Zürich (awp) - Der Warenprüfkonzern SGS wird am Dienstag, 21. Juli, Zahlen für das erste Halbjahr 2020 veröffentlichen. Insgesamt sechs Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2020E
(in Mio Fr.)             AWP-Konsens     H1 2019A   

Umsatz                    2'719           3'341         
org. Wachstum (in %)      -10,1             3,5               
adj. EBIT                   310             489        
adj. EBIT-Marge (in %)     11,4            14,6         

FOKUS: Angesichts dessen, dass die Coronakrise sich markant auf den Umsatz und die Profitabilität von SGS ausgewirkt haben dürfte, interessiert insbesondere der Ausblick für das gesamte laufende Geschäftsjahr. Denn zwar liegt der Halbjahresumsatz - Währungs- und Devestitionseffekte inklusive - je nach Analystenschätzungen zwischen 15 bis 25 Prozent tiefer als vor einem Jahr. Ein Teil des Umsatzes dürfte aber nachgeholt werden, da eine Vielzahl der von SGS durchgeführten Test obligatorisch ist.

ZIELE: SGS steckte mitten in einem "strategischen Umbau", als die Covid-19-Pandemie zuerst den chinesischen Markt und dann den Weltmarkt ausbremste. Zum einen wurden zu wenig profitable Geschäftsfelder abgestossen, zum anderen ein Sparprogramm initiiert, das die wiederkehrenden Kosten um 90 Millionen Franken senken und Ende 2020 abgeschlossen sein soll. Insgesamt hat SGS so die operative Marge bereits dieses Jahr über die Schwelle von 17 Prozent drücken wollen. 2019 lag diese noch bei 16,1 Prozent, 2018 bei 15,6 Prozent. Welche mittelfristige Finanzziele SGS sich neu setzt, dürfte erst 2021 bekannt werden, ist doch der Investorentag von November dieses Jahres ins kommende Jahr verschoben worden.

PRO MEMORIA: SGS hat 2019 zwar an Wachstumsgeschwindigkeit eingebüsst, dafür spürbar an seiner Profitabilität geschraubt. Bei der Publikation des Geschäftsergebnisses im Februar sah Konzernchef Frankie Ng sich mit dem Sparprogramm auf gutem Kurs. Die Aktionäre profitierten davon durch eine höhere Dividende und einem noch in der ersten März-Hälfte ausgeführten Aktienrückkaufprogramm.

Für Unruhe gesorgt hat im Februar zwischenzeitlich der Abschied der Familie von Finck aus dem SGS-Aktionariat. Die deutsche Industriellenfamilie hat auf einen Schlag 12,7 Prozent aller SGS-Aktien abgestossen und ihre Beteiligung damit auf unter 3 Prozent gesenkt. Die von Fincks gehörten davor rund ein Vierteljahrhundert lang zu den Grossaktionären von SGS.

Zu einem Wechsel kam es beim Posten des Verwaltungsratspräsidenten - dieser wird seit Ende März von Calvin Grieder gehalten.

Im Laufe der Coronakrise mehrfach kommuniziert hat der SGS-Konzern seine Position als Partner in der Medizinalforschung, insbesondere in der Impfstoff- und Wirkstoffforschung.

AKTIENKURS: Die SGS-Aktien waren mit viel Rückenwind ins laufenden Kalenderjahr gestartet: Nach einem Plus von über 20 Prozent im Jahr 2019 haben sie bis am 28. Januar - dem Tag der Ergebnispublikation - nochmals um rund 9 Prozent zugelegt und ihr bisheriges Allzeithoch von 2876 Franken erreicht. Seither haben der Ausstieg der Familie von Finck und danach die Coronakrise den Aktienkurs stark unter Druck gesetzt. Momentan bewegt er sich mit rund 2430 Franken rund 9 Prozent unter dem Kurs von Anfang Jahr und hat sich damit schwächer entwickelt als der SMI.

ab/jr/jg