Zürich (awp) - Der Schweizer Franken ist nach dem Urteil der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiterhin deutlich überbewertet. Dies sagte Direktionsmitglied Andrea Maechler am Donnerstag gemäss Redetext in ihren Ausführungen am Mediengespräch zur geldpolitischen Lagebeurteilung. Handelsgewichtet habe sich der Franken insgesamt gegenüber dem Stand von Ende Juni wenig verändert.

Allerdings hätten sich die Franken-Wechselkurse nicht einheitlich entwickelt. Gegenüber dem Yen, Euro und Pfund etwa habe sich die hiesige Währung aufgewertet, gegenüber dem US-Dollar sowie Währungen von rohstoffexportierenden Ländern indessen abgeschwächt.

Das Marktumfeld bleibe dabei herausfordernd und geprägt von weltwirtschaftlichen und politischen Risiken, so Maechler weiter. Die SNB beobachte das Geschehen an den Devisenmärkten deshalb weiterhin mit grosser Aufmerksamkeit.

Der Negativzins der SNB entfalte am Geld- und Kapitalmarkt weiterhin die beabsichtigte Wirkung, erklärte die SNB-Direktorin weiter. Er mache das Halten von Frankenpositionen gegenüber anderen Währungen weniger attraktiv.

Mit Blick auf die aktuelle Lage an den Finanzmärkte erklärte Maechler unter anderem, das unerwartete Votum Grossbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union im Juni und den Präsidentschaftswahlen in den USA im November hätten bei den Investoren vorübergehend für Verunsicherung gesorgt. Insgesamt habe jedoch eine positive Risikostimmung vorgeherrscht.

So seien an den Anleihenmärkten die Renditen von Staatsanleihen mit hoher Bonität seit Mitte Jahr gestiegen. In den USA sei der Anstieg der Renditen besonders ausgeprägt ausgefallen. Mit dem globalen Renditeanstieg sei der Anteil der Staatsanleihen mit negativen Renditen weltweit von über 30% Ende Juni auf zuletzt etwa 20% zurückgegangen.

Laut Maechler kann diese Entwicklung einerseits als Schritt hin zu einer gewissen Normalisierung an den Anleihemärkten gesehen werden. Andererseits dürfe nicht übersehen werden, dass höhere US-Renditen und die damit verbundene Aufwertung des US-Dollars für einige Schwellenländer zur Belastung werden könnten.

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