WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Kohlefaserspezialist SGL Carbon hat dank seines Sparprogramms im Sommer weiter zugelegt. Obwohl das Unternehmen gestiegene Preise für Rohstoffe, Energie, Transport und Logistik nur teilweise an seine Kunden weitergeben konnte, stiegen Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Der Vorstand sieht SGL nach schwierigen Jahren daher auf Kurs zu seinen Zielen für 2021, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.

An der Börse kam dies gut an. Der Kurs der SGL-Aktie legte am Morgen zeitweise um gut sechs Prozent zu. Um die Mittagszeit gehörte das Papier mit einem Plus von 4,8 Prozent auf 9,14 Euro immer noch zu den stärksten Titeln im Nebenwerte-Index SDax. Seit dem Jahreswechsel hat sich der Kurs inzwischen verzweieinhalbfacht. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre steht jedoch ein Minus von fünf Prozent zu Buche.

Im dritten Quartal erzielte SGL einen Umsatz von knapp 247 Millionen Euro und damit fast neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) sprang um gut 40 Prozent auf fast 37 Millionen Euro nach oben. Der Überschuss legte von rund zehn Millionen auf fast 25 Millionen Euro zu - auch weil im Vorjahr eine hohe Abschreibung angefallen war. Im vierten Quartal erwartet SGL nun eine stabile Umsatz- und Ertragslage.

Angesichts dessen hält der Vorstand um SGL-Chef Torsten Derr an seinen im Sommer erhöhten Prognosen fest. Demnach soll der Umsatz in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro erreichen. Der bereinigte operative Gewinn soll zwischen 130 und 140 Millionen Euro liegen, und das Konzernergebnis soll leicht positiv ausfallen. Die gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport dürften aus heutiger Sicht nur begrenzte Auswirkungen auf die Prognose haben, hieß es.

SGL hat schwierige Jahre hinter sich. Strukturelle Veränderungen in wichtigen Branchen wie Automobil und Luftfahrt machten dem Unternehmen zu schaffen. Außerdem waren 2019 Planungsfehler bekannt geworden. Das Unternehmen musste seine Prognose zurücknehmen und auch seine mittelfristigen Ambitionen begraben. Der damalige Chef Jürgen Köhler nahm den Hut.

Danach traf die Corona-Pandemie das Unternehmen deutlich. Rote Zahlen waren die Folge. Im Herbst 2020 kündigte der neue Chef Torsten Derr ein umfangreiches Sparprogramm an: Unter anderem sollte jede zehnte Stelle wegfallen. Der Umbau habe einen wesentlichen Teil zu der Umsatz- und Ergebnisentwicklung im dritten Quartal beigetragen, hieß es nun.

An SGL Carbon sind die Autobauer BMW und VW sowie BMW-Großaktionärin Susanne Klatten über ihre Beteiligungsgesellschaft Skion beteiligt./stw/men/jha/