Ebikon (awp) - Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler hat im vergangenen Jahr die Coronakrise beinahe hinter sich gelassen und teilweise wieder die Niveaus von vor der Pandemie erreicht. Aber die Resultate sind auf dem Weg nach oben ins Stocken geraten. Und die Gegenwinde nehmen zu. Ein Gewinneinbruch steht bevor, was die Aktie in den Keller schickt.

Insgesamt hat Schindler im vergangenen Jahr den Umsatz um 5,6 Prozent auf 11,24 Milliarden Franken gesteigert, wie das Innerschweizer Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Der Betriebsgewinn EBIT kletterte um 13 Prozent auf 1,17 Milliarden Franken. Unter dem Strich erzielte Schindler einen Reingewinn von 881 Millionen Franken. Das sind fast 14 Prozent mehr als im ersten Coronajahr 2020.

Allerdings war Schindler in letzten Monaten immer mehr gebremst worden: Bis zum Sommer hatte der Gewinn um über 40 Prozent zugenommen. Davon ist nun nichts mehr übrig. Im Schlussquartal sackte das Ergebnis um 15 Prozent ab.

Lage dramatisch verändert

Das Umfeld habe sich drastisch verändert, sagte Verwaltungsratspräsident und CEO Silvio Napoli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: "Wir erleben einen einzigartigen Mix von Herausforderungen in fünf Bereichen." Zu schaffen machen Schindler der anhaltende Fremdwährungsdruck, die Unterbrüche in den Lieferketten, der Rückgang der Margen bei Neuinstallationen, die steigende Komplexität im Produktportfolio sowie die Marktabschwächung in China.

So seien die Kosten für Rohmaterialien und Logistik explodiert. Darüber hinaus kämpfe der Konzern mit einer Wachstumsschwäche durch Lieferkettenprobleme und Verzögerungen auf den Baustellen.

Hinzu kämen Produktionsprobleme, weil die Herstellung neuer Produkte noch nicht so schnell hochgefahren sei wie geplant und alte Produkte noch nicht so schnell ausgelaufen seien wie vorgesehen. Das erhöhe die Komplexität von Produkten und Komponenten. So habe beispielsweise die Zahl der Liftkabinen von vier auf sieben zugenommen, sagte Napoli. Man wolle wieder auf zwei oder drei Liftkabinen runter.

Und der äusserst wichtige Markt China befindet sich auf Talfahrt. "Unsere Prognose ist ein Abschwung von 5 bis 10 Prozent in diesem Jahr", sagte Napoli.

Gewinneinbruch im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2022 rechnet der Schindler-Oberboss mit einem Betriebsgewinneinbruch von ungefähr 20 Prozent. Um Gegensteuer zu geben, hatte Verwaltungsratspräsident Napoli vor drei Wochen überraschend auch das Amt des CEO von Thomas Oetterli übernommen und dem Konzern schlankere Führungsstrukturen verordnet. Oetterli sei aber nicht abrupt gegangen. Er bleibe als Berater bei Schindler, sagte Napoli.

Denn in den letzten Jahren sei der Rückstand auf die Konkurrenten grösser geworden. "Deren Marge ist besser als unsere", sagte Napoli.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Schindler zwar im letzten Jahrzehnt zwar stetig an Umsatz gewonnen hat. Aber die Margen kamen nicht vom Fleck.

"Die jetzige Struktur ist die beste für die heutige Situation." Napoli versicherte, kurzfristig keinen anderen CEO zu suchen. "Ich bleibe CEO für ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahren." So lange dürfte es dauern, bis die Probleme gelöst seien. Danach plane man wieder die Einsetzung eines CEO und er selber werde sich wieder auf das Verwaltungsratspräsidium konzentrieren, sagte Napoli.

Der düstere Ausblick verschreckte die Investoren, die auch mit einer höheren Dividende gerechnet hatten: Die Aktie fiel bis zum Mittag um über 5 Prozent, während der Gesamtmarkt SLI leicht im Plus lag.

jb/rw