Die Coronakrise wirkt sich auf viele Branchen aus – bei den Genußmitteln ist die Lage zweigeteilt. Während Restaurantbesuche in den letzten Monaten auf der Strecke blieben, verlagerte sich der Genuß in die eigenen vier Wände. Der Sektkonzern Schloss Wachenheim (WKN: 722900 / ISIN: DE0007229007) spürt diese Entwicklung deutlich.

Erfreulicher Blick zurück

Die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2019/2020 können sich durchaus sehen lassen. Der größte Sekthersteller Europas mit Schwerpunkten in Frankreich, Deutschland und Osteuropa konnte zwischen dem 1. Juli 2019 bis 31. März 2020 die Umsatzerlöse leicht um 1,5 Prozent auf 265,7 Mio. Euro steigern – während gleichzeitig die Zahl der verkauften Flaschen – umgerechnet in durchschnittliche 1/1 Flaschen – mit 168,1 Millionen Flaschen konzernweit leicht unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums (171,5 Millionen Flaschen) liegt. Unter dem Strich sorgten jedoch auch im dritten Quartal dieselben Effekte wie im ersten Halbjahr für rückläufige Ertragszahlen. Das EBIT liegt bei 15,3 Mio. Euro nach 20,2 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen 2018/19.

Belastungsfaktoren waren dabei abermals die Nachwirkungen der hohen Weinpreise aus der Ernte 2017 sowie Verschiebungen im Absatzmix. Daneben hat sich auch die erstmalige Einbeziehung der Vino Weinhandels GmbH auf die Sach- und Personalaufwendungen ausgewirkt. Auswirkungen der Coronakrise sollen laut Unternehmensangaben ebenfalls zu spüren gewesen sein, wenngleich der März erst in der zweiten Hälfte durch die Lockdown-Effekte aus dem normalen Vergleich herausfällt. Unter dem Strich sank der Konzernjahresüberschuss um rund 3,4 Mio. Euro auf 10,9 Mio. Euro. Das Ergebnis pro Aktie reduziert sich von 1,18 Euro auf 0,74 Euro.

Gesenkte Prognose für das Gesamtjahr

Während die Zahlen für die ersten neun Monate noch wenig Alarmismus verströmen, sorgt die andauernde Coronakrise im laufende vierten Quartal für eine schlechte Geschäftsentwicklung. Schloss Wachenheim reduzierte daher bereits vergangene Woche den Ausblick. Für das Geschäftsjahr 2019/20 geht man konzernweit von leicht unter dem Vorjahresniveau liegenden Absatzvolumina sowie von gegenüber 2018/19 stabilen Umsatzerlösen aus. Bislang lag die Prognose bei stabilen Absatzmengen und leichten Steigerungen der Umsatzerlöse.

Daneben wird ein operatives Ergebnis (EBIT) in einer Bandbreite zwischen 17,5 Mio. und 20,0 Mio. Euro (bisherige Prognose 20,0 Mio. bis 22,0 Mio. Euro) nach 23,0 Mio. Euro im Vorjahr prognostiziert. Die Erwartungen für den Konzernjahresüberschuss liegen – nach 16,0 Mio. Euro in 2018/19 – zwischen 12,0 Mio. und 14,5 Mio. Euro (bisherige Prognose 14,5 Mio. bis 16,0 Mio. Euro).

Die Produktpalette stimmt

Sekt ist die Basis von Schloss Wachenheim, allen voran die Marke Faber. Konzernweit sind neben Schaumwein und Perlwein heute aber auch entalkoholisierte Schaumweine und Weine (LIGHT live), sowie Wermut, Cider, Spirituosen, andere weinhaltige Getränke, alkoholfreie Kindergetränke (Robby Bubble) und nicht zuletzt hochwertige deutsche Qualitätsweine zentrale Sortimentsbereiche des Unternehmens. In Frankreich ist der Konzern mit Charles Volner, Muscador und Opéra sowie in Ostmitteleuropa mit Cin&Cin und Dorato aktiv und damit einer der weltweit führenden Hersteller von Schaum- und Perlweinen. Hinzu kommen zur eigenen Produktion auch Handelsunternehmen aus dem Weinbereich, wie zuletzt die Vino Weinhandels GmbH.

Aktienkurs unter Druck

Der Blick auf den Kurschart verrät: Die Aktie geriet mit Fortschreiten der Coronapandemie unter Druck. Es ging dabei von Kursen über 16 Euro im Februar auf bis zu Kursen knapp über 10 Euro nach unten. Seit dem Tiefpunkt Mitte März hat sich die Aktie wieder leicht bis auf die Range von 12-13 Euro vor gearbeitet.

Schloss Wachenheim-Chart: Börse Stuttgart

Mit Blick auf das zu erwartende EPS von 1,04 bis 1,24 Euro (Vorjahr: 1,38 Euro) dürfte die Dividende von zuletzt 0,50 Euro je Aktie nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Bei Kursen von 13 Euro ergibt sich daraus noch immer eine Dividenderendite von 3,8 Prozent. Charttechnisch spricht dagegen derzeit wenig für die Aktie. Das Papier notiert rund 19 Prozent unter dem GD200.

Fazit

Die Aktie von Schloss Wachenheim war in den letzten Jahren ein stabiler Dividendenlieferant. Nach neun Dividendenerhöhungen in Folge stagnierte die Ausschüttung im letzten Jahr jedoch auf dem Niveau von 0,50 Euro. War die Aktie auf dem damaligen Niveau durchaus teuer, hat sich das durch den Kurssturz im März deutlich geändert. Berücksichtigt man die gesenkte Gewinnerwartung mit einem 25-prozentigen Ertragsrückgang hat die Aktie noch etwas Nachholpotenzial gegenüber den Bewertungen vom Herbst, als die Aktie fast die 18-Euro-Marke erobern konnte. Die stabile Eigentümerstruktur mit dem Ankeraktionär Günther Reh AG sorgt zudem für Ruhe im Management und die Umsetzung der langfristigen Strategie.

Bildquelle: Pixabay / Pexels