiteres Mal.

Doch nun lichten sich die Wolken in China, wie Konzernchef Frankie Ng im Gespräch mit AWP ausführte. Die Covid-Fälle seien im Begriff zu sinken und spätestens nach Ende des chinesischen Neujahrsfests Anfang Februar dürften in der Rechnung von SGS Anzeichen einer Erholung sichtbar werden. Für das zweite Quartal und darüber hinaus seien die Aussichten für China noch besser, fuhr Ng fort.

Nebst der China-Erholung dürften weitere Preiserhöhungen und ein Restrukturierungsprogramm, das wiederkehrende Einsparungen von 50 Millionen Franken zum Ziel hat, zum Erfolg führen. Finanzchef de Daniel rechnet aber auch mit weiter steigenden Kosten etwa zum Energieverbrauch und für Geschäftsreisen.

Trotz aller Widrigkeiten und Unsicherheiten haben sich die Genfer im Jahr 2023 zum Ziel gesetzt, organisch im mittleren einstelligen Prozentbereich zu wachsen und das operative Ergebnis sowie die Marge zu verbessern.

Vorerst kein weiterer Aktienrückkauf

Unter dem Strich verblieb in der SGS-Rechnung 2022 unbereinigt ein Gewinn (nach Minderheiten) von 588 Millionen Franken nach zuvor 613 Millionen. Um Sondereffekte bereinigt stieg der Gewinn sogar leicht um 2,8 Prozent auf 689 Millionen. Wie erwartet soll die Dividende unverändert 80 Franken je Aktie betragen.

Von einem nächsten Aktienrückkaufprogramm wollte das Top-Management dagegen vorerst nichts wissen. Der Fokus liege auf nachhaltige Dividendenzahlungen und Investitionen ins operative Geschäft, sagte der Finanzchef. Im Dezember hatte SGS ein 250 Millionen-schweren Aktienrückkauf abgeschlossen.

Ein wichtiger Pfeiler der Strategie bleibt der Ausbau des Labor- und Firmennetzwerks. In diesem Jahr dürften die M&A-Aktivitäten laut de Daniel aber voraussichtlich in einem langsameren Tempo fortgesetzt werden. Vor allem fehle es derzeit an grösseren Kaufgelegenheiten, die zu SGS passten, stellte der Finanzchef fest.

mk/cg