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Zürich, 25. September 2017

Zahlungsbilanz und Auslandvermögen der Schweiz

2. Quartal 2017

Übersicht

Der Leistungsbilanzüberschuss betrug im 2. Quartal 2017 19 Mrd. Franken. Er fiel damit um 1 Mrd. Franken geringer aus als im Vorjahresquartal. Einem tieferen Einnahmenüber- schuss bei den Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) und bei den Diensten stand ein höherer Einnahmenüberschuss im Warenhandel gegenüber. Zudem war der Ausga-

benüberschuss bei den Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) etwas niedriger als im Vorjahresquartal.

Aus den in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen resultierten im 2. Quartal 2017 sowohl auf der Aktivseite (52 Mrd. Franken) als auch auf der Passivseite (40 Mrd. Franken) hohe Nettozugänge. Auf der Aktivseite war der Nettozugang vor allem auf die «Übrigen Investitionen» und die Währungsreserven zurückzuführen. Auf der Passivseite wiesen insbe- sondere die Direktinvestitionen einen hohen Nettozugang aus, was mit Übernahmen von Unternehmen in der Schweiz durch ausländische Investoren zu begründen war. Bei den

«Übrigen Investitionen» resultierte ebenfalls ein Nettozugang von Passiven, während die Portfolioinvestitionen einen Nettoabbau verzeichneten. Insgesamt wies die Kapitalbilanz unter Berücksichtigung der Derivate einen positiven Saldo von 12 Mrd. Franken aus.

Das Nettoauslandvermögen sank im 2. Quartal 2017 um 20 Mrd. auf 820 Mrd. Franken: Der Bestand der Aktiven stieg um 12 Mrd. auf 4512 Mrd. Franken, der Bestand der Passiven um 32 Mrd. auf 3692 Mrd. Franken. Zwei Faktoren waren dafür verantwortlich, dass die Passiven stärker anstiegen als die Aktiven, obwohl sich aus den Transaktionen der Kapitalbilanz ein positiver Saldo ergab. Zum einen verzeichneten die Aktiven aufgrund des tieferen US-Dollars Wechselkursverluste. Die Aktiven reagieren deutlich stärker auf Wechselkursschwankungen als die Passiven, da der überwiegende Anteil der Aktiven in Fremdwährung gehalten wird.

Zum anderen wurden auf der Passivseite Kapitalgewinne aufgrund von Kurssteigerungen an

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der Börse verzeichnet. Da der Anteil der Dividendenpapiere bei den Passiven höher ist als bei den Aktiven, beeinflussen Veränderungen der Aktienkurse die Passiven stärker als die Aktiven.

Leistungsbilanz Einnahmen

Die Einnahmen aus dem gesamten Warenhandel fielen mit 79 Mrd. um 1 Mrd. Franken tiefer aus als im Vorjahresquartal. Ausschlaggebend für den Rückgang waren einerseits tiefere Ein- nahmen aus dem Handel mit Gold zu nicht-monetären Zwecken; sie sanken um 1 Mrd. auf 18 Mrd. Franken. Andererseits reduzierten sich die Nettoeinnahmen aus dem Transithandel

um 1 Mrd. auf 6 Mrd. Franken. Im Gegensatz dazu erhöhten sich die Einnahmen aus den Wa- renexporten gemäss Aussenhandelsstatistik (Total 1) um 1 Mrd. auf 55 Mrd. Franken: Wäh- rend die Ausfuhren der Bijouterie und Juwelierwaren sowie der Metalle zunahmen, waren die Ausfuhren von Maschinen und Elektronik rückläufig.

Im Dienstleistungshandel mit dem Ausland entsprachen die Einnahmen von 29 Mrd. Franken dem Wert des Vorjahresquartals. Eine Zunahme war beim Tourismus, den Finanzdiensten und den Lizenzgebühren zu verzeichnen, die Einnahmen aus Geschäftsdiensten gingen dagegen zurück.

Aufgrund tieferer Einnahmen aus den Kapitalanlagen im Ausland - insbesondere aus den Direktinvestitionen - sanken die Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) gegen- über dem Vorjahresquartal um 2 Mrd. auf 33 Mrd. Franken. Die Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) nahmen um 1 Mrd. auf 11 Mrd. Franken zu.

Ausgaben

Die Ausgaben im gesamten Warenhandel beliefen sich auf 63 Mrd. Franken und verringerten sich damit um 2 Mrd. Franken gegenüber dem Vorjahresquartal. Rückläufig waren insbeson- dere die Ausgaben im Handel mit Gold zu nicht-monetären Zwecken; sie sanken um 3 Mrd. auf 15 Mrd. Franken. Die Ausgaben für Warenimporte gemäss Aussenhandelsstatistik (To- tal 1) nahmen hingegen um 2 Mrd. auf 46 Mrd. Franken zu: Den grössten Zuwachs verzeich- neten chemisch-pharmazeutische Produkte sowie Textilien, Bekleidung und Schuhe.

Die Ausgaben für Dienstleistungsimporte fielen mit 25 Mrd. um 1 Mrd. Franken höher aus als im Vorjahresquartal. Die Zunahme war hauptsächlich von den Telekommunikations-, Compu- ter- und Informationsdiensten sowie den Geschäftsdiensten getrieben.

Die Ausgaben bei den Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) lagen mit

31 Mrd. Franken auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Die Ausgaben bei den Sekundärein- kommen (laufende Übertragungen) verringerten sich um 1 Mrd. und beliefen sich auf 13 Mrd. Franken.

Medienmitteilung Saldo

Der Leistungsbilanzüberschuss betrug 19 Mrd. Franken und fiel damit um 1 Mrd. Franken tie- fer aus als im Vorjahresquartal. Er ergab sich aus der Summe aller Einnahmen von 151 Mrd. Franken abzüglich der Summe aller Ausgaben von 132 Mrd. Franken.

Kapitalbilanz Nettozugang von Aktiven

Der Nettozugang von Aktiven betrug insgesamt 52 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: Nettozu- gang von 40 Mrd. Franken). Dabei wiesen die «Übrigen Investitionen» einen Nettozugang von 49 Mrd. Franken aus (2. Quartal 2016: Nettozugang von 21 Mrd. Franken): Geschäfts- banken in der Schweiz erhöhten ihre Forderungen sowohl gegenüber Banken als auch gegen- über Kunden im Ausland. Die Währungsreserven verzeichneten infolge von Devisenkäufen der Nationalbank einen Nettozugang von 19 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: Nettozugang von 23 Mrd. Franken). Dementgegen ergab sich bei den Direktinvestitionen ein Nettoabbau von 15 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: Nettoabbau von 5 Mrd. Franken). Dies war darauf zurück- zuführen, dass Unternehmen in der Schweiz Kredite gegenüber Schwestergesellschaften im Ausland abbauten. Wie im Vorjahresquartal glichen sich bei den Portfolioinvestitionen die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren ausländischer Emittenten durch inländische Investoren aus.

Nettozugang von Passiven

Auf der Passivseite der Kapitalbilanz resultierte insgesamt ein Nettozugang von 40 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: Nettozugang von 34 Mrd. Franken). Dieser Nettozugang wurde vor allem von Übernahmen geprägt: Investoren im Ausland erwarben Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen im Inland. Letztere hatten sich bisher im Streubesitz von Investoren im In- und Ausland befunden. Diese Transaktionen prägten sowohl die Direktinvestitionen als auch die Portfolioinvestitionen. Die Direktinvestitionen wiesen einen Nettozugang von 48 Mrd. Fran- ken aus (2. Quartal 2016: Nettoabbau von 11 Mrd. Franken). Die Übernahmen zeigten sich insbesondere im Beteiligungskapital. Der Nettoabbau von Passiven bei den Portfolioinvesti- tionen in Höhe von 27 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: Nettozugang von 1 Mrd. Franken) widerspiegelte den Verkauf der Aktien im Streubesitz durch die bisherigen Investoren im Ausland. Die «Übrigen Investitionen» zeigten einen Nettozugang von 19 Mrd. Franken

(2. Quartal 2016: Nettozugang von 44 Mrd. Franken): Er wurde vor allem durch eine Erhöhung der Verpflichtungen der Geschäftsbanken in der Schweiz gegenüber Banken im Ausland verursacht.

Saldo

Der Saldo der Kapitalbilanz belief sich auf 12 Mrd. Franken (2. Quartal 2016: 7 Mrd. Fran- ken). Er errechnet sich aus der Summe aller Nettozugänge von Aktiven abzüglich der Summe

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aller Nettozugänge von Passiven plus dem Saldo aus den Transaktionen mit Derivaten. Dieser positive Saldo der Kapitalbilanz entspricht der Zunahme des Nettoauslandvermögens auf- grund grenzüberschreitender Investitionen.

Auslandvermögen Auslandaktiven

Der Bestand der Auslandaktiven erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal um 12 Mrd. auf 4512 Mrd. Franken: Der Zunahme aufgrund der in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transak- tionen (Nettozugang von Aktiven: 52 Mrd. Franken) stand eine Abnahme infolge von Wech- selkursverlusten auf den auf US-Dollar lautenden Aktiven gegenüber. Bei den Hauptkompo- nenten der Aktivseite spielte eine Umklassierung eine wesentliche Rolle: Im Rahmen einer Umstrukturierung eines Konzerns wurden Kredite, die bisher bei den «Übrigen Investitionen» ausgewiesen wurden, neu bei den Direktinvestitionen verbucht. Der Bestand der Direktinves- titionen nahm dennoch um 2 Mrd. auf 1554 Mrd. Franken ab, da gleichzeitig hohe Wechsel- kursverluste und Desinvestitionen verzeichnet wurden. Der Bestand der «Übrigen Investitio- nen» nahm trotz der Umklassierung um 15 Mrd. auf 828 Mrd. Franken zu, und zwar insbe- sondere aufgrund der hohen Transaktionen (Nettozugang von Aktiven: 49 Mrd. Franken). Die Währungsreserven nahmen um 8 Mrd. auf 739 Mrd. Franken zu. Die Aktiven der Portfolio- investitionen fielen vor allem aufgrund von Wechselkursverlusten um 9 Mrd. auf 1300 Mrd. Franken. Die Derivate blieben mit 90 Mrd. Franken nahezu unverändert.

Auslandpassiven

Der Bestand der Auslandpassiven stieg gegenüber dem Vorquartal um 32 Mrd. auf 3692 Mrd. Franken. Ausschlaggebend für die Zunahme waren vor allem die Direktinvestitionen, deren Bestand infolge der umfangreichen, in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen um

46 Mrd. auf 1306 Mrd. Franken stieg. Der Bestand der Portfolioinvestitionen sank trotz des hohen Nettoabbaus von Passiven lediglich um 9 Mrd. auf 1116 Mrd. Franken; Grund dafür waren Kursgewinne von Aktien an der Schweizer Börse, die sich im Besitz ausländischer Investoren befanden. Der Bestand der «Übrigen Investitionen» sank um 6 Mrd. auf 1178 Mrd. Franken. Die Derivate blieben, wie auf der Aktivseite, mit 91 Mrd. Franken praktisch unver- ändert.

Nettovermögen

Das Nettoauslandvermögen sank gegenüber dem Vorquartal um 20 Mrd. auf 820 Mrd. Fran- ken, weil die Auslandpassiven (+32 Mrd. Franken) stärker zunahmen als die Auslandaktiven (+12 Mrd. Franken).

SNB - Swiss National Bank veröffentlichte diesen Inhalt am 25 September 2017 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 25 September 2017 07:06:03 UTC.

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