Hergiswil (awp) - Im Aktionariat des Aufzug- und Rolltreppenherstellers Schindler kommt es zum Generationenwechsel. In den nächsten Jahren werden die durch einen Aktionärsbindungsvertrag verbundenen Familien Schindler und Bonnard ihre Anteile schrittweise an die nächste Generation übertragen.

Die Familienpools der 1874 gegründeten Firma planen die Umschichtung von Anteilen von der vierten zur fünften Generation. Dazu würden eine Reihe von grossvolumigen ausserbörslichen Aktien-Transaktionen vollzogen, teilte Schindler am Mittwoch in einem kurz gefassten Communiqué mit.

In den kommenden zwei Jahren sei deshalb aus heutiger Sicht mit bis zu 15 Transaktionen zu rechnen. Deren Wert werde je zwischen 20 Millionen und 350 Millionen Franken liegen, hiess es weiter. Eine erste Tranche im Umfang von rund 317 Millionen Franken sei bereits am 27. Dezember 2019 erfolgt.

Schindler bleibt in Familienbesitz

Der Schindler Konzern soll als Familienunternehmen langfristig in Schweizer Hand bleiben. Das ist das erklärte Ziel der Familien Schindler und Bonnard. Heute halten sie gemeinsam 71 Prozent der Stimm- und 44 Prozent der Kapitalanteile.

Auf Fragen dazu, wer künftig in den Familienpools das Sagen haben soll, gibt der Konzern zurzeit keine Antworten. Die Kommunikation am heutigen Mittwoch beziehe sich lediglich auf die vorgesehenen Umschichtungen von Anteilen, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage von AWP.

Mit den Veränderungen dürften der langjährige Konzernchef und heutige Verwaltungsrat Alfred Niklaus Schindler sowie sein ebenfalls im Verwaltungsrat sitzender Cousin Luc Bonnard ihren Rückzug vorbereiten. Von der fünften Generation sitzen Carole Vischer, eine Nichte von Schindler, und Bonnards Neffe Tobias Staehelin im Verwaltungsrat.

Alfred Niklaus Schindler als prägende Figur

Alfred Niklaus Schindler prägte wie kaum ein anderer die Geschichte des Traditionsunternehmens. Unter seinem Einfluss wuchs Schindler zu einem Weltkonzern mit heute über 65'000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von gut 11 Milliarden Franken heran. Er ist seit 1977 teil des Verwaltungsrats, leitete in den Jahren 1985 bis 2011 als Konzernchef das operative Geschäft und war von 1995 bis 2017 Präsident des Verwaltungsrats.

An den wichtigsten Schalthebeln des Betriebs hatte Schindler bereits vor Jahren seine Nachfolge geregelt. Das Präsidium hatte der frühere CEO und Vertrauensmann Silvio Napoli übernommen. Er arbeitet seit rund 30 Jahren für das Unternehmen. Zum CEO war 2017 der ehemalige China-Chef Thomas Oetterli aufgestiegen.

Oetterli strebt mit Schindler weiteres Wachstum an. "Wir wollen weiter Gas geben und das Wachstumsmomentum beibehalten", sagte er Ende Oktober anlässlich der Veröffentlichung von Geschäftszahlen. Den Umsatz hatte Schindler in den ersten neun Monaten 2019 in einem schwierigeren konjunkturellen Umfeld währungsbereinigt um knapp 6 Prozent gesteigert und für das Gesamtjahr peilt der Konzern ein Wachstum in Lokalwährungen zwischen 4 und 6 Prozent an.

An der Börse haben die Nachrichten zu den geplanten Umschichtungen im Aktionariat kein Erdbeben ausgelöst. Die Partizipationsscheine von Schindler verlieren in einem ebenfalls zur Schwäche neigenden Gesamtmarkt kurz vor Mittag 0,8 Prozent.

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