Der US-Arzneimittelhersteller Merck & Co hat einem Medienbericht zufolge ein Auge auf das auf Krebsmittel spezialisierte Biotechunternehmen Seagen geworfen. Die beiden Firmen befinden sich in fortgeschrittenen Übernahmegesprächen, wie das "Wall Street Journal" am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Dabei werde ein Preis von 200 Dollar je Seagen-Aktie diskutiert. Zum Schlusskurs von Mittwoch von 175 Dollar je Aktie wird Seagen mit 32,24 Milliarden Dollar an der Börse bewertet, die Transaktion könnte rund 40 Milliarden Dollar schwer sein.

Seagen wollte den Bericht nicht kommentieren, Merck war zunächst nicht zu erreichen. Seagen-Aktien stiegen im vorbörslichen Handel an der Wall Street um rund fünf Prozent auf 184 Dollar, Merck fielen um ein Prozent.

Mit dem Zukauf könnte Merck sein Portfolio stärken, bevor sein Kassenschlager, die Krebsimmuntherapie Keytruda, 2028 die Vermarktungsexklusivität verliert, urteilte Wells-Fargo-Analyst Mohit Bansal. Keytruda brachte dem Konzern im vergangenen Jahr einen Umsatz von 17,2 Milliarden Dollar ein und machte gut 35 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Seagen hat mehrere Krebsmittel in der klinischen Entwicklung und vier zugelassene Medikamente, die im vergangenen Jahr zusammen auf einen Umsatz von mehr als eine Milliarde Dollar kamen.

Laut "Wall Street Journal" wollen die beiden Unternehmen das Geschäft am Tag der Bekanntgabe der Quartalszahlen von Merck am 28. Juli oder früher besiegeln. Für die Pharmabranche wäre es wohl der erste Megadeal in diesem Jahr. 2021 hatte der britische Pharmakonzern AstraZeneca für 39 Milliarden Dollar das US-Biotechunternehmen Alexion übernommen, für AstraZeneca war es der mit Abstand größte Zukauf. Zuletzt waren angesichts sinkender Aktienkurse und steigender Kreditkosten mehrere große Transaktionen abgesagt worden, darunter der Verkauf der britischen Apothekenkette Boots durch Walgreens.