Siemens Gamesa will angesichts des anhaltenden Preisdrucks in den kommenden zwei Jahren weltweit weitere 600 Arbeitsplätze streichen und unter anderem damit 600 Millionen Euro einsparen. Die Stellen sollen vor allem im Geschäft mit Windturbinen für den Einsatz an Land und in Verwaltungsfunktionen wegfallen, erklärte Vorstandschef Markus Tacke in einem Brief an die Belegschaft am Dienstag. "Das sind keine einfachen Zeiten", aber die Mitarbeiter zögen mit, hieß in dem Schreiben. Das Unternehmen müsse wettbewerbsfähiger werden, da der Preisdruck in der Branche zumindest kurzfristig anhalte. Ein Ende der Sparprogramme sei nicht in Sicht: "Wir müssen uns weiterhin dem Marktumfeld anpassen", sagte Tacke in Madrid. Im September hatte er den Abbau von bis zu 600 Stellen in Dänemark angekündigt.

Für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) erwartet er - anders als geplant - eine sinkende Umsatzrendite, weil sich Projekte im lukrativeren Geschäft mit Windrädern auf hoher See auf die Jahre 2021 und 2022 verschöben. Es werde ein "Übergangsjahr", sagte Tacke. Eigentlich hatte Siemens Gamesa für 2019/20 auf eine bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von acht bis zehn Prozent gehofft. Doch das werde zwei Jahre länger dauern, räumte der Vorstandschef ein. In diesem Geschäftsjahr seien nur 5,5 bis 7,0 Prozent drin - das ist weniger als die 7,1 Prozent, mit denen Gamesa 2018/19 am unteren Ende der eigenen Erwartungen gelandet war.

BEREINIGUNG DER BRANCHE

Der Umsatz lag mit 10,2 Milliarden Euro - ein Plus von zwölf Prozent - im Rahmen der reduzierten Erwartungen. Der Nettogewinn verdoppelte sich auf 140 Millionen Euro. Von den 10,2 bis 10,6 Milliarden Euro Umsatz, die Siemens Gamesa im laufenden Jahr erwartet, seien 90 Prozent durch vorliegende Orders abgedeckt.

Die Aktionäre zeigten sich ernüchtert, die im spanischen Leitindex Ibex-35 notierte Aktie brach um neun Prozent ein. Langfristig werde Siemens Gamesa von der Bereinigung der Branche profitieren, sagte Tacke. Mit Senvion ist ein Konkurrent bereits insolvent, und auch der ehemalige indische Senvion-Eigentümer Suzlon Energy ächzt unter einem Schuldenberg. Von Senvion hat sich Siemens Gamesa kürzlich für 200 Millionen Euro die attraktivsten Teile einverleibt. Der Zukauf soll das Ergebnis ab 2022 um 50 Millionen Euro aufbessern. Man werde bei der Konsolidierung weiterhin eine aktive Rolle spielen, sagte Tacke.

Er versuchte den Mitarbeitern die Sorge zu nehmen, dass die Übernahme der Rotorblatt-Produktion von Senvion im benachbarten Portugal zu einem Stellenabbau in Spanien führen werde. Mit dem Werk verringere Siemens Gamesa die Abhängigkeit von Zulieferern in Asien, betonte der Vorstandschef.

Siemens Gamesa gehört zu 59 Prozent der Siemens AG. Mit der Abspaltung des Energiegeschäfts wird das Unternehmen im nächsten Jahr Teil von Siemens Energy. Für Gamesa werde sich damit wenig ändern, meint Tacke. "Wir sind und bleiben ein unabhängiges und börsennotiertes Unternehmen." Relativ gesehen werde Gamesa für Siemens Energy aber wichtiger sein als für Siemens heute.