Zürich (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) streckt die Fühler in die Welt der dezentral organisierten Finanzlösungen (DeFi) aus. In einem Projekt mehrere Notenbanken sollen Aspekte von Devisentransaktionen mit digitalem Zentralbankengeld über DeFi-Protokolle ausgelotet werden.

Die "Mariana" genannte Projektanlage befasst sich mit automatisierten Market-Makern (AMM) für grenzüberschreitende Transaktionen, wie die SNB am Mittwoch mitteilte. Mittels digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) sollen dabei Devisengeschäfte in Franken, Euro und Singapur-Dollar zwischen Finanzinstituten abgewickelt werden. Dazu setzen die beteiligten Notenbanken laut SNB Protokolle aus dem dezentralisierten Finanzwesen (DeFi) ein, um in Zukunft eventuell Währungsmärkte und -abwicklungen zu automatisieren.

Devisentransaktionen auf der Blockchain

Neben der SNB sind auch die französische Zentralbank Banque de France, die Monetary Authority of Singapore und der Innovation-Hub der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) involviert. Ziel des Experiments sei es, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr "potenziell" zu verbessern und somit eines der Hauptziele der G20-Staaten zu unterstützt, schreibt die SNB.

Bei DeFi-Protokollen handelt es sich um sogenannte "Smart-Contract-Protokolle", die meist auf öffentlichen Blockchains basieren und etwa zum Betrieb von automatisierten Handelsplattformen für Krypto-Vermögenswerte wie Bitcoin genutzt werden. Das Projekt "Mariana" will den Angaben nach dazu voll automatisierte AMM-Protokolle nutzen, die Liquiditätspools mit Algorithmen kombinieren, um die Preise zwischen zwei oder mehr tokenisierten Vermögenswerten oder eben digitalen Zentralbankenwährungen zu bestimmen.

Weitere Projekte

"In Zukunft könnten ähnliche AMM-Protokolle die Grundlage für eine neue Generation von Finanzmarktinfrastrukturen bilden", heisst es dazu in der Mitteilung der SNB. Der Zeitplan sieht vor, dass bis Mitte 2023 eine Machbarkeitsstudie erstellt wird.

Die SNB beteiligte sich bereits an mehreren Projekten zu digitalem Zentralbankengeld. So schloss sie etwa zu Beginn des Jahres eine weitere Phase des Projekts "Helvetia" ab. Die damals zweite Testphase hatte sich damit befasst, ob ein solches System mit den bestehenden Kernbankensystemen der Finanzinstitute vereinbar ist.

Damals betonte die SNB zu den Ergebnissen der Tests, an denen sich auch Banken wie UBS, Credit Suisse und Goldman Sachs beteiligt hatten, dass es zwar möglich sei, CBDCs im Finanzsektor ("wholesale CBDC") einzuführen, dies aber von Seiten der SNB nicht geplant sei.

sta/uh