MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Immobilien-Marktplatz Scout24 (Immoscout24) hat in den ersten neun Monaten weiter von der hohen Nachfrage nach Wohnungen profitiert. Das Wachstumstempo fiel dabei aber im dritten Quartal etwas geringer aus als noch davor. Zudem wurde die Prognose für die Marge im laufenden Jahr gesenkt - dabei sind jetzt allerdings auch die jüngsten Zukäufe von Vermietet.de und Propstack enthalten. Diese sind zumindest bisher nicht so profitabel wie das Stammgeschäft.

Von Januar bis Ende September sei der Umsatz um rund neun Prozent auf 287 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit legte um 4,5 Prozent auf knapp 165 Millionen Euro zu. Umsatz und operatives Ergebnis fielen wie die neuen Jahresziele im Rahmen der Analystenprognosen aus. Die im MDax notierte Aktie pendelte zum Handelsauftakt um den Vortagsschlusskurs.

Beim Erlös rechnet der Online-Marktplatz im laufenden Jahr jetzt mit einem Anstieg um rund neun Prozent und damit am oberen Rand des bisher in Aussicht gestellten Wachstums im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Etwas vorsichtiger ist das Management beim Blick auf die Profitabilität geworden. Bei der Marge gemessen am Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit rechnet es jetzt mit 57 bis 58 Prozent.

Zuvor hatte das Unternehmen bis zu 60 Prozent - dem Vorjahreswert - in Aussicht gestellt. In der alten Prognose war allerdings zum Beispiel noch nicht die übernommene Plattform Vermietet.de enthalten. Mit dieser wurde das Angebot für private Vermieter erweitert. Kurzfristig wird aber der Umsatzbeitrag noch gering sein, hatte es bei der Übernahme geheißen. Zudem werde der Zukauf wegen anstehender Investitionen auf die Profitabilität des Konzerns drücken.

Die neuen Prognosen sind für Aktienanalysten keine große Überraschung. Die von Bloomberg erfassten Experten gingen in diesem Jahr bisher von einem Umsatz von 385 Millionen Euro aus - das wäre ein Plus von knapp neun Prozent. Beim operativen Gewinn lag die Durchschnittsschätzung vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen bei rund 218 Millionen Euro. Die Erwartung für die Marge lag demnach bei knapp 57 Prozent und damit am unteren Rand der jetzt vom Unternehmen in Aussicht gestellten Spanne.

In den ersten neun Monaten lag die Marge innerhalb des neuen Zielkorridors, der für das laufende Jahr angepeilt wird. Sie sei von 60 Prozent im Vorjahr auf 57,4 Prozent gesunken. "Mit der Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten des Jahres liegen wir voll im Zielkorridor unserer Guidance", sagte Finanzvorstand Dirk Schmelzer. "Gleichzeitig hat sich in diesem Zeitraum das Ergebnis je Aktie - auch aufgrund unserer Aktienrückkäufe - um 18 Prozent überproportional erhöht."

Das Unternehmen hatte zudem vor Kurzem den Rückkauf von weiteren Aktien für bis zu 200 Millionen Euro angekündigt. Mit dem Erwerb von eigenen Anteilen wollen Unternehmen unter anderem den Aktienkurs aufpolieren. Wenn die Papiere - wie zuletzt bei Scout24 - nach dem Kauf dann eingezogen werden, sinkt die Zahl der Aktien und das erzielte Ergebnis der verbliebenen Anteile steigt. Die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufprogramms gab den in diesem Jahr schlecht gelaufenen Scout24-Anteilen etwas Auftrieb.

Trotz der leichten Gewinne seit Anfang November hinkt das Papier seit einiger Zeit dem Markt hinterher. In diesem Jahr gab der Kurs bis Mittwochabend rund sechs Prozent nach, während der MDax um gut 17 Prozent kletterte. Nach den Zahlen zum dritten Quartal und der konkretisierten Prognose legte die Aktie im frühen Handel zuletzt leicht auf 63 Euro zu. Scout24 war 2014 von der Deutschen Telekom an die Finanzinvestoren Hellman & Friedman (H&F) und Blackstone verkauft worden.

Diese brachten das Unternehmen 2015 für 30 Euro je Aktie an die Börse. Nur ein paar Jahre später wäre Scout24 beinahe wieder vom Kurszettel verschwunden. Doch der Finanzinvestor Hellman & Friedman der das Unternehmen zurückkaufen wollte, scheiterte im Frühjahr 2019 mit seinem Gebot für 46 Euro je Aktie. Ende des gleichen Jahres kam der Finanzinvestor dann bei seiner früheren Tochter dennoch zum Zuge - zumindest zum Teil. Für knapp drei Milliarden Euro ging die Autovermittlungsplattform AutoScout24 dann eben doch an H&F. Seitdem konzentriert sich Scout24 auf das Geschäft mit Immobilien./zb/mis/jha/